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Test - Kirby und der Regenbogen-Pinsel : Am Ende des Regenbogens

  • WiiU
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Zehn Jahre ist es nun her, dass sich Allzweckwaffe Kirby mit Kirby: Power-Malpinsel nicht nur neu erfand, sondern auch zeigte, welch Potenzial in den beiden Bildschirmen des mittlerweile betagten DS schlummerte. Trotz dieser kleinen, aber dennoch eindrucksvollen Vorstellung tut man sich bei Nintendo noch immer schwer, das bei der Wii U zu wiederholen. Der Großteil der hauseigenen Marken verzichtet auf die Experimentierfreude, die den DS binnen kürzester Zeit zu einem Magneten für kleine und große Innovationen machte. Dann muss wohl wieder der rosa Nimmersatt ran. Diesmal hört sein Abenteuer auf den nicht minder seltsamen Namen Kirby und der Regenbogen-Pinsel.

Entwicklerstudio HAL hat sein einstiges DS-Musterspiel für Wii U im Kern unangetastet gelassen. Kirby rollt also unentwegt durch farbenfrohe Welten und ignoriert jeden Tastendruck, den ihr tätigt. Ihr könnt so viel auf die Knöpfe drücken und hämmern, wie ihr wollt – Kirby verweigert seinen Dienst. Was also tun? Ganz einfach, nehmt den Stylus zur Hand. Mithilfe des kleinen Stiftes lassen sich auf dem Bildschirm des GamePads Linien zeichnen, auf denen Kirby entlangrollt. Stupst ihr unseren kugelrunden Protagonisten an, prescht er kurz nach vorne. Durch diese simple Mechanik manövriert ihr Kirby durch sieben unterschiedliche Welten, erwehrt euch der oftmals viel zu niedlichen Gegner und sammelt alles ein, was nicht niet- und nagelfest ist.

Auf dem Papier mag das langweilig klingen, in Kirby und der Regenbogen-Pinsel ist es aber das komplette Gegenteil. Nur woran liegt das? Wie schafft man es, dem Spieler trotz des Fehlens einer direkten Kontrolle das Gefühl zu geben, involviert zu sein, sodass er Spaß hat? Es ist die Mixtur aus gutem Level-Design und dem sich daraus ableitenden stetig steigenden Anspruch. Kirby und der Regenbogen-Pinsel ist weit davon entfernt, als schwer eingestuft zu werden, doch durch seine eigenwillige und trotzdem gut funktionierende Steuerung muss zuerst eine Umgewöhnung stattfinden. Das gelingt dem einen besser als dem anderen.

Sobald ihr allmählich verinnerlicht habt, wie das Spiel in seinen Grundzügen funktioniert, und es Gefahr läuft, monoton zu werden, kommt erneut das Level-Design zum Tragen. Es fordert neue Herangehensweisen. Wie müsst ihr vorgehen, wenn klein Kirby droht von Laser-Strahlen beschossen zu werden oder euch die Wasserströmung nach oben statt nach unten treibt? Auch wenn das Spiel dadurch nicht zwingend schwerer wird, überrascht es. Immer wieder.

Hinzu kommen die sammelbaren Gegenstände, die genügend Anlass geben, um jeden Winkel der Level zu erkunden. Hier kommen wir zum vielleicht größten spielerischen Problem, das Kirby und der Regenbogen-Pinsel gelegentlich offenbart. Einige Level sind schlicht zu lang, wodurch die darin eingebundenen Ideen drohen sich abzunutzen. Da sind die immer wieder eingestreuten Verwandlungen von Kirby eine willkommene Abwechslung. Doch sie werfen auch die Frage auf, warum sich HAL dazu entschieden hat, das Kopieren von gegnerischen Fähigkeiten zu streichen - war es doch in Kirby: Power-Malpinsel und anderen Kirby-Spielen wichtiger Bestandteil.

Einmal durchkneten, bitte

Vielleicht ist es der Versuch, trotz nahezu gleich bleibender Spielmechanik Dinge anders zu machen. So ließe sich auch der neue Grafikstil erklären, der erneut beweist, dass die Wii U ihre technische Unterlegenheit durch stilsichere und farbenfrohe Optik wettmachen kann. Kirby und der Regenbogen-Pinsel will den Eindruck einer Welt erwecken, die komplett aus Knetmasse besteht. Und es gelingt dem Spiel vom Anfang bis zum Ende, diese Illusion aufrechtzuerhalten. Untermalt wird all das von Musik, die in solch einer Qualität noch nie in einem Kirby-Spiel zu hören war und neben dem Gameplay hauptverantwortlich dafür ist, warum sich binnen kürzester Zeit ein angenehmer Spielfluss entwickelt.

Kirby und der Regenbogen-Pinsel - Gameplay Trailer #2
Zum neuesten Kirby-Titel für Wii U gibt es in diesem Trailer abermals neue Spielszenen.

Wenn wir schon über Grafik reden, müssen wir auch klarstellen, dass ihr nie so recht die volle Pracht, die sich da auf eurem Fernseher abspielt, zu Gesicht bekommt. Kirby und der Regenbogen-Pinsel lässt sich aufgrund seines Konzepts nur vernünftig spielen, wenn ihr permanent auf das GamePad schaut. Durch die geringere Auflösung des Bildschirms sieht es aber nie so gut aus, wie es eigentlich könnte. Das muss man leider lernen zu akzeptieren. Ebenso, dass sich Bosskämpfe in der Art ihrer Auseinandersetzungen wiederholen.

In Anbetracht der überschaubaren Spielzeit ist das nur schwer zu verzeihen. Freischaltbare Herausforderungen sollen die Kürze des Abenteuers wohl kompensieren und eine Alternative für geübte Spieler darstellen. Das gelingt aber nur zum Teil. Die Aufgabenstellung ist stets die gleiche und verlangt von euch, innerhalb weniger Sekunden mehrere Schatztruhe zu erreichen. Das ist oftmals fordernder als das Hauptspiel, lässt aber auf lange Sicht die Abwechslung vermissen, die Kirby und der Regenbogen-Pinsel sonst auszeichnet.

Fazit

David Kepler - Portraitvon David Kepler
Kurzweilig, bunt und schön anzuhören

Kirby und der Regenbogen-Pinsel ist ein wirklich gutes Spiel geworden, das aber noch besser hätte sein können, wenn es seinem Vorgänger in manchen Dingen blind nachgeeifert hätte. Kritikpunkte wie die teils zu langen Level oder das Fehlen von Kirbys markanter Fähigkeit sind für sich genommen nicht gravierend. Doch nimmt man all diese kleinen Makel zusammen, trüben sie den Blick auf das Gesamtbild. Das ist trotz seiner Fehler immer noch wunderschön anzusehen und fasziniert vor allem durch liebenswürdige Optik und cleveres Spiel-Design, das die zugegebenermaßen etwas kurze Spieldauer fast vergessen lässt. Ebenso die Musik, die das Abenteuer zu jeder Sekunde so gekonnt untermalt wie noch nie in einem Kirby-Spiel zuvor. Wie vor zehn Jahren gilt also: Wer auf charmante Art und Weise unterhalten werden möchte, kommt an der rosa Knutschkugel nicht vorbei.

Überblick

Pro

  • nach wie vor interessante Spielmechanik
  • wunderbarer Grafikstil
  • beste Musik, die je in einem Kirby-Spiel zu hören war
  • abwechslungsreiches Level-Design, das stets neue Kniffe findet
  • gute Balance des Schwierigkeitsgrades, weder zu leicht noch zu schwer
  • bekannte, neu arrangierte Kirby-Melodien lassen sich freispielen
  • äußerst charmante Tagebucheinträge zum Freischalten

Contra

  • Level teils etwas zu lang
  • zum einfachen Durchspielen werden nur circa sechs Stunden benötigt
  • sich wiederholende Bosskämpfe
  • Herausforderungen hätten mehr Abwechslung vertragen können
  • HD-Darstellung kann während des Spielens kaum genossen werden
  • fehlende Kopierfähigkeit aus dem Vorgänger

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