Preview - L.A. Noire : Die Augen, Chico, die lügen nie

Verdachtsmomente

Unser Weg führt uns nun zum Ehemann der Ermordeten. Der hat seinen Bruder zu Besuch und ist alles andere als auskunftsfreudig. Es kommt zum Kampf. Wir fixieren den Gegner mit dem linken Trigger, hauen per Aktionstaste zu oder weichen seinen Schlägen zum Kontern aus. Das geschieht fließend, ohne dass erst störend in einen Kampfmodus gewechselt wird. Irgendwann schaffen wir es, die beiden zu überwältigen, und lassen sie ins Revier fahren. Eine Durchsuchung der Wohnung und Befragung der Nachbarn geben uns weitere Hinweise auf eine Bar und einen Großmarkt. Aber auch ein blutiges Hemd. Der Verdacht gegen den Ehemann wächst.

Dennoch entscheiden wir uns, die Vernehmung noch warten zu lassen und in der Bar weitere Informationen zu sammeln. Hier erfahren wir, dass sich die Tote dort Mut angetrunken hat, um ihrem Ehemann die Scheidungspapiere unter die Nase zu reiben. Zuletzt sei sie zum Großmarkt gegangen, um von einem dortigen Telefon ein Taxi zu rufen, da der Barkeeper keines erreichen konnte. Auch das ergibt sich wieder durch eine längere Vernehmung, in der wir erneut das gut funktionierende System verwenden und uns an der genialen Mimik der Charaktere erfreuen. Übrigens sollen die Dialoge weiterhin auf Englisch geführt werden, unterlegt mit deutschen Untertiteln. Sehr gut, denn die Sprachausgabe ist gewohnt exzellent und zuweilen mit süffigem Humor umgesetzt.

Viele Wege führen zum Ziel

Da sich der Großmarkt gleich gegenüber befindet, werfen wir einen Blick hinein. Vielleicht hat ja der dortige Händler etwas gesehen? Der war zumindest in der Nacht vor Ort, um illegal Alkohol zu verkaufen, was er nach einigem Nachfragen zerknirscht zugibt. Allerdings sei die Ermordete in ein Auto gestiegen und weggefahren. Tja. Eine Spur ins Leere, zumal die Beschreibung des Wagens nur vage ist. Kollege Galloway ist aber nicht zufrieden, er meint, wir sollten uns weiter umschauen. Vielleicht hinter der Seitentür?

Wir dringen in einen Lagerraum ein und es bestätigt sich, dass der Bursche ohne Lizenz Alkohol verscherbelt. Aber wir finden noch mehr. Nämlich Schmuck des Opfers und ein blutiges Skalpell. Noch bevor wir reagieren können, springt der Händler in seinen Wagen und flüchtet. Wir natürlich hinterher. Nach einer wilden Hatz gelingt es uns, so dicht neben den Wagen zu fahren, dass Galloway die Reifen zerschießen kann und wir den Flüchtigen inhaftieren. Schmuck der Toten, blutiges Skalpell, flüchtiger Verdächtiger. Der Fall ist gelöst, der Boss zufrieden. Oder doch nicht?

Interessant wird sein, dass ihr in L.A. Noire Fälle auf unterschiedliche Arten lösen könnt. So verrieten uns die PR-Leute, dass eine Befragung des Ehemanns uns ebenfalls auf die Spur des Händlers hätte bringen können. Denn der war offenbar schon länger hinter der jungen Dame her, die aber wollte nichts von ihm wissen. Auch kann es nötig sein, sich Informationen auf alternativen Wegen zu besorgen, wenn man in den Dialogen scheitert und bestimmte Antworten nicht bekommt. Das reizt natürlich, das Spiel mehrmals zu spielen und die anderen Wege herauszufinden.

Fazit

von Andreas Philipp

Ich bin ein Fan alter Thriller und Krimis. Schon deswegen hat L.A. Noire bei mir nicht nur einen Stein, sondern einen ganzen Felsen im Brett. Aber das allein ist nicht alles. Rockstar beweist sowohl technisch als auch spielerisch Mut zur Innovation. Bei den unfassbar grandiosen Gesichtsanimationen sitzt man bei jedem Dialog oder Verhör gebannt vor dem Bildschirm und versucht herauszufinden, ob uns das Gegenüber verarscht oder die Wahrheit sagt. Und das nicht nur als Eye-Candy, vielmehr ist es ein tolles und maßgebliches Spielelement. Aber alles andere weiß ebenso zu gefallen. Die Grafik sieht klasse aus, die Dialoge sind süffisant und von feinster Rockstar-Qualität, der ungewohnt ruhige Spielfluss von der Beweissammlung bis hin zur Verfolgungsjagd ist nahezu perfekt. L.A. Noire schafft es, verschiedene Genres wie Adventure, Third-Person-Action und interaktiven Film nahezu perfekt zu verschmelzen. Ganz großes Kino mit dem Zeug zum Meilenstein.