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Special - Kolumne: Geheimniskrämerei : Spiele sind das neue Fort Knox

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Wieder einmal steht eine Messe vor der Tür: die Gamescom. Das heisst natürlich für uns Berichterstatter, so viele Termine mit so vielen Publishern wie möglich zu machen. Schließlich werden gerade auf Messen oftmals die Titel zum ersten Mal vorgestellt, die in den nächsten Jahren auf den Markt kommen. Wobei man ja mittlerweile sagen muss, dass solche Premieren fast nur noch auf Messen passiert. Sei es die E3, Gamescom oder die Tokyo Game Show. Und selbst auf den Messen werden Titel wie ein besonders großes Geheimnis präsentiert.

In einem kleinen, meist muffigen Raum spielt einer der Entwickler eine kurze Demo (oder besser gesagt: er lässt eine kurze Demo spielen, während er einen kleinen Vortrag hält und dann am Ende verschwindet). Alles unter den wachenden Augen des Publishers natürlich. Der ist generell immer mit dabei. Schließlich könnte der Entwickler zu viel verraten oder Dinge zeigen, die man noch nicht sehen soll. Direkten Draht zum Entwickler selbst hat man nur noch in den seltensten Fällen, da eben alles erst vom Publisher abgesegnet werden muss. Aus Sicht des Herstellers verständlich, für uns aber sehr schade.

Mir ist über die Jahre in der Branche aufgefallen, dass neue Titel immer mehr wie ein Staatsgeheimnis gehütet werden. Sei es, ein Interview zu erhaschen oder einfach mal ein paar Screenshots zu bekommen, die nicht schon mal überall zu sehen waren. Und Gott bewahre, man fragt nach bewegten Bildern! Diese zu bekommen ist oftmals schwerer, als eine Audienz beim Papst zu ergattern. Häufig landen neue Infos auch exklusiv auf amerikanischen Seiten mit der Begründung, das sei ja USA und somit ein anderer Markt.

Im Internet spielen solche Grenzen aber gar keine Rolle, denn auch deutsche User informieren sich auf US-Webseiten, wenn sie die Infos auf deutschsprachigen Seiten nicht bekommen. Doof für uns als deutsches Online-Magazinund schade, dass Publisher diese Problematik häufig nicht verstehen.

Hinzu kommen dann noch die ganzen Embargos, also Auflagen, die wir als Berichterstatter bekommen. Der Test zu Spiel X darf erst am Tag der Veröffentlichung des Titels auf die Website gestellt werden. Oder von der Preview-Version dürfen keine Videos und Bilder gemacht werden. Oder es sind nur Ausschnitte aus Level XY erlaubt. Schließlich ist es eine unfertige Version, die eventuell noch Bugs hat. Deswegen kann ich die Angst nachvollziehen, die Auflagen aber nicht unbedingt. Schließlich sollte dem Publisher doch wohl auch klar sein, dass bei einer Berichterstattung die Unvollkommenheit eines Spiels in einem solchen Stadium der Entwicklung berücksichtigt wird. Es ist schließlich noch kein fertiges Spiel einfach so vom Himmel gefallen, das ist auch jedem Spielejournalisten klar.

Letztendlich frage ich mich, warum diese ganze Heimlichtuerei notwendig ist? Bis zu einem gewissen Grad kann ich es verstehen, aber mittlerweile finde ich mehr als übertrieben, denn im Endeffekt reden wir hier immer noch von VIDEOSPIELEN! Etwas, das Kinder an Weihnachten mit leuchtenden Augen spielen. Oder Erwachsene nach Feierabend, um kurz zu entspannen. Meines Erachtens reden wir bei Spielen auch nicht von Kunst, weil auf jedes Spiel, das einen künstlerischen Ansatz hat, 100 weitere kommen, die keinen haben. Videospiele sind keine Dokumente, welche die Staatssicherheit gefährden, sondern ein Unterhaltungsmedium, das zum großen Teil von Jugendlichen konsumiert wird.

Natürlich ist das Medium Videospiele auch ein Business und Spiele dienen dazu, möglichst viel Gewinn in die Kassen zu spülen. Würden die Unternehmen weniger Gewinn machen, wenn sie etwas „offener" mit den Infos umgehen würden bzw. Entwickler nicht immer jegliche Infos vom Publisher absegnen müssten? Meiner Meinung nach nicht. Denn schließlich ist jede News doch auch Werbung für ein Spiel. Ich finde es auf jeden Fall sehr schade, das sich die Branche in dieser Hinsicht selbst so „ernst" nimmt.

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