Test - Europa Universalis IV : Welteroberung ist kein Kinderspiel
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Während euch beispielsweise in der Diplomatie viele Aktionsmöglichkeiten und Entscheidungen offenstehen, fällt die einheimische Politik vergleichsweise simpel aus: Ihr heuert ein paar Minister an, die euch verschiedene Boni bringen, erhebt Steuern und stärkt den Zusammenhalt eures Volkes. Das alles lässt sich mit ein paar gelegentlichen Mausklicks erledigen. Tatsächlich gibt es in Europa Universalis im Gegensatz etwa zu Civilization auf der Weltkarte relativ wenig zu tun. Dort verschiebt ihr im Wesentlichen nur eure Armeen und Flotten. Alle anderen Entscheidungen fällt ihr im zuschaltbaren Hauptmenü, das deshalb mit zehn Karteireitern und dutzenden Schaltflächen, Angaben und Untermenüs auch verwirrend komplex ausfällt. Wenn ihr euch noch nie an einem Paradox-Spiel versucht habt, werdet ihr sehr lange brauchen, um euch dort zurechtzufinden, zumal die trockenen Tutorials mit ihren zahlreichen Textbildschirmen beileibe nicht alles erklären.
Wieso, weshalb, warum?
Wenn ihr die Bedienung endlich einmal kapiert habt, heißt das freilich noch lange nicht, dass ihr auch Erfolg haben werdet. Denn das nächste Hindernis ist, die komplexen Spielmechaniken und Zusammenhänge zu durchschauen. Da kommt ihr um viele Stunden Übung und ein Studium des dicken PDF-Handbuchs kaum herum. Beispiel: Es ist eigentlich relativ simpel, eine Armee ins Gefecht zu kommandieren. Ihr wählt sie mit der linken Maustaste aus und schickt sie per Rechtsklick zum Feind – so funktioniert das auch in vielen anderen Strategiespielen. Wie die Schlacht allerdings ausgeht, hängt von einer Menge Faktoren ab, die ihr, obwohl sie alle im Gefechtsbildschirm angezeigt werden, zunächst kaum überblicken könnt. Dort steht dann etwa, dass euer General +3 Angriffstärke bringt, der gegnerische aber +8. Warum ist das so? Darüber schweigt sich Europa Universalis weitgehend aus.
Erst im Lauf der Zeit lernt ihr, wie viele Faktoren in jedem Bereich des Spiels berücksichtigt werden und vor allem, wie ihr diese beeinflusst. Die Kampfkraft eurer Truppen hängt beispielsweise vom Terrain ab, von der erwähnten Qualität des Anführers, von eurem Technologielevel, von der Disziplin und Moral der Soldaten, von der Militärtradition, von der taktischen Entwicklung und unzähligen weiteren Werten, die ihr oft nur indirekt unter Kontrolle habt.
Oh, Fortuna!
Apropos Werte: Davon gibt es, wie eingangs erwähnt, jede Menge. Die wichtigsten dürften wohl die für eure Ressourcen sein, die ihr für eure Aktionen benötigt. Beispielsweise Gold für Bauaufträge oder frische Armeen, Militär- und Verwaltungspunkte für die Forschung und politische Entscheidungen, Prestigepunkte und Legitimität (stärken den Zusammenhalt der Bevölkerung und bringen euch Vorteile in diplomatischen Verhandlungen). Ihr solltet stets darauf achten, Reserven zu bilden, da in Europa Universalis ziemlich häufig zufällige oder historische Ereignisse euer Eingreifen erfordern. Beispielsweise kann sich die Staatsbank verspekulieren und ihr müsst sie dann durch eine Finanzspritze vor der Pleite bewahren. Oder es kommt aufgrund einer Glaubensspaltung zu Unruhen, die ihr nur abstellen könnt, indem ihr euer Prestige investiert. Selbst für Veteranen der Serie ist nicht immer nachvollziehbar, warum nun welches Ereignis eintritt und welche Auswirkungen es hat, obwohl das Spiel mit automatischen Tipps und einer Vielzahl von Statistiken stets Hilfe anbietet.
Mach mal Pause!
Anders als viele Genrekollegen läuft Europa Universalis IV nicht rundenweise, sondern in Echtzeit ab. Echtzeit heißt in diesem Fall, dass ein Spieltag ungefähr einer echten Sekunde oder nur Bruchteilen davon entspricht, je nach Spielgeschwindigkeit. Ihr dürft jederzeit pausieren, um in Ruhe Entscheidungen zu fällen. Auch könnt ihr diverse Ereignisse vorgeben, bei denen das Spiel automatisch anhält. Etwa wenn ein Gebäude in einer Provinz fertiggestellt ist oder eine feindliche Armee in euer Land einfällt. Die Einstellungen nehmen ziemlich viel Zeit in Anspruch, müssen aber nur einmal vorgenommen werden. Dann spielt sich Europa Universalis aber sehr gemütlich, also eher wie Civilization als Echtzeit-Kollegen à la StarCraft. [https://www.gameswelt.de/starcraft-ii-heart-of-the-swarm] Eine Ausnahme bilden höchstens Mehrspielerpartien für bis zu 32 Teilnehmer, wo es keine Unterbrechungen gibt. Die sind aber aufgrund der langen Spieldauer (40 Stunden und mehr) ohnehin nur was für eingefleischte Fans.
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