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Test - Back 4 Blood : Left 4 Dead 3 ist da!

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Satte zwölf Jahre mussten wir auf den Tag warten, an dem es endlich einen dritten – wenn auch inoffiziellen – neuen Teil von Left 4 Dead gibt. Der Eindruck der Beta hat sich auch in der Release-Version bestätigt: Back 4 Blood ist Left 4 Dead 3. Aber reicht das heute noch, um Kids und Junggebliebene vor Rechner und Konsole zu bannen?

Die Idee hinter Left 4 Dead war so simpel wie genial: Man verband Ego-Shooter und Zombies, verpackte es als kooperative Mehrspieler-Action und schuf damit ein eigenes Sub-Genre. Dass diese Idee viel Geld wert sein könnte, erkannte Software-Riese Valve 2007 und übernahm das kleine Studio Turtle Rock noch während der Entwicklung von Left 4 Dead.

Mehr als eine Dekade später ist Turtle Rock wieder von Valve losgelöst. Doch ganz konnte man die Vergangenheit nicht ruhen lassen. Phil Robb, Creative Director und Mitgründer des Studios, verwandelte die losen Konzepte für einen dritten Left-4-Dead-Teil in handfeste Ideen und überzeugte seine Kollegen, auch ohne den starken Markennamen in Konkurrenz zu Valve zu treten. So wurde Back 4 Blood geboren.

Tick, Tick, Tick, Boom!

Vor uns ballert die Jukebox den schrillen Gesang von Howlin’ Pelle Almqvist durch den Raum, den jeder Rock-Liebende als Frontsänger der Hives kennt. Mit dem ersten Vokal fallen Horden von Zombies aller Art über das schmucke Diner her, das wir mit Holly, Walker, Evangelo und Mom verteidigen müssen. Tick, Tick, Tick, Boom! Genau wie im Song der schwedischen Rockband lassen wir es im Takt richtig knallen, fetzen durch die Untoten, werfen – natürlich tickende – Rohrbomben und feiern die Action bis zum letzten Gitarrenriff, dem letzten platten Spruch unserer Crew und manchmal sogar bis zur letzten Patrone.

Exakt das macht sie nämlich aus, die Left-4-Dead-Nostalgie, auf die Gaming-Oldies so lange verzichten mussten. Seien wir ehrlich: Dass Back 4 Blood wie eine aufpolierte Version von Left 4 Dead 2 aussieht und sich auch spielerisch wie ein kaum modernisierter Klon anfühlt, stört uns Zombie-Koop-Veteranen überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, endlich gibt es wieder in guter alter Manier auf die untote Mütze. Zu viert schießen wir uns durch herrlich schlauchige Level voller explosiver Tanks, immer auf dem Weg von Safe House zu Safe House. Das ist unterlegt mit fetziger Mucke und der Atmosphäre eines Horror-Schinkens aus den 80er-Jahren.

Das Herzstück des Spiels stellt die Koop-Kampagne für vier Spieler dar: Gemeinsam mit drei anderen Cleanern – so heißen die illustren Charaktere des Spiels – prügeln und ballern wir uns durch das kleinstädtische Amerika, das gepflastert ist mit Supermärkten, Diners und zu breiten Straßen voller kaputter Karren. Unterwegs verbrennen wir Seuchenherde der Ridden – so heißen die Zombies in Back 4 Blood – oder prügeln uns mit besonders schlimm mutierten Monstern wie dem Tallboy oder dem fetten Reeker, der wie ein Boomer aus Left 4 Dead in grüner Grütze detoniert.

Karten gegen Zombies

In der Realität sind Oldies, die genau diesen Spielablauf seit ihrer Kindheit kennen und schätzen, aber eher eine aussterbende Art. Für die junge Generation, die nicht mit Left 4 Dead aufgewachsen ist, dürfte der spielerische Kern der Marke inzwischen antiquiert wirken. So gut wie jeder Online-Titel bietet Vier-Spieler-Koop oder sogar mehr, man schaue beispielsweise auf Borderlands. Zombies sind selbst in Call of Duty präsent und wenn man lineare Level sucht, kann man bedenkenlos zu Outriders oder Gears of War greifen. Damit auch junge Leute Bock auf die Zombie-Action bekommen, braucht es Innovation!

Doch so herrlich flüssig, stumpf und brutal Back 4 Blood auch sein mag: Sinnvolle Neuerungen vermisst man in Turtle Rocks Zombie-Shooter in vielen Bereichen. Natürlich funktioniert die Formel noch immer für einige kurzweilige Stunden, einfach schon deshalb, weil der Flow des Spiels wie schon in den Vorgängern grandios ist und technisch alles einwandfrei funktioniert. Aber spätestens im zweiten von vier Akten oder beim mehrmaligen Spielen eines Levels auf unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden geht Back 4 Blood die Luft aus. Dafür sehen die Abschnitte zu ähnlich aus und Spielmechaniken wie “Drücke Schalter, dann kommt Horde” werden gerne wiederholt.

Back 4 Blood - Launch Trailer

Anlässlich des nahenden Release wurde auf der TGS nun der Launch-Trailer zu Back 4 Blood präsentiert.

Einzig das neue Deckbuilding schafft es, etwas frischen Wind ins angestaubte Prinzip zu bringen. Vor Spielbeginn dürfen wir uns ein Deck aus fünfzehn Karten zusammenstellen, die sich wie Perks auf den eigenen Spielstil auswirken. Im Laufe der Partie werden immer mehr Karten aus dem Deck gezogen, die dem Cleaner beispielsweise permanent mehr Nahkampfschaden oder eine schnellere Nachladezeit verleihen.

Stellen wir uns mit dem Deckbuilding geschickt an, können wir nicht nur den eigenen, sondern auch den Spielstil der Gruppe mit starken Karten prägen. Mit über 150 davon lässt sich vom Knüppel schwingenden Nahkämpfer bis zum Sniper alles durchprobieren, was die Kreativität hergibt. Das sorgt für viel Abwechslung und macht so gut wie jede der unzähligen Waffen mitsamt ihrer Upgrades und Tools tatsächlich spielbar – eine deutliche Verbesserung zu den Vorgängern, in denen manche Wummen einfach unnötig waren. Auch taktisch bleiben mehr Optionen offen, als sie Left 4 Dead seinerzeit anbieten konnte.

Gekontert werden die Spielerkarten von sogenannten Verderbniskarten, die uns das Spiel vor jedem Levelabschnitt austeilt. Die verändern beispielsweise das Wetter zu unseren Ungunsten, indem ein Nebel die Spielwelt einhüllt. Sie können auch besonders fiese Brocken wie den Ogre-Zombie heraufbeschwören. Nach etwa zehn bis zwölf Spielstunden addieren sich einige Verderbniskarten und steigern den recht hohen Schwierigkeitsgrad (bereits auf dem mittleren Grad “Veteran”) immens. Wirklich ausgewogen sind die Schwierigkeitsgrade allgemein nicht, weil der Zufall entscheidet, welche Verderbniskarten vor der Partie erscheinen. In dieser Hinsicht war Left 4 Dead etwas verlässlicher.

Abseits der Karten fehlt es jedoch an Kreativität oder spielerischer Abgrenzung zu Left 4 Dead 1 und 2. Erneut müssen wir aufpassen, dass wir nicht auf parkende Autos ballern und versehentlich einen Alarm auslösen. Krähen meidet jeder Cleaner ebenfalls, denn auch das ruft die Horde herbei. Generatoren anlassen, Wege freisprengen, Seuchennester auslöschen – das kennen wir alles schon. Clevere und erfrischende Missionen, beispielsweise die eingangs beschriebene Verteidigung des Diners, dürfte Back 4 Blood gerne häufiger abfeuern. Dann wären auch die kurzen Level der vier Akte kein Wermutstropfen.

Story und Multiplayer als kleine Dreingabe

Wer Back 4 Blood alleine mit Bots spielen möchte, für den ist das Spiel eine holprige Erfahrung. Die KI der Cleaner lässt sich kaum als solche bezeichnen, denn sie stehen mehr im Weg herum, als auf Zombies loszugehen. So werden vor allem die Bossgegner und mutierten Zombies zu teils unüberwindbaren Herausforderungen. Das zwingt gelegentlich sogar dazu, einige Abschnitte von vorne zu beginnen.

Um wenigstens der Story folgen zu können, muss die Kampagne gleich mehrfach durchgespielt werden – und zwar mit jedem der acht Cleaner. Denn die erzählen die Hintergründe der Zombieapokalypse aus ihrer Perspektive, garniert mit einigen sehr gelungenen Zwischensequenzen. So lange dürfte aber kaum jemand durchhalten. Das ist besonders ärgerlich, weil die Hintergrundgeschichten von Holly, Mom und Co. interessant geschrieben sind.

Bedauerlicherweise fehlt Back 4 Blood der geniale Versus-Kampagnen-Modus der Vorgänger, in dem sich die Spieler als Cleaner oder auf Seiten der Zombies während der Kampagne ordentlich beharken durften. Zwar bleibt der Schwarm-Modus erhalten, bietet aber nur ein Vier-gegen-Vier auf zu kleinen Karten an, das maximal ein paar Runden lang unterhält. Das beliebte Scavange und Survival aus Left 4 Dead 2 wurde komplett gestrichen, was das Fan-Herz schon ein wenig zum Bluten bringt. Es bleibt zu hoffen, dass Turtle Rock mit einem DLC oder Patch einige der alten Modi nachliefert, denn dann wäre für etwas mehr Langzeitmotivation gesorgt.

Back 4 Blood ist seit dem 12. Oktober auf PC, Xbox One, Xbox Series X|S sowie PlayStation 4 und 5 erhältlich. Das Spiel ist außerdem im Xbox Game Pass enthalten.

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