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Special - Google Stadia ist tot : Mit Anlauf in den Untergang

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Das war’s, Ende, Aus. Google Stadia geht im Januar vom Netz. Folgerichtig, denn die an sich gute Grundidee scheiterte in nahezu allen Belangen – durch Unkenntnis, Arroganz und einer langen Liste von Fehlentscheidungen, die den Service niemals wettbewerbsfähig machten. Das Scheitern von Google Stadia war eigentlich von Beginn an absehbar und ist auch ungeachtet der bereits seit längerer Zeit schwelenden Gerüchten keine Überraschung, sondern wirft eigentlich nur eine Frage auf: Warum erst jetzt?

Mal so richtig im Gaming mitzumischen, stand sicherlich schon länger auf der Wunschliste von Google. Dass Google sich dafür das seinerzeit noch recht junge Cloud-Gaming ausgesucht hatte, war im Grunde auch keine große Überraschung, bedenkt man die gigantische Infrastruktur, die dem Internet-Riesen zur Verfügung stand. Zum Launch pumpte Google durchaus etliche Millionen in Stadia, um den Spielern das Konzept schmackhaft zu machen, doch die Fehler im Konzept zeigten sich schon früh.

Man könnte es schon fast als arrogant bezeichnen, dass Google nicht mit kleinen Schritten als Cloud-Gaming-Dienst, sondern direkt als Parallel-Plattform zu PC und Konsolen loslegen wollte. Es gab eigene Hardware (Chromecast + Controller) für nicht wenig Geld, ein eigener Store mit Stadia-Versionen bekannter Titel und auch exklusive Eigenentwicklungen waren geplant – dazu wurden sogar eigene Studios aus dem Boden gestampft. Klar, die Mittel für so etwas sind für Google sicherlich kein Problem, die Umsetzung offenbar schon.

Schon mit den Exklusivtiteln begannen die Probleme. Google hatte offenbar völlig unterschätzt, wie viel Zeit und Geld die Entwicklung exklusiver und hochwertiger AAA-Spiele – und nur mit denen kann man Spieler locken – in Anspruch nimmt. Der Output blieb dementsprechend überschaubar, Exklusivtitel als Köder für neue Kunden waren schnell kein Thema mehr, die Entwicklerstudios wurden nur etwas mehr als ein Jahr nach dem Launch geschlossen. Ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Cloud-Gaming-Konkurrenten war damit schneller vom Tisch, als es Ergebnisse liefern konnte.

Blieben nur noch die Stadia-Versionen von bekannten Titeln, die es auch auf anderen Plattformen gab. Aber auch da blieb das Angebot überschaubar und viele Titel fanden nie ihren Weg auf Stadia. Warum? Stadia basiert auf Linux. Entwickler dazu zu bringen, für einen mäßig genutzten Dienst Linux-Varianten zu produzieren, dürfte nur mit viel Geld und Überredungskunst möglich gewesen sein. Kosten, die via Stadia wohl kaum eingespielt wurden, schon gar nicht in der Anfangszeit.

Vermutlich hätte Stadia bereits viel früher mit der Entwicklung hochklassiger Titel starten müssen. Das Geld für Stadia-Ports wäre vermutlich ebenfalls besser bei den eigenen und Third-Party-Studios aufgehoben gewesen, um ein vernünftiges Line-up auf die Beine zu stellen oder sinnvolle Partnerschaften ins Leben zu rufen. Ein echtes Konzept war zu keiner Zeit wirklich erkennbar.

Sich als eigenständige Plattform neben PC, Playstation, Xbox oder Switch aufzustellen, war offenbar auch keine gute Idee. Das Konzept von Stadia beruhte darauf, den Dienst zu abonnieren, die Hardware zu kaufen und zusätzlich auch noch die Stadia-Versionen von Spielen zu erwerben, die darüber hinaus auch nur auf Stadia nutzbar waren. Klar, man könnte argumentieren, dass dies bei anderen Plattformen, speziell bei den Konsolen, nicht anders ist. Man kauft die Konsole, abonniert Xbox Live oder PS Online und kauft dann auch noch die Spiele.

2019 war das aber sicherlich nicht die beste Idee für einen Game-Streaming-Dienst. Cloud-Gaming steckte zu der Zeit noch ziemlich in den Kinderschuhen und das Vertrauen darin, Spiele via Stream (und im Falle von Stadia ausschließlich damit) zu zocken, war schlicht nicht vorhanden. Nicht wenige Spieler stellten zudem die berechtigte Frage: warum soll ich Spiele, die ich auf Steam oder sonstwo bereits besitze, nochmals für Stadia kaufen, nur um sie in der Cloud zu zocken?

Damit gingen Google recht schnell die Argumente aus, gegen wachsende Dienste wie NVIDIA GeForce Now anzustinken. Zu deren Angebot gehört es, dass ihr quasi eure eigenen Spiele von Steam, Epic Games, GOG, Ubisoft Connect und so weiter mitbringt und im Grunde nur einen virtuellen High-End-PC mietet, der eure eigenen Spiele auf fast jedes Device in eurem Haushalt streamt. Wie gesagt, ohne eine separate Version zu erwerben, da für mit Cloud-Saves, Cross-Play und allem, was dazu gehört.

Auch bei der Technik hatte es sich Google offenbar zu einfach gemacht. Klar, der Weltkonzern verfügt über eine immense Infrastruktur, doch damit werden spezielle Gaming-Belange nicht unbedingt abgedeckt. Für gute Bildqualität fallen große Datenmengen an, um vernünftig spielen zu können, sind halbwegs brauchbare Latenzen erforderlich. Zwar warb Stadia schon früh sogar mit 4K-Gaming, doch das funktionierte fast ausschließlich über Upscaling und mit mittlerer Bildqualität.

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Im direkten Vergleich mit anderen Game-Streaming-Diensten lieferte Stadia keine überzeugende Vorstellung. Xbox Cloud Gaming oder GeForce NOW hatten ihre Serverstruktur und die Hardware für den Betrieb der Spiele bereits voll auf Game-Streaming ausgelegt. GeForce NOW ist gar in der Lage, problemlos Features wie 4K, 120 Hz und sogar Raytracing via Cloud auszuliefern, und das auch noch mit überraschend geringen Latenzen. Auch in dem Bereich hatte Stadia quasi immer das Nachsehen.

Der ohnehin schon wenig seitens des Marketing befeuerte Launch von Stadia ließ die Spieler ziemlich kalt. Die waren happy mit ihren PCs und Konsolen, das Stadia-Konzept lockte niemanden wirklich hinter dem Ofen hervor und die User-Zahlen blieben deutlich hinter den viel zu hohen Erwartungen. Vielleicht hätte Google das sogar mit notwendigen Umbauten des Angebots noch richten können, aber anscheinend verlor der Riese schnell das Interesse. Statt auf den Markt zu reagieren und den Dienst zu überarbeiten und zu verbessern, wurde ein Element nach dem anderen in die Tonne getreten.

Schon recht schnell nach dem Launch und der offensichtlichen Ernüchterung hinsichtlich der User-Zahlen und des Aufwands, exklusive Spiele zu entwickeln, AAA-Titel einzukaufen sowie die Infrastruktur spieletauglich auf Vordermann zu bringen, spielte Google Stadia offenbar in den Plänen des Unternehmens keine allzu große Rolle mehr. Dementsprechend tauchten entgegen sporadicher Aussagen von Google, Stadia weiter pushen zu wollen, vermehrt Gerüchte auf, dass Google die Nase voll hat von Stadia. Nun ist es tatsächlich passiert. Stadia, das ohnehin bereits seit 2021 im Wachkoma lag, hat nun bald alle Qualen hinter sich.

Fest steht jedenfalls, dass Google sich mit Stadia einen völligen und selbst verschuldeten Misserfolg in die Annalen pinseln kann. Während andere Anbieter cleverer waren und Cloud-Gaming als schickes Extra (Xbox) oder als reine Dienstleistung (GeForce NOW) anzubieten, wollte Google im eigenen Größenwahn andere Planeten besuchen, ohne zuvor fliegen zu lernen.

Immerhin, für die User bleibt der Trost, dass sowohl Hardware als auch erworbene Stadia-Spiele rückerstattet werden. Oder anders gesagt: Google hat keinen Cent mit Stadia verdient, sondern vollkommen sinnlos Unmengen an Geld verbrannt und dem Vertrauen ins Cloud-Gaming einen herben Schlag verpasst.

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