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Test - ArmA 2 : Bug-verseuchte Militärsimulation

  • PC
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Superschützen in toller Optik

Dem selbst gesetzten realistischen Standard wird ArmA 2 nicht immer gerecht. Nervig ist es vor allem, wenn feindliche Soldaten plötzlich als Superschützen agieren oder aber uns durch Wände erkennen. Mission eins findet beispielsweise bei Nacht statt. Im Gegensatz zu den Gegnern ist das Razor-Squad mit Nachtsichtgeräten ausgestattet. Dennoch war es möglich, von den Feinden selbst im hohen Gras erkannt und mit einem Kopfschuss niedergestreckt zu werden. Die Folge: Neustart. Beim zweiten Versuch erkennt man uns hingegen überhaupt nicht, selbst wenn wir Schüsse auf sie abfeuern. Und beim dritten Versuch ... da konnten wir die Mission nicht abschließen, weil ein Skript nicht ausgelöst wurde. Insgesamt mussten wir die Mission also viermal neu starten.

Spaß macht das nicht, vor allem wenn man völlig perplex einem Funkspruch lauscht, der überhaupt nicht zu den aktuellen Geschehnissen am Bildschirm passt. Als wir vor einem Haus standen, fing unser Soldat plötzlich an, von einer Radarstation zu sprechen. Davon gesehen haben wir nichts, da sie, wie sich später herausstellte, zwei Häuser dahinter stand. Unser Soldat konnte somit durch Wände sehen, während der Squad-Leader lässig durch selbige spazierte. Die eigene Spielfigur gibt mitunter feindliche Positionen durch, die wir noch gar nicht hätten sehen dürfen. Das nagt an der Atmosphäre.

Dabei ist diese, sofern das Spiel in einem von zehn Fällen reibungslos funktioniert, sehr intensiv ausgefallen. Ihr fühlt euch als Teil eines Teams, als Teil einer Schlacht. Insbesondere die großen Schlachten, in denen mehrere Fahrzeuge wie Panzer, Humvees oder Helikopter beteiligt sind. Es kracht, es zischt, Gegner fallen zu Boden, ihr robbt durchs hohe Gras, zielt per Kimme und Korn. Das fühlt sich nicht nur toll an, sondern sieht auch so aus. Rauch wird beispielsweise durch den Wind realistisch korrekt weggeweht; auf weite Distanz sieht das Spiel fast schon fotorealistisch aus. Lächerlich wirken dagegen viele der Explosionen. Auch das Schadensmodell von Fahrzeugen oder Gebäuden ist fast überhaupt nicht vorhanden. Immerhin hat man seit der Preview-Fassung an den dynamischen Lichteffekten noch ein wenig gearbeitet. Diese sehen nun noch besser aus, wenn auch die Nachteinsätze optisch einiges gegenüber ihren Pendants bei Tag einbüßen.

Wirklich opulent sieht Chernarus aus der Luft aus. Dummerweise ist es weder in der Kampagne noch in den belanglosen und langweiligen Einzelspielerszenarien möglich, einen Helikopter oder gar Kampfjet selbst zu steuern. Hierfür müsst ihr die Waffenkammer betreten, in der ihr Vehikel und Waffen nach Lust und Laune ausprobieren könnt. Weitere Objekte lassen sich durch zufallsgenierte Missionen freischalten. Spielt ihr zum Beispiel gerade ein bisschen mit einem Scharfschützengewehr herum, kann es vorkommen, dass das Spiel euch einen Eliminierungsauftrag erteilt. So mussten wir an einer Kreuzung einen feindlichen General erledigen. Hierfür legten wir uns auf einen Hügel und verpassten ihm durch die Windschutzscheibe seines Jeeps eine Kugel in den Kopf. Der Rest sollte klar sein: Der feindliche Konvoi wurde alarmiert und jagte uns. Zum Glück hat die KI in diesem Moment gut mitgespielt, sodass wir uns im hohen Gras ohne Probleme verstecken konnten - Nervenkitzel pur.

Überhaupt hat man das Gefühl, dass ArmA 2 deutlich weniger Probleme verursacht, wenn die Missionen simpel aufgebaut sind. Es ist zwar schön, wenn man den Vorstand oder die Spieler via Powerpoint-Präsentation mit den Möglichkeiten der eigens entwickelten künstlichen Intelligenz beeindruckt, letztlich muss sie aber auch funktionieren. Und das klappt anscheinend nur, wenn das Spiel weniger zu berechnen hat.

Nichts zu berechnen gibt es dagegen im Mehrspielermodus, der es sogar erlaubt, die Kampagne kooperativ mit drei weiteren Mitspielern zu zocken. Aufgrund der hohen Komplexität der Steuerung sind Warfare-Spiele im Moment fast ausschließlich für Clans geeignet. Zumindest unserer Erfahrung nach klappt das Zusammenspiel auf Public-Servern fast überhaupt nicht. Death- beziehungsweise Team-Deathmatches oder Gebietsverteidigungen funktionieren, wenn man von einzelnen Verbindungsbrüchen absieht, dagegen recht ordentlich. Aber: Da auf weite Distanz das hohe Gras ausgeblendet wird, bringt es nichts, sich in diesem zu verstecken - man ist sofort sichtbar. Im direkten Vorgänger ist man dieses Problem mit einem einfachen, aber effektiven Trick umgangen - warum nicht also auch in ArmA 2? Bohemia Interactive hat somit deutlich Nachholbedarf. Hoffen wir nur, dass man der Community nicht die Arbeit überlässt. Denn anhand des umfangreichen, aber schwer zu bedienen Editors lassen sich neben kleineren Einzelspielereinsätzen auch ganze Kampagnen erstellen. Und wer die Vorgänger kennt, weiß: Die Community hat's drauf.

Fazit

Jens Sobotta - Portraitvon Jens Sobotta
Was würdet ihr davon halten, wenn ich das Review wie folgt geschrieben hätte: „ArmA 2 stekt vollär Bugz. Es ischt fascht unsbielpar“. Ihr würdet entsetzt den Kopf schütteln, oder? Denn entweder habe ich mich nicht bemüht oder das Lektorat hat auf kompletter Linie versagt. Genau das ist aber bei ArmA 2 passiert. Anscheinend wurde das Spiel vor seinem Release nicht ausgiebig getestet, vielleicht war es den Entwicklern egal, vielleicht wurden sie zu einem sofortigen Release gezwungen. Wir wissen es nicht. Laut Aussage von Bohemia Interactive ist ArmA 2 ein komplexes Spiel, bei dem es nicht einfach sei, die einzelnen Stränge zu einem gesamten zusammenzuziehen. Es sei somit nicht verwunderlich, dass alles nicht so funktioniert, wie es funktionieren sollte. Eine fast schon beschämende Aussage. Der Kunde ist kein Beta-Tester und sollte auch nie als solcher missbraucht werden. Wenn die Jungs von Bohemia Interactive es nicht hinbekommen, ihr Spiel ohne diese massiven und den Spielspaß deutlich zerstörenden Bugs zu veröffentlichen, dann sollten sie es vielleicht komplett sein lassen. Denn so verspielt ArmA 2 leichtsinnig sein komplettes Potenzial. Schade.

Überblick

Pro

  • 225 Quadratkilometer große Spielwelt
  • dynamische Kampagne
  • packende Schlachtfeldatmosphäre
  • viele Optionen und Möglichkeiten
  • hübsche Optik

Contra

  • tonnenweise Bugs
  • BUGS!!
  • nicht einsteigerfreundlich
  • keine intuitive Steuerung
  • Befehlserteilung zu kompliziert
  • lachhafte Physik
  • Haben wir schon die Bugs erwähnt?

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