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Special - Valheim : Allein im Wikingerland, Teil 1: Ein schwieriger Start

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Leicht ist es nicht, das Leben als Nordmann. Valheim macht mir das von Beginn an unmissverständlich klar. Während ich im großen Valhalla von Ubisoft ziemlich entspannt plündern, erkunden und bauen kann, muss sich mein Krieger hier alles im Schweiße seines Angesichts erarbeiten. Und zwar wirklich alles! Aber ich fange von vorne an ...

Ein rudimentärer Avatar und eine zufällige Spielwelt sind schnell erstellt. Wenige Momente später setzt mich ein großer Rabe irgendwo im Nirgendwo ab. Als Abgesandter von Göttervater Odin soll ich seine mächtigen Feinde aufspüren und vernichten, um die Ordnung im Reich Valheim wiederherzustellen. Doch bis dahin dürfte es ein weiter Weg sein, denn gerade bin ich mit nicht mehr als einem Lendenschurz ausgestattet.

Etwas planlos klopfe ich zunächst die grundlegende Steuerung ab: Laufen, Springen, Schlagen, Treten, Blocken und Abrollen gehen einfach von der Hand. Schnell merke ich, dass sich meine Fähigkeiten in den einzelnen Kategorien durch simplen Einsatz verbessern. So lange ich bereits nach wenigen Minuten kräftiger zu, was die angreifenden Greyling-Monster und Echsen zu spüren bekommen.

Dann folgt die erste Hürde: ein Fluss. Weil mein Wikinger über wenig Ausdauer verfügt, ist mir bereits nach ein paar Schwimmzügen klar, dass ich niemals heil ans andere Ufer kommen werde. Zum Glück finden sich ein Stück weiter einige Felsen im Wasser, auf denen ich einen Zwischenstopp zur Erholung einlegen kann. Auf der andere Seite angekommen, entdecke ich inmitten eines kleinen Waldstücks eine halb verfallene Hütte. Das scheint mir ein guter Platz für eine Rast zu sein. Es geht auch nicht anders, denn mein Wikinger friert, hat Hunger und ist erschöpft.

Alles braucht Zeit

Mit ein paar Pilzen und Beeren kann ich den grummelnden Magen besänftigen und meine Lebensenergie kurzzeitig erhöhen. Gegen die Kälte wiederum hilft eine Feuerstelle. Anschließend baue ich aus etwas Holz eine Werkbank, an der sogleich eine Steinaxt hergestellt wird, mit der sich Bäume fällen lassen. Mit weiterem Holz flicke ich die kaputte Hütte und stelle darin ein Bett auf, in dem sich mein Wikinger endlich ausruhen kann.

Der Schlafplatz dient gleichzeitig als Spawnpunkt, an den ich nach dem Ableben zurückkehre. Und das passiert in der Folge häufiger: Mehrfach erwischen mich Feinde, zweimal verbrenne ich mir den Hintern am eigenen Lagerfeuer und einmal werde ich von einem gefällten Baum erwischt. Mit jedem Neustart gehen ein Teil meiner Kraft und alle Gegenstände aus dem Inventar verloren. Zum Glück kann ich mir alles im neuen Anlauf zurückholen, wenn ich meinen Sterbeort erneut aufsuche. 

Auch wenn es vielleicht nicht so scheint: Valheim frisst viel Zeit! Das, was ich in den bisherigen Absätzen geschildert habe, ist nicht in wenigen Minuten, sondern rund drei Stunden passiert. Weitere gehen dafür drauf, mein Lager mit einem massiven Zaun vor Feinden zu sichern: Weil das Projekt nach reichlich Holz verlangt, muss ich das umliegende Waldstück in mühevoller Handarbeit roden. Als alles mitsamt zweier Türen verbaut ist, fühle ich mich wie die Leute in den bekloppten Hornbach-Werbespots.

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Weitere Verbesserungen rufen nach neuen Materialien. Auf der Suche nach Feuersteinen laufe ich ein gutes Stück am Flussufer entlang. Leider ist meine Tragekapazität schneller erschöpft, als ich gedacht hatte. Also muss ich zurück zum Lager, nicht benötigte Gegenstände ablegen und mich erneut auf den Weg machen – so vergehen wieder einige Minuten. Solche Umstände nerven aber kein Stück, sondern helfen mir, Fehler in meinen Abläufen und Handlungen zu erkennen. Ohne Planung und Weitsicht geht fast nichts, also überlege ich mir, was ich als Nächstes tun will und bereite mich entsprechend darauf vor.

Immer wichtig sind intakte Waffen, genug Proviant und Platz im Inventar. Holz oder Steine sind schwer und wenn ich zu viel schleppe, bleibt mein Wikinger vor Erschöpfung einfach stehen. In den nächsten Stunden entferne ich mich darum nie weit von meinem Lager, um die Risiken gering zu halten. Neue Gebiete liegen nämlich unter einem Nebel, der sich erst auflöst, wenn ich dorthin gehe. Zudem muss ich mir Wege sowie Orte einprägen, denn sie werden auf der Karte nicht markiert. Mein Spawnpunkt wird dagegen angezeigt, so dass ich jederzeit zurück ins Lager finden kann.

Auf ins Unbekannte

Nachdem ich das Gebiet rund um meine karge Behausung erforscht habe, setze ich mir ein neues Ziel: Ich will die erste mächtige Kreatur, den Hirsch Eikthyr, erledigen. Darauf muss ich mich ebenfalls vorbereiten. Von erlegten Hirschen und Wildschweinen habe ich genug Leder erhalten, um mir eine robustere Kleidung zu fertigen. Dazu verbessere ich meine Axt, stelle einen Bogen samt Pfeilen her, repariere alle Gegenstände und schaffe Platz im Inventar.

Etwas Proviant fehlt noch, aber das ist kein Problem: Ich hänge kurz zwei Fleischstücke über meine Feuerstelle, um sie zu garen. Leider lasse ich mich von Geräuschen außerhalb meines Lagers ablenken und ziehe los, um ein paar Greylings zu erledigen. Als ich zurückkomme, hat sich das Fleisch in Kohle verwandelt, mit der ich (noch) nichts anfangen kann. Wieder einmal merke ich, dass nichts in Valheim ein Selbstläufer ist. Die nächsten Fleischstücke nehme ich rechtzeitig vom Feuer.

Nun kann es losgehen. Auf einem Altar unweit meines Lagers muss ich zwei Hirsch-Trophäen als Opfer darbringen. Gleich darauf erscheint Eikthyr, der mich mit Rammattacken und Blitzschlägen begrüßt. Es entbrennt eine wilde Hatz durch das Unterholz, bei der ich im ersten Anlauf zu aggressiv vorgehe und von dem Biest überrannt werde. Beim zweiten Versuch halte ich Abstand, dosiere meine Ausdauer und feuere platzierte Pfeile ab – dagegen hat die Kreatur keine Chance.

Die Mühe lohnt sich einmal mehr, denn der Sieg bringt mir eine Verbesserung ein, die den Ausdauerverbrauch senkt. Zudem erhalte ich Material für die Herstellung einer Spitzhacke: Damit kann ich Metalle abbauen und den Erdboden absenken. Das verspricht eine ganze Reihe von Errungenschaften, doch ganz so leicht ist es natürlich nicht.

Denn ohne eine Schmelze nützt mir das Metall gar nichts. Die für den Bau erforderlichen Gegenstände erhalte ich allerdings nur im Black Forest, dem nächsten Gebiet. Schon bei den ersten zaghaften Ausflügen an den Rand des Waldes treffe ich auf stärkere Gegner wie die großen Brüder der Greylings und schwertschwingende Skelette. Mit meiner laschen Lederkleidung und einfachen Waffen wie Steinaxt oder Keule komme ich hier echt ins Schwitzen.

Außerdem muss ich mein Vorgehen im Kampf umstellen. Reichte für die bisherigen Feinde einfaches Draufhauen, spielen nun Paraden mit dem Schild und zeitlich abgestimmte Angriffe eine Rolle. In diesem Zusammenhang muss ich noch mehr auf meine Ausdauer achten, um nicht plötzlich hilflos dazustehen. Aber all diese Herausforderungen nehme ich sehr gerne an. Also baue ich mir auf einer kleinen Insel vor dem Wald ein weiteres Lager auf und bereite mich darauf vor, ins Unbekannte aufzubrechen ...

Zwischenfazit:

Was das winzige Team von Iron Gate Studio mit Valheim auf die Beine gestellt hat, ist wirklich beeindruckend! Dabei meine ich weder die Grafik noch den Sound. Der kantige Stil, die reduzierten Animationen und die Dudel-Musik besitzen zwar einen gewissen Charme. Aber sie sind nicht der Grund, aus dem ich Stunde um Stunde in der rauen Welt verbringe.

Es ist der schwerfällige und unnachgiebige Spielablauf, der mich fesselt und motiviert. So hart ich mir meine Erfolge erkämpfen muss, so sehr weiß ich sie zu schätzen. Jede Entwicklung und jeder neue Gegenstand verschaffen mir darum ein Glücksgefühl. Zudem kann ich mir ständig neue Ziele setzen und sie in aller Ruhe verfolgen. Denn trotz seines Anspruchs übt Valheim zu keiner Zeit Druck auf mich aus. Ich allein entscheide, was ich mache und wann ich es mache.

Die Kehrseite des Solisten-Daseins ist natürlich, dass ich nur sehr langsam vorankomme. Große Bauvorhaben oder lange Touren durch die Wildnis sind für mich noch Zukunftsmusik, weil ich eben alles allein erledigen muss. Doch gerade dieses entschleunigte Erlebnis schätze ich sehr. Also werde ich weiter auf einsamen Wikinger machen und versuchen, mich in der Welt von Valheim zu behaupten.

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