Test - Destiny : Zwiespältige Gefühle
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To-dos nach Level 20
Natürlich gibt es Alternativen. Beispielsweise werden in dieser Phase die sogenannten Strike-Playlists freigeschaltet, die euch hochwertige Beute versprechen – mit der Destiny grundsätzlich geizt – sowie eben die legendären Ausrüstungen. Dabei werden mehrere der Strike-Missionen, die ihr einzeln bereits vor Erreichen des High-Level-Contents spielen könnt, hintereinandergereiht.
Bei den Strikes handelt es sich um umfangreichere Missionen mit taktisch leider unoriginellen Bosskämpfen, meist bestehend aus einem dicken Gegner mit enormer Gesundheit und etlichen Wellen von kleineren Gegnern, die euch auf Trab halten sollen. Die Strikes könnt ihr, im Gegensatz zu den normalen Missionen der Kampagne, nicht alleine durchspielen beziehungsweise solltet ihr das nicht. Wählt ihr nämlich einen Strike aus, werdet ihr per Zufall mit zwei Mitspielern zusammengeworfen. Nur falls die gemeinerweise eure Truppe verlassen sollten, steht ihr wieder alleine da. Weil der Schwierigkeitsgrad der Kampagne gut ausbalanciert ist und meistens ein gutes Maß an Herausforderung bietet, kann es schon mal knifflig werden, wenn ihr euch unerwartet alleine einem Strike-Boss stellen müsst.
Oder ihr scheitert bereits vorher an den vielen, vielen, vielen Gegnerwellen, die euch Destiny entgegenwirft - nicht nur in den Strike-Missionen, sondern auch in der Kampagne. Das ist eines der größten Probleme des Spiels. Klar ist es schön, immer mal wieder andere Spieler durch dieselbe Spielwelt laufen zu sehen oder im Turm gemeinsam abzuhängen, gefundene Ausrüstung entschlüsseln zu lassen, einkaufen zu gehen oder einfach nur zu tanzen. Aber der Kern des Spiels sind nun einmal die Missionen, und die laufen stets in exakt derselben Weise ab: Gehe zu Punkt X und kämpfe gegen anstürmende Gegnerhorden. Um welche der vier Gegnerfraktionen es sich genau handelt, spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Kamikaze-KI
Zumindest im Detail gibt es aber nennenswerte Unterschiede. Clever ist beispielsweise die Entscheidung der Entwickler, den maschinenartigen Vex riesige Köpfe zu geben. Im Gegensatz zu den anderen Fraktionen befindet sich deren Schwachpunkt nämlich nicht dort, sondern am Torso. Manche Cabal, denen ihr auf dem Mars begegnet, schützen sich zudem mit schusssicheren Schilden, an denen ihr nur vorbeikommt, wenn ihr auf die Arme zielt, die an der Schildseite hervorlugen. Leider werden diese guten Ideen nicht von einer entsprechend guten KI unterstützt. Viele Angreifer springen ständig komplett aus ihren Deckungen heraus, damit ihr sie komfortabel niederschießen könnt. Oder sie laufen einfach blindlings auf euch zu, bis ihr eine bestimmte unsichtbare Grenze erreicht, woraufhin sie sogar Zentimeter vor euch einfach kehrtmachen.
Mit einem der aktuell noch etwas zu starken Scharfschützengewehre im Gepäck entdeckt ihr zudem schnell, dass der Reaktionsradius eurer Feinde stark eingeschränkt ist. Schießt ihr aus einer bestimmten Entfernung auf sie, gehen sie einfach weiter ihrem Tagesgeschäft nach, als wäre nichts geschehen – bis ihr sie endgültig abknallt. Letztendlich ist das nur einer von vielen Minuspunkten des Spiels. Dennoch funktioniert Destiny in einem bestimmten, elementar wichtigen Bereich schlicht hervorragend: der Shooter-Mechanik. Man merkt Bungies Handschrift und Erfahrung bei jeder einzelnen Betätigung des Abzugs. So macht es selbst nach der x-ten Missionswiederholung immer noch Spaß, die unzähligen, größtenteils dummen Gegnerhorden niederzustrecken.
Last-Gen-Schicksal
Ein Spaß, den ihr übrigens nur erlebt, wenn ihr Xbox Live Gold oder ein PlayStation-Plus-Konto besitzt. Holt ihr euch überdies die digitale Last-Gen-Version, könnt ihr sie bis Mitte Januar 2015 auf die jeweilige New-Gen-Variante upgraden. Euer Spielstand zieht mit euch auf die neue Plattform um – und auch wieder zurück, sofern ihr das wollt. Während unseres Test wechselten wir mehrmals zwischen der PS3- und der PS4-Version hin und her und der Spielfortschritt wurde stets problemlos übertragen. Empfehlenswert ist so ein Hin und Her jedoch nicht. Fällt doch gerade beim direkten Wechsel auf, dass die PS3-Version doch ein wenig überfordert mit Destiny ist.
Dennoch schlägt sich auch diese letztendlich besser als gedacht und läuft vor allem konstant flüssig. Optische Unterschiede zwischen PS4- und Xbox-One-Version muss man beinahe mit der Lupe suchen. Einzig die bei der Xbox One sehr sporadisch mal leicht instabile Bildrate macht einen - kaum spürbaren - Unterschied. Beide Plattformen halten ihre 30 Bilder pro Sekunde ziemlich stabil ein.
Abschließend sei noch erwähnt, dass Bungie mit verschiedenen Events für Langzeitmotivation sorgen möchte. Da ihr nach Erreichen des Maximallevels ohnehin MMO-typisch nur noch stumpf grindet beziehungsweise Strikes farmt, kommt zumindest der angekündigte Raid sehr gelegen. In einer Freundesgruppe aus sechs Personen schlagt ihr euch durch eine besonders groß angelegte Mission. Wir haben jedoch starke Zweifel daran, dass dieser Raid einen so großen Einfluss auf das Gesamtspielerlebnis hat, dass er noch merkbar etwas an unserer Testwertung beeinflussen könnte.
Einen Negativpunkt wiegt er voraussichtlich aber zumindest ein klein wenig auf: Destiny ist letztendlich trotz diverser Mininebenmissionen und Zufallsevents bei Weitem nicht so umfangreich, wie es sein sollte. Da Bungie über einen Zeitraum von zehn Jahren mit dieser Spielreihe plant, könnte es das zumindest aber in den nächsten Jahren noch werden.
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