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Test - Virginia : Verwirrende Abenteuerreise

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Ihr werdet nicht wissen, was ihr von Virginia halten sollt. Ihr werdet verwirrt sein. Das wird auf fast jeden Spieler zutreffen, der Virginia das erste Mal durchgespielt hat. Dabei ist „durchgespielt“ die falsche Bezeichnung, denn die spielerischen Inhalte könnt ihr an einer Hand abzählen. Vielmehr erwartet euch ein interaktives Rätsel, als das es auch Entwickler Variable State bezeichnet.

Mögt ihr Serien wie „Akte X“, „Outer Limits“ und „Twin Peaks“? David Lynch ist euer Lieblingsregisseur und klare Geschichten sind euch ein Gräuel? Wenn ihr diese Fragen mit „Ja“ beantworten könnt, dann werdet ihr Virginia lieben. Was als die Geschichte einer jungen Frau beginnt, die gerade noch vorm Spiegel ihren Lippenstift nachgezogen hat und schon wenige Momente später umjubelt auf einer Bühne steht, da sie endlich beim FBI aufgenommen wurde, wird euch sehr schnell vor einen ganzen Berg aus Fragezeichen stellen.

Endlich beim FBI

Ihr übernehmt die Rolle dieser frischgebackenen FBI-Agentin und erhaltet euren ersten Fall. Der Junge Lucas Fairfax ist verschwunden und ihr sollt herausfinden, was passiert ist. Als helfende Hand wird euch eine alteingesessene Agentin an die Seite gestellt, denn ins kalte Wasser will man euch nicht werfen. Sehr schnell bekommt die Geschichte jedoch Wendungen, die ihr zu Beginn nicht einmal erahnen konntet. Auf einmal befindet ihr euch nicht nur auf der Suche nach Lucas, sondern ermittelt auch gegen eure Kollegin.

Das passt euch nicht sonderlich in den Kram, denn das Verhältnis zu ihr, das zu Beginn des Lucas-Falls mehr als kühl war, wurde inzwischen wesentlich besser. Fast als Freundinnen könnten die beiden FBI-Agentinnen durchgehen, so gut kommen sie schon nach wenigen Tagen miteinander aus. Doch euer Vorgesetzter will davon nichts wissen, weswegen ihr in einen tiefen Gewissenskonflikt geratet und, auch wenn es euch nicht behagt, gegen eure Kollegin ermittelt. Was hat es mit Maria auf sich? Warum tauchen plötzlich Akten auf, in denen Maria als Judith erwähnt wird?

Dieses Schema verfolgt Virginia vom ersten Moment an. Nach und nach türmen sich immer mehr Fragezeichen über eurem Kopf auf und bis zum Ende des Spiels wird sich daran kaum etwas ändern. Ihr folgt einer fest vorgegebenen Geschichte, währenddessen ihr nur selten eure Umgebung erkunden dürft. Diese kurzen Momente solltet ihr jedoch unbedingt nutzen, denn alle Trophäen und Erfolge bekommt ihr nur, wenn ihr euch sehr gründlich umschaut. Auch ist es oft wichtig, im richtigen Moment an eine bestimmte Stelle zu schauen, denn nur dann löst ihr eine Szene aus, die sonst übergangen wird.

Mehrmaliges Durchspielen gefordert

Beim ersten Durchspielen werdet ihr kaum alles finden, was der Entwickler im Spiel versteckt hat. Auch werdet ihr nur wenige Antworten auf die Fragen bekommen, die ihr euch bezüglich der Story stellt. Das alles hat Entwickler Variable State als optischen Leckerbissen verpackt. Die Umgebung wirkt oft wie ein Ölgemälde, das zum Leben erweckt wurde. Jede Menge Details und Lichtspielereien sind zu bewundern, obwohl die Grafik auf den ersten Blick herrlich schlicht wirkt.

Dies wird mit einem Soundtrack untermalt, der vom Prager Symphonieorchester eingespielt wurde. Da das Spiel keine Abweichungen duldet und die Geschichte immer voranschreitet, konnte der Soundtrack das Spiel so untermalen, dass er die Atmosphäre optimal unterstützt. An der einen Stelle steht ihr auf einer Wiese und bekommt die sanfte Untermalung der Musik kaum mit und schon wenige Sekunden später reißt euch die steigende Dramatik in der Musik aus dieser Entspannungsphase. Insbesondere gegen Ende hin treibt euch die Musik sprichwörtlich durch das Spiel, ein Verharren ist hier fast nicht möglich.

Virginia - Launch Trailer
Zur Veröffentlichung des Adventures Virginia gibt es hier den Launch-Trailer für euch.

Die Geschichte wird nahezu ohne Worte erzählt. Bis auf die Texte der wenigen Fallakten, die ihr euch auch mit deutschen Untertiteln anzeigen lassen könnt, und die Einblendung der Wochentage spielt sich alles andere stumm ab. Trotzdem versteht ihr die Charaktere, denn hier sagen die Bilder mehr als tausend Worte. Wer auf spielerische Inhalte steht, der wird jedoch mehr als enttäuscht. Ihr bewegt euch mit dem linken Stick durch das Spiel und mit nur einer Taste interagiert ihr mit Gegenständen und Personen, wie es vom Spiel vorgeschrieben wird. Das alles ist bereits nach etwas mehr als 90 Minuten vorbei, denn länger dauert Virginia nicht.

Greift zu, wenn...

… ihr eine Story erleben wollt, die euch verwirren wird und ein wunderbares Zusammenspiel aus Bildern und Musik bietet.

Spart es euch, wenn...

… ihr keine Spiele mögt, in denen ihr kaum etwas machen könnt. Spielerisch bietet euch Virginia nur Magerkost.

Fazit

Sven Wagener - Portraitvon Sven Wagener
Außergewöhnliches Erlebnis

Virginia ist eines der Spiele, die man als Kunst bezeichnen müsste. Da jedoch Entwickler und auch Spieler schon lange versuchen, ihre Produkte beziehungsweise ihr Hobby als Kunst durchzuboxen, nehme ich davon Abstand. Als „Spiel“ kann ich Virginia jedoch ebenfalls nicht bezeichnen, denn spielerische Inhalte bietet es so gut wie gar keine. Mehr als mit dem Stick zu laufen und durch Tastendruck mit Gegenständen oder Personen zu interagieren, gibt es hier nämlich nicht. Müsste ich den Titel daher nur von seinen spielerischen Aspekten her bewerten, würde er klar durchfallen.

Dafür bekommt ihr eine Story präsentiert, die euch schon nach wenigen Momenten fesselt. Sie wird euch nicht nur beschäftigen, während ihr spielt, sondern auch noch lange danach. Ihr erhaltet mit Virginia einen Titel, der euch dazu anregt, euch mit anderen Spielern auszutauschen und mit ihnen darüber zu philosophieren, was ihr erlebt habt. Antworten auf die Fragen, die ihr euch beim Spielen stellt, findet ihr nämlich viel weniger im Titel selbst als vielmehr in euren Gedanken, die ihr euch über das Spiel macht.

Das Ganze wird durch eine einfache, aber wunderschöne optische Präsentation und den mehr als gelungenen Soundtrack des Prager Symphonieorchesters untermalt. Die Spielzeit von etwas mehr als 90 Minuten erscheint auf den ersten Blick zwar recht knapp, diese kurze Zeit bietet jedoch ein intensiveres Spielerlebnis, als es manche Titel mit über 100 Stunden Spielzeit schaffen. Wer nur auf spielerische Aktionen steht, dem kann ich von Virginia nur abraten. All denjenigen, die ein außergewöhnliches und erzählerisch gelungenes „Spiel“ erleben wollen, rate ich, die knapp zehn Euro für Virginia schnellstens zu investieren!

Überblick

Pro

  • simple, aber wunderbare optische Darstellung
  • mehr als gelungene Sound-Untermalung
  • verwirrende Geschichte, die an den Bildschirm fesselt
  • sehr einfache Steuerung

Contra

  • fast keine spielerischen Inhalte

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