Test - Jade Empire : Spiel der Woche 17/05

Rollenspiel light

Ohnehin wirkt 'Jade Empire' in fast jeder Hinsicht wie eine abgespeckte Variante von 'Knights of the Old Republic', die sich nicht zuletzt an Einsteiger richtet: So habt ihr zu Beginn des Spiels zwar die Wahl zwischen mehreren Charakteren, doch letztendlich spielen sich alle gleich. Das Aufleveln des Protagonisten geht recht simpel über drei Attribute vonstatten, außerdem dürft ihr eure Kampfstile mit jedem neuen Level ein wenig verbessern – das war schon alles. Auf die Stärke eurer Party etwa habt ihr keinen direkten Einfluss, zumal euch ohnehin immer nur ein Gefährte zur Seite steht. Immerhin unterscheiden sich eure Begleiter deutlich voneinander; von einem dämonischen Mädchen bis hin zu einem ständig betrunkenen Söldner ist alles vertreten. Ein echtes, sinnvolles Inventar gibt es derweil nicht, außer stärkenden Juwelen tragt ihr selten etwas bei euch.

Was 'Jade Empire' hingegen auszeichnet, sind die spannenden und abwechslungsreichen Quests, welche euch verschiedenste Handlungsmöglichkeiten erlauben: In der Kaiserstadt gibt man euch beispielsweise die Aufgabe, den Austausch eines wichtigen Dokuments zu verhindern. Zur Lösung könnt ihr nun den Überbringer der Nachricht diskreditieren, ihr könnt ihn bestechen oder gar töten. Oder aber ihr sucht einen Weg, den Empfänger, einen angesehenen Richter, unter Druck zu setzen: So könnt ihr seine Konkubine 'ermuntern', ihm alle Wünsche zu erfüllen, um seinen Siegelring zu klauen – ist sie erfolgreich, erpresst ihr den Richter, nach eurem Willen zu handeln. Ein Großteil dieser Entscheidungen wird in Dialogen getroffen, in denen eure rhetorischen Fähigkeiten gefragt sind: Manche Gesprächspartner lassen sich einschüchtern, anderen will geschmeichelt werden. Den richtigen Weg zu erkennen, ist eine wichtige Aufgabe.

Leider ist 'Jade Empire' im Vergleich zu 'Knights of the Old Republic' aber recht linear und bietet euch vergleichsweise wenige Nebenquests an. Lediglich in der großen Kaiserstadt, in welcher ihr euch nach der Hälfte des Spiels einige Stunden aufhaltet, könnt ihr zahllose unbedeutende Aufträge, wie etwa eine Rolle in einem Theaterstück, annehmen – die meisten Missionen in allen anderen der insgesamt sieben Kapitel dienen dagegen 'nur' dazu, die Story voranzutreiben.

Phantastische Welt

Technisch sind Parallelen zu BioWares Erstlingswerk auf der Xbox ebenfalls unvermeidlich: Die Grafik-Engine versteht es zwar, detailreiche und weitläufige Umgebungen auf den Bildschirm zu zaubern, doch sind immer wieder auftretende Slowdowns der Preis dafür. Erfreulicher- und erstaunlicherweise präsentieren sich die effektvollen Kämpfe jedoch ruckelfrei, sodass dieses Manko nicht sonderlich schwer ins Gewicht fällt. Mit den enorm detailreichen Figuren, die mit einer wundervollen Mimik begeistern, macht BioWare ohnehin jede Schwäche wieder wett: Sämtliche Charaktere sehen außerordentlich lebendig aus.

Ein großes Lob verdient man sich des Weiteren für die komplett deutsche Sprachausgabe, die angesichts der Unmassen an Text, welche eingesprochen werden mussten, nahezu perfekt ausgefallen ist. Sämtliche Sprecher wurden gut besetzt, selbst bei kleinen Rollen verzichtete man nicht auf eine glaubwürdige Synchronisierung. Schade nur, dass die Hintergrundmusik diesen hohen Standard nicht ganz halten kann und ein wenig zu eintönig und unauffällig vor sich hin läuft. Negativ fielen uns zudem die häufigen und langen Ladezeiten auf.