Test - Industria : Cool: Half-Life-Hommage in Ost-Berlin

Ich hege große Sympathie für die Macher von Industria. Chapeau! So etwas muss man erst einmal auf die Beine stellen. Wann gab es denn zuletzt einen eigenständigen, gut spielbaren Indie-Shooter abseits des Multiplayer-Segments? Oder eine Half-Life-Hommage, die nicht auf der Source-Engine und etlichen Original-Assets der Vorlage fußt?

Über den grünen Klee loben möchte ich das Spiel trotzdem nicht, denn für einen echten Hit gibt es noch zu viele ungehobelte Ecken und Kanten. Angefangen bei unnötigen Schusselfehlern in der Grafik über die geringe Varianz bei einigen Soundeffekten (etwa bei den Geräuschen, welche die Axt bei einem Schwung auf diverse Materialien fabriziert) bis hin zu Stellen, aus denen man sich nur mühselig befreien kann, wenn man Hauptdarstellerin Nora mal unbedacht über das ein oder andere zufällig verteilte Objekt hüpfen lässt. Etwas mehr Optimieren hätte dem Spiel sicher gutgetan. Andererseits könnten ein paar Updates die größten Schnitzer schnell beheben.

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Dass Industria aufgrund der zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht die Standards und schon gar nicht den Umfang eines AAA-Blockbusters liefern kann, ist in dieser Wertung mit eingerechnet. Der Preis von 19,99 Euro mag angesichts der lediglich vier Stunden anhaltenden Spielzeit kein Sonderangebot darstellen, aber man bekommt unterm Strich einen Indie-Shooter mit hohen Ambitionen und gut vermittelter Story, der aus wenig Material viel herausholt. Hinter den Kulissen arbeiten offenbar Menschen mit viel Talent und Herzblut. Dieses Talent gehört belohnt und gefördert, aber das heißt nicht, dass ihr Industria unbedingt haben müsst. Half-Life-Fans könnten durchaus ihren Spaß haben, solange sie kein perfektes Spiel erwarten, denn an einer interessant aufgezogenen Handlung hapert es keinesfalls.