Test - Grand Theft Auto 4 : GTA – großartig, toll, atemberaubend

Genetisch überlegen, Buddy!

Die Story ist ohnehin ein Meisterwerk und überrascht immer wieder mit tollen Wendungen, bleibt aber immer logisch und nachvollziehbar. Die Charaktere, auf die ihr trefft, wirken weniger überzogen als früher, sondern eher bis zur Grenze des realistischen ausgereizt mit einer Neigung dazu, durchaus typische amerikanische Personen und Denkmuster aus unterschiedlichsten Schichten zu karikieren. Spätestens wenn ihr Brucie trefft, den Bullenhai-Testosteron-Junkie, oder den ewig Weed rauchenden Little Jacob und seinen extrem unverständlichen Rasta-Kumpel Badman, dann wisst ihr, was ich meine.

Und dann ist da noch Niko Bellic selbst. Im ersten Moment fragt man sich schon, ob man sich wirklich an den stoppelbärtigen Typen mit dem slawischen Akzent gewöhnen kann. Denn er ist eines nicht: ein typischer Spieleheld. Er ist ein rauer Brocken, Leben bedeutet ihm wenig, nicht mal sein eigenes, und seine moralischen Vorstellungen sind nicht unbedingt weit entwickelt. Und dennoch: Immer wieder gibt es diese kleinen stillen Momente, in denen man Nikos Motive versteht. Feststellt, dass Familie und Freunde Bedeutung haben. Dass die Menschen, mit denen er es zu tun bekommt, ihm nicht gleichgültig sind. Das sind eben jene Momente, in welchen man beginnt, Niko ins Herz zu schließen.

Lebendig, pulsierend: Liberty City

Noch mehr Charakter beweist jedoch die Stadt selbst. Inspiriert von New York, hat Rockstar ein Liberty City auf die Beine gestellt, das einem die Freudentränen in die Augen treibt. Nie haben wir in einem Spiel eine lebendigere und authentischere Stadt gesehen. Die Straßen pulsieren vor Leben. Passanten gehen ihren Geschäften nach. Polizisten verscheuchen Penner. Taxis bringen ihre menschliche Fracht zum Einkaufen oder an ihre Arbeitsplätze. Liberty City ist groß und glaubwürdig. Kein Straßenzug ähnelt einem anderen, zwei gleich aussehende Passanten zu treffen, ist nahezu unmöglich. Und selbst die dreieinhalb Inseln der Stadt haben einen ganz unterschiedlichen Charakter.

Dank GPS-System mit selbst setzbaren Zielpunkten ist die Orientierung kein Problem, aber nach und nach erkennt man ohnehin von selbst die Gegend, in der man sich gerade aufhält. Je nach Fahrzeug weist euch sogar die sonore Stimme eines Navigationssystems den voreingestellten Weg. Und dann sind da noch diese unglaublich vielen versteckten Details. Werbetafeln mit Persiflagen auf bekannte Produkte, Burgerbuden, in denen ihr eure Gesundheit mit Fastfood wieder aufstocken könnt. Es gibt so unglaublich viel zu entdecken, dass man sich fragt, wie lange Rockstar eigentlich wirklich an dem Spiel gearbeitet hat. Allein die Stadt zu erkunden und die vielen Details zu entdecken, ist fast schon ein Spiel für sich.