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Test - Okami HD : Göttlicher Wolf

  • PS3
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Als im Jahre 2006 Okami auf der PlayStation 2 das Licht der Welt erblickte, schwärmte die Fachpresse in den höchsten Tönen von dem Abenteuer im Zelda-Stil. Doch die Verkäufe blieben weit hinter den Erwartungen Capcoms zurück. Eine von Fans heiß ersehnte Wii-Umsetzung schaffte es ebenfalls nicht, dass Okami zu einem Mainstream-Klassiker wurde. Auf eine Fortsetzung müssen Anhänger der wölfischen Spielheldin nach wie vor warten, sieht man mal von einem Sequel auf Nintendos DS ab, doch wenigstens kommen PS3-Besitzer nun in den Genuss eines Remakes in High Definition exklusiv als Download-Spiel.

„Remake“ ist vielleicht nicht das richtige Wort, „Umsetzung“ trifft es schon eher. Das Entwickler-Team schnappte sich schlicht die Wii-Fassung und rechnete die Grafik in hochauflösende Bilder um. Das bedeutet also, dass ihr ein Videospiel vorgesetzt bekommt, das im Grunde auf einer sechs Jahre alten Grafik und der PlayStation-2-Hardware beruht. Das ist aber kein Beinbruch, was an der ungewöhnlichen Grafik von Okami liegt. Die gesamte Optik ist nämlich in einem wunderschönen Wasserfarbenstil gehalten.

Im Klartext: Die Grafik von Okami sieht aus, als wäre sie von einem japanischen Künstler gezeichnet, der mit Tusche und Wasserfarben sein Handwerk verrichtet. Das hochauflösende Update tut dieser speziellen Cel-Shading-Technik sichtlich gut: Das Bild wirkt noch mehr wie gemalt, die feinen Unebenheiten des Papiers sind dezenter und die Farbflächen sehen sauberer aus. Außerdem läuft das Spiel flüssiger und der verspätete Aufbau der Wegdetails ist weniger stark als noch in der PS2- und Wii-Fassung. Der berüchtigte Weichzeichnerfilter ist ebenfalls wieder mit von der Partie, ihr könnt ihn diesmal aber in drei Stufen justieren. Nicht geändert hat sich die eher geringe Polygonanzahl. Das bedeutet, dass die Figuren, aber auch die Landschaft sehr eckig wirken und der generelle Detailgrad recht niedrig ist. Das stört allerdings kaum, passt es doch zu dem stimmigen Malstil.

Eine japanische Legende

Wer sich an Okami wagt, sei gewarnt: Es gibt kaum ein japanischeres Spiel, gerade was die Inszenierung anbelangt: Die Geschichte, die Figuren, aber auch häufig eingeblendete Schriftzeichen lassen westliche Gemüter zuweilen verwirrt zurück. Japanische Alltagsgegenstände wie Reisbällchen oder Sake-Flaschen dürfte der eine oder andere nicht auf den ersten Blick erkennen. Dies und das enorm japanisch angehauchte Intro sowie der asiatische Humor sind sicher nicht jedermanns Sache. Überhaupt strotzt die Geschichte nur so vor Anspielungen auf die japanische Mythologie und Tradition. Überdies kommt das Spielgeschehen erst nach etwa zwei Stunden Spielzeit richtig in Fahrt. Etwas Sitzfleisch ist also angesagt, dafür werdet ihr mit einem wunderschönen und packenden Action-Adventure belohnt, das euch locker 20 Stunden an den Fernseher fesselt.

Okami HD - Launch Trailer
Passend zur Veröffentlichung von Okami HD im PlayStation Network gibt es hier den Launch-Trailer zum PS3-Titel.

Um was geht es denn eigentlich in dem japanophilen Abenteuer? Um ein Land, das einst von einem üblen Lindwurm namens Orochi belästigt wurde. Anstatt das Wesen weiterhin mit Jungfrauen zu füttern, trat ein Held dem mehrköpfigen Scheusal entgegen und besiegte den Fiesling mit der Hilfe einer legendären Wolfsgöttin. Es kommt, wie es in Videospielen kommen muss: Hundert Jahre später taucht der Orochi wieder auf, das ganze Land wird in Dunkelheit gehüllt und vom Tod geplagt und die Menschen werden in steinerne Statuen verwandelt. Zum Glück scheint auch die Wolfsgöttin wiedergeboren. Mit der Hilfe anderer Götter sowie einer vorlauten Laus als Begleiter macht sich die Wölfin auf, dem Land die Furchtbarkeit der Natur wiederzubringen, die Menschen zu retten und Orochi den grünen Drachenhintern zu verdreschen.

Wie Zelda, nur anders

Spielerisch wird euch eher gewohnte Kost geboten: Okami orientiert sich stark an Zelda und mischt die bewährten Genre-Zutaten mit einer Prise Rollenspiel. So könnt ihr Erfahrungspunkte sammeln und mit diesen eure Energie und andere Elemente hochleveln. Anders als in Zelda erinnern die alltäglichen Kämpfe mit Dämonenwesen an RPG-Gefechte: Das Spielgeschehen wechselt in eine Arena, wo ihr auf Knopfdruck auf die Schergen einschlagt respektive eure Wolfszähne einsetzt. Ein simples Kombosystem und das Ausweichen feindlicher Attacken machen das Kampfsystem zu einer amüsanten, allerdings nicht sonderlich anspruchsvollen Angelegenheit. Wie man es vom großen Vorbild kennt, müsst ihr die Umgebung nach versteckten Kostbarkeiten absuchen, erledigt Haupt- und Nebenaufgaben, erkundet Dungeons, sucht für Nebenfiguren bestimmte Gegenstände und löst einige kleinere Rätsel.

Seine Würze erhält das Spiel durch einen Zauberpinsel: Ihr könnt jederzeit auf Knopfdruck die Action „einfrieren“ und per Analog-Stick oder mittels PlayStation Move einen Pinsel über den Bildschirm bewegen. Mit Tuschestrichen manipuliert ihr so das Geschehen: Feinde bekommen einen Zusatzhieb ab, nicht erreichbare Früchte kullern vom Baum, defekte Wasserräder werden wie von Zauberhand wieder ganz, Felsbrocken geben den Weg frei, die Sonne erscheint am Nachthimmel, verdorrte Bäume blühen wieder. Das und vieles mehr wird durch die magische Malerei möglich. Nach und nach erlernt die Wölfin neue Zauberfähigkeiten, die mittels Pinsel eingesetzt werden.

Wie schon erwähnt, basiert Okami HD auf der Wii-Fassung. Das bedeutet, dass ihr per PlayStation Move die Bewegungssteuerung des Pinsels nutzen könnt. Nach etwas Gewöhnung geht das aber auch prima per PS3-Controller, das Move-Zubehör ist also kein Muss. Auf Sprachausgabe wird genau wie in den früheren Fassungen verzichtet. Die vielen und manchmal ermüdenden Dialoge erscheinen als Textboxen in deutscher Übersetzung. Nichts zu bemängeln gibt es an der exotischen, aber stimmungsvollen Musikuntermalung und den ordentlichen Sound-Effekten.

Fazit

von David Stöckli
Ich liebte Okami schon auf PS2 und Wii, an den spielerischen Qualitäten dieser Perle aus Japan habe ich somit auch in der neuesten Fassung keine Sekunde gezweifelt. Tatsächlich ist den Entwicklern eine sehr gute Umsetzung gelungen, wobei ich die Controller-Steuerung der Alternative per PS Move vorziehe. Erfreulich ist, dass die etwas betagte Grafik-Engine in HD einen erstaunlich frischen Eindruck hinterlässt. Die wahnsinnig stimmige und wunderschöne Aufmachung von Okami ist auf der PS3 so grandios wie noch nie. Wer bislang einen Bogen um das Abenteuer der göttlichen Wölfin gemacht hat, sollte sich spätestens jetzt auf die mystisch-japanische Drachenjagd begeben.

Überblick

Pro

  • wunderbar stimmungsvolle Inszenierung
  • gutes Level- und Quest-Design
  • originelle Zaubermalerei
  • gelungene Steuerung per PS Move oder Controller
  • großer Umfang

Contra

  • mäßige Gegner-KI
  • suboptimale Kameraführung
  • eckige Charaktere
  • zäher Spieleinstieg

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