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Special - Kolumne : Als Quereinsteiger zum Spieleredakteur

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    Die Zeiten, in denen der einmal eingeschlagene Berufsweg den Rest des Lebens bestimmte, sind lange vorbei. Trotz des schwierigen Arbeitsmarktes bieten sich uns hier und da immer wieder mal kleine, leicht zu übersehende Gelegenheiten, den gewohnten Weg zu verlassen und etwas Neues zu wagen. Wer Spieleredakteur werden will, kann es natürlich auch weiterhin auf direkte Art versuchen: Zocken, Studium, Zocken, Praktikum, Zocken, Volontariat, Burn-out, Spieleredakteur. Aber auch wenn ihr euch beruflich eigentlich schon ganz anders orientiert habt, könnt ihr immer noch als Quereinsteiger in der Branche Fuß fassen.

    Spieleredakteur sein ist ein Traum: Unmengen Geld fürs Zocken bekommen, auf Kosten der Firma in der Welt herumreisen und unzählige weibliche Fans, die nur darauf warten, einem die Abendstunden zu versüßen. Das bisschen Tippen lässt sich gemütlich aus dem Massagesessel erledigen und dick werden wir seit Kinect und Co. nun auch nicht mehr. Wenn ihr mir das alles jetzt tatsächlich geglaubt habt, muss ich euch leider enttäuschen: Spieleredakteur sein ist genauso Arbeit wie viele andere Berufe auch. Und wie jede andere Beschäftigung hat auch diese ihre Vor- und Nachteile. Der größte Pluspunkt ist aber, dass ihr euch mit einem tollen Thema beschäftigen dürft: Computer- und Videospiele.

    Spieleredakteure verbringen den lieben langen Tag vor der Konsole und werden dafür auch noch bezahlt, oder? Dass an diesem Vorurteil nichts dran ist, haben schon meine Kollegen Tim Hopmann und Yves Günther in ihrer Kolumne bewiesen. Glaubt ihnen, denn es stimmt. Dennoch ist das Zocken wichtig, denn am Anfang eurer Karriere steht die Begeisterung: Spielt, Leute, spielt! Auch, wenn Mutter, Vater, Lehrer, Freundin, Frau oder wer auch immer das als Zeitverschwendung abstempeln. Lasst euch nicht davon abbringen, das zu tun, was euch Freude bereitet und was ihr für richtig haltet. Es kann sich irgendwann noch als sehr wertvolle Erfahrung entpuppen. Ihr könnt viele Dinge, die zum Beruf des Spieleredakteurs gehören, auch später noch lernen, aber die ganzen Jahre mit dem Medium Computer- und Videospiele kann euch keiner mehr nachträglich einimpfen.

    Lernt, indem ihr Artikel tatsächlich lest, anstatt nur die schönen Screenshots zu betrachten oder zu den Meinungs- oder Fazitkästen vorzublättern. Es ist eine alte Weisheit, aber sie stimmt nach wie vor: Lesen bildet. Wenn ihr in einem bestimmten Bereich vorankommen wollt, saugt so viele Informationen darüber auf, wie ihr nur könnt. Und diskutiert, sagt eure Meinung, tauscht euch mit Freunden und in Foren aus oder schickt Leserbriefe an Redaktionen. Auch so haben schon manche Kollegen eine Tür in die Branche aufgestoßen. Durch all diese Kleinigkeiten übt ihr euch zudem darin, eure Spielemeinung auf verständliche Weise zu vermitteln.

    Die „normale" Karriere

    Wenn ihr nach der Schulzeit nicht studiert oder euch direkt als Praktikant in einer Redaktion beworben habt, seid ihr genau das Publikum, um das es in diesem Artikel geht. Es ist egal, welchen Beruf genau ihr gerade ausübt: Behaltet die Spielebranche im Blick und schreibt in eurer Freizeit für privat betriebene Seiten oder gründet eine eigene. So sammelt ihr Erfahrung und zudem auch gutes Bewerbungsmaterial für später. Habt ihr erst mal genug beisammen, sucht euch einen (Neben-)Job als Praktikant in einer Redaktion. Am besten wäre natürlich eine Spieleredaktion, aber ihr müsst nicht immer so direkt vorgehen und könnt durchaus auch mit einem Umweg über andere Themenbereiche auf dem gewünschten Weg landen. Wichtig in dieser Phase ist nur: Hört euch um, durchforstet die Webseiten, Twitter- und Facebook-Kanäle möglichst vieler Magazine nach Angeboten und versucht es ruhig mal mit Eigeninitiative. Je mehr Fühler ihr ausstreckt und je mutiger ihr handelt, desto wahrscheinlicher ist es, dass ihr einen Job bekommt. Und die Sache mit dem Mut solltet ihr nicht unterschätzen.

    Als Quereinsteiger in den Journalismus zu kommen, bedeutet nämlich häufig, dass ihr euch irgendwann dazu entscheiden müsst, euer gutes Gehalt in einem relativ sicheren Beruf für weniger Moneten in einem Praktikum einzutauschen, das euch vielleicht dennoch nicht weiterbringt. Es ist der Punkt, an dem es sich entscheidet: Springt oder lasst es bleiben. Niemand wird euch eine Garantie geben, dass alles gut wird. Aber ihr habt zumindest schon mal den berühmten Fuß in der Tür. Klappt es nicht auf Anhieb, versucht es wieder, bleibt dran, seid hartnäckig und vor allem: Lernt weiter, guckt bei den Profis ab, werdet besser, sammelt Feedback. Und mit etwas Glück treffen wir uns dann irgendwann als Kollegen auf demselben Spiele-Event - ich würde mich freuen!

    Der persönliche Weg

    Ich selbst bin Quereinsteiger und komme ursprünglich aus der Pflege, wo ich mich um körperlich und geistig schwerstbehinderte Menschen kümmerte. Der Sprung aus der Pflege zum Journalismus war kein kleiner. Vor allem, da ich gerne Pfleger war. Dennoch ließ ich in Absprache mit meinem damaligen Chef meine Wochenstunden kürzen, damit ich einer sehr reizvollen Nebenbeschäftigung nachgehen konnte: Redaktionsassistent bei einem Print-Magazin für sogenannte Consumer-Electronics. Schönerweise gehören zu diesem Bereich auch Computer- und Videospiele.

    Das Risiko hat sich letztendlich gelohnt, denn mir wurde bald eine Festanstellung als Volontär angeboten. Nach zwei Jahren Ausbildung war ich Redakteur und um viele Erfahrungen reicher. Danach war es nur noch eine Frage der Zeit, bis ich thematisch endlich bei den Spielen landete. Möglich war das alles nur, weil ich mein Leben lang gezockt und über alle möglichen Themen geschrieben habe - eben genau so, wie oben beschrieben. Und heute erinnere ich mich noch immer gerne an Teenager-Michi zurück, der Magazine wie Power Play und ASM las und dessen Traum es war, irgendwann auch ein Spieleredakteur zu sein. Neben dem Rockstar-Dasein natürlich. Aber das ist eine andere Geschichte ...

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