Test - Lian-Li X360-Modding-Case : Schöner Wohnen für Konsolen?

Die eigentliche Arbeit fängt jedoch jetzt erst an. Im zweiten Schritt werden Festplatten aus der Originalbox gehämmert, Hauptplatinen abgeschraubt, Laufwerke ans Tageslicht befördert sowie Lufttunnel und das Kühlsystem zerlegt. Diese Dinge werden größtenteils im neuen Gehäuse weiterarbeiten, eigentlich tauscht Lian Li lediglich den Lüfter, den Lufttunnel und ein paar Schrauben aus. Etwas lückenhaft gibt die Anleitung nun Anweisungen, was zunächst wo eingebaut werden soll. Auch hier vergeht wieder ein ordentlicher Batzen Zeit.

Was ändert sich?

Irgendwann einmal habt ihr den Umbau abgeschlossen. Dank teilweise unsauber gefalzter Kanten im Inneren des XB01 und überhaupt nicht gefalzter beim Originalgehäuse könnten eure Hände durchaus ramponiert aussehen, wobei das nach dem endlich erfolgreichen Einbau in den schwarzen Aluminiumfeger gar nicht mehr ins Gewicht fällt. In vielerlei Hinsicht einfach nur fertig stellt ihr euch jetzt sicherlich die Frage, was die ganze Aktion gebracht hat.

Abgesehen vom schicken Design des Pracht-Towers, muss die Xbox 360 nun spürbar leiser ihre Runden drehen. Nach einem (hoffentlich) erfolgreichen Anschalten hält das neue Gehäuse auch direkt eine Überraschung parat: Tatsächlich wühlt die Konsole fast zwei Hände voll weniger Dezibel im Leerlauf auf, hier scheint der neue 120mm-Lüfter wahre Wunder zu wirken. Lange hält der Freudentaumel allerdings nicht an.

Bekanntermaßen schaltet die Xbox 360 erst beim Abspielen einer DVD ihre Turbine an. Und genau in diesem Punkt fehlt es an Verbesserungen. Um Microsofts Spieleplattform wirklich deutlich zu knebeln, müssten in Lian Lis XB01 genau hier beim Laufwerk die Hauptdämmungen vorgenommen werden. Tatsächlich dämmt der taiwanesische Hersteller diesbezüglich eigentlich fast gar nicht, sodass es im Vergleich zum Originalgehäuse nahezu unverändert die volle Dröhnung abgibt. Nur durch den besseren Gehäuselüfter können rund 5 bis 8 dB eingespart werden. Das ist zwar nicht wenig, aber bei weitem nicht genug. Eine vollständige Entkoppelung des Laufwerks oder gar ein voll gedämmter Schacht wäre genau das, womit sich eine Xbox 360 spürbar verbessern lassen würde.

Weiterhin unverständlich bleibt die fehlende Unterstützung offiziellen Zubehörs. Im Gegensatz zum Original-Case, fehlt beim XB01 eine Aufhängung für das W-LAN-Modul. Was nun? Gute Frage, da aufgrund des aalglatten Aluminiums nur der Griff zum Kleber bleibt.

Fazit

von Andreas Ludwig

Lian Lis Idee von einem neuen Anstrich ist ebenso innovativ wie schlecht umgesetzt. Leider. Denn die Verarbeitung und das Design an sich gehören zur gewohnten Spitzenklasse und würden jedes Wohnzimmer um eine tolle, wenn auch im Vergleich zum Original größere Heimat für die Xbox 360 bereichern. Letztendlich sprechen aber zu viele Gründe gegen den 100 Euro teuren Umbau. Die Ingenieure haben die wichtigsten Punkte einfach nicht zu Ende gedacht. Das von Grund auf laute DVD-Laufwerk wird, warum auch immer, nicht gedämmt, sodass der Austausch des Gehäuselüfters (was für sich genommen ein exzellenter Einfall war) nur ein Tropfen auf den heißen Stein bleibt. Die fehlende Aufhängung für offizielles Zubehör (wie das W-LAN-Modul) passt hier ganz gut ins unvollendete Bild. Neben der lückenhaften, schlecht übersetzten Anleitung liefert der Asiate nicht das dringend benötigte Spezialwerkzeug mit – diese beiden Punkte sind elementar für den Umbau. Somit gestaltet sich das ohnehin komplizierte Unterfangen noch nervenaufreibender. Das absolute Totschlagargument gegen das XB01 bleibt aber: Mit dem Einbau in den Aluminiumkracher erlischt eure Garantie. Gut, manche stört das nicht unbedingt, doch angesichts der größeren technischen Schwierigkeiten der Xbox 360 (Stichwort "Ring of Death") setzt ihr euch einem hohen Risiko aus. Nimmt man das hochwertige Gehäuse aus der Rechnung, bleibt unterm Strich nicht viel Gutes übrig. Für den normalen Benutzer lautet das Fazit daher Finger weg, nur waschechte Vollzeit-Modder könnten auf ihre Kosten kommen.

Überblick

Pro

• schönes Design
• hochwertige Verarbeitung
• etwas leiserer Betrieb

Contra

• Xbox-Garantie geht verloren
• immer noch zu laut
• offizielles Zubehör wird nicht unterstützt
• fehlendes Spezialwerkzeug
• komplizierter Umbau
• lückenhafte Anleitung
• zu teuer