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Test - The Lion's Song : Episode 1: Silence

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In der ersten Episode von The Lion's Song, die gratis auf Steam zum Download verfügbar ist, spielt ihr Wilma, eine aufstrebende Komponistin. In knapp einer Stunde wird mit minimalistischer, aber sehr malerischer Grafik eine wunderbare Charakterstudie aufgebaut, in der ihr eine Reise durch Wilmas Seelenleben antretet – Selbstzweifel, Selbstfindung und Selbstverwirklichung stehen im Vordergrund. Auch für das Wiener Indie-Entwicklerstudio Mi’pu’mi Games spielte Selbstverwirklichung sicherlich eine große Rolle bei der Arbeit an diesem Titel.

Wilma ist eine Komponistin in Wien, ihr Stil jung und frisch. Doch mit ihrem neuesten Stück will es nicht so recht vorangehen. Zum ersten Mal spürt sie echten Druck und das kommende Konzert, bei dem sie der Star sein soll, verringert ihn nicht gerade. Da Wien voller Ablenkungen ist, sollen einige Tage in einer Hütte in den Alpen für die nötigen Konzentration sorgen. In klassischem 2-D-Point-&-Click-Schema verbringt ihr den Großteil des Spiels mit Wilma in besagter Hütte und sucht nach Inspiration.

Der kulturelle Hintergrund ist nur dezent eingeflochten und macht den Titel auch für Spieler ohne Österreich-Bezug oder historisches Hintergrundwissen problemlos spielbar. Lediglich in der deutschen Fassung wurde bei den Texten (Sprachausgabe gibt es grundsätzlich keine) versucht, in den Dialogen die Wiener Sprechweise der damaligen Zeit etwas einfließen zu lassen. Für den einen mag das charmant klingen, für den anderen eher aufgesetzt. Da ihr aber die meiste Zeit in Abgeschiedenheit verbringt, sollte das selbst für jene, die es als störend empfinden, kein Problem sein.

Kurz versinken

Obwohl die erste Episode nicht einmal eine Stunde dauert, wirkt sie nie gehetzt. Schon in kürzester Zeit schafft sie es, euch in das Szenario und Wilmas Gefühls- und Gedankenwelt hineinzuziehen. Trotz minimalistischer Farbpalette und 2-D-Grafik entsteht eine atmosphärische Dichte, die sich vor den großen Konkurrenten nicht zu verstecken braucht. Es wird im Grunde noch nicht einmal eine sonderlich umfassende Geschichte erzählt: Ihr habt eine Schreibblockade und müsst sie lösen – etwa durch das Ausblenden von Störfaktoren oder das Herausziehen von Inspiration aus allen möglichen Quellen, seien es Gewitterwolken oder ein Mathematikbuch.

Es ist vor allem die Geräuschkulisse, die viel zum Gesamtbild beiträgt. Auch die Komposition an sich ist wunderbar mit dem Gameplay verknüpft. Wenn ihr Inspiration aus einer bestimmten Quelle zieht, hört ihr die entsprechende Melodie und nach und nach fügt sich alles zu einem Gesamtwerk zusammen. Ihr gewinnt den Eindruck, mit euren Entscheidungen das fertige Stück selbst beeinflussen zu können. Damit erlangen auch die episodenspieltypischen Entscheidungsmöglichkeiten viel mehr Glaubhaftigkeit und Bodenständigkeit, wenn ausnahmsweise einmal nicht das Schicksal der gesamten Welt davon abhängt.

Alleine, doch nicht einsam

Es ist erstaunlich, wie viel Inhalt in knapp eine Stunde Spielzeit gepackt werden kann. Denn neben all der Auseinandersetzung mit sich selbst muss Wilma auch ihre Beziehungen zu ihren Mitmenschen hinterfragen. Als Fenster in die Außenwelt befindet sich in der Hütte eine absolute technische Neuheit: ein Telefon. Dessen Bedeutung wird in diesem Artikel natürlich nicht verraten, aber The Lion’s Song kann nicht nur eine Geschichte über Selbstverwirklichung sein …

The Lion's Song - Episode #1: Silence Launch Trailer
Vom Adventure The Lion's Song steht ab sofort die erste Episode namens Silence bereit.

Neben der kostenlosen ersten Episode werden noch drei weitere kostenpflichtig erscheinen, in denen ihr andere kreative Charaktere begleiten werdet, darunter einen Maler und eine Mathematikerin. Der Season Pass kostet rund 10 Euro. Auch wir werden die Serie natürlich weiterverfolgen.

Fazit

Markus Rohringer - Portraitvon Markus Rohringer
Poesie in Spielform

Auch wenn man sich als Redakteur fast immer die Finger verbrennt, wenn man ein Spiel als Kunst oder Poesie bezeichnet, schrecke ich bei The Lion’s Song dennoch nicht davor zurück. Ich bin eigentlich noch nicht einmal ein großer Fan von Pixelart, aber hier passt der minimalistische Stil perfekt. Der Titel beweist wieder einmal, dass atmosphärische Dichte nicht von Grafikpracht abhängt. Der echte Star ist aber definitiv die Sound-Kulisse. Sogar der Verzicht auf eine Sprachausgabe passt ins Konzept, da dadurch sowohl die Geräusche als auch die Musik viel besser zum Tragen kommen.

Für mich als Wiener bietet der Hintergrund des Spiels natürlich einen ganz besonderen Reiz, doch der Titel funktioniert auch sonst. Die Wiener Sprechweise in der deutschen Fassung ist zwar dezent gehalten (mich erinnert sie an die „Sissi“-Filme), könnte aber einige nerven. Episode 1: Silence erzählt eine Geschichte, die sich innerhalb der Protagonistin abspielt und nicht um sie herum – Action sucht ihr vergeblich, und das ist gut so. Mit knapp einer Stunde ist sie schon sehr kurz, aber vielleicht hätte eine Streckung der intensiven Erfahrung nur geschadet. Legt euch den kostenlosen Download zu. Geheimtipp!

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