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Test - Star Ocean: The Last Hope : Märchenhafte Sci-Fi-Oper

  • X360
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Aber durch den massiven Schaden, den die Brocken verursachen können, wird die Gruppe schnell aufgerieben, wenn man nicht aufpasst. Der Moment, wenn der Gigant nach einer halben Stunde schweißtreibender Arbeit endlich zusammenbricht, ist unbezahlbar und fühlt sich gut an. Auch wenn man die manuelle Zielerfassung schmerzlich vermisst und sich das Anvisieren der Gegner zuweilen fummelig anfühlt, spielt tri-Ace auf der kämpferischen Seite die großen Stärken aus.

Die Wirkung der Spirale

Genauso gelungen fällt die Charakterentwicklung aus, die von Heilung über kritische Treffer bis hin zu alchemistischen, technischen, esoterischen oder handwerklichen Kenntnissen für jede Figur einen reichhaltigen und herrlich freien Fundus abdeckt. Darüber hinaus ticken hier wieder die typischen JRPG-Logiken, wenn Rüstungen oder Schwerter in Kisten liegen, wenn nützliche Handbücher die Fertigkeiten aufwerten und sich die altbekannte Spirale aus Kämpfen, Entdecken und Aufsteigen wieder dreht - nach einer gewissen Zeit so schnell und intensiv, dass man trotz verdammt überschaubarer Spielmechanik weitermacht.

Und trotz so mancher erzählerischer Durststrecke: Dieses Abenteuer kommt spät in Fahrt, schubst euch stundenlang von einem spärlich gesäten Höhepunkt zum nächsten, bis es sich nach einigen Stunden endlich erbarmt und die Story-Karten langsam auf den Tisch legt. Bis es so weit ist, könnten Ungeduldige längst in einem Strudel aus Allerweltsdialogen und Smalltalk verloren gehen. Denn wie für Japano-RPGs üblich lassen die Entwickler ein Ensemble stereotypischer Nipponfiguren aufmarschieren - natürlich nicht ohne beißendes Kindchenschema, kitschiges Modedesign und die typischen Ecken und Kanten fernöstlicher Rollenspiele. Wenn da auf einmal eine vollbusige Zauberschubserin auftaucht, fühlt man sich zuerst an die grausigen Designsünden eines Dead or Alive: Extreme Volleyball erinnert, ist froh, dass sie sich der Gruppe nicht anschließt. Nicht sofort. Wenn danach hingegen ein knapper als ein Pornosternchen bekleidetes Mädchen mit Katzenohren den Weg kreuzt und auf Schritt und Tritt miaut, kratzt man sich am Kopf.

Es ist ja nicht so, dass sämtliche Charaktere uninteressant wären. Vor allem das explosive Gemisch aus Cyborg Bacchus, Tüftlerin Welch, Lymle und Elf Faize sorgt immer wieder für lebendige Situationen und für richtig lustige Zwischensequenzen, die man mit einem dicken Grinsen verschlingt. Wobei Lymle der Star im Ring ist: Alleine dieses kleine Mädchen ist richtig unterhaltsam, plappert mal apathisch, mal altklug daher und beendet jeden Satz mit einem gewinselten „Mmkay" - wer ein bisschen Gespür für verschrobene, schrullige Unterhaltung hat, wird sie genauso lieben wie wir. Aber irgendwie schaffen es die Entwickler trotz kräftiger englischer Sprecher in letzter Instanz nicht, dem infantilen Eindruck von Kulleraugen und bestenfalls jugendlichen Gesichtszügen zu entkommen, der dem Spiel und seinen Stars bis zum Ende anhaftet - Konkurrenten wie Lost Odyssey sind da schon einen Schritt weiter.

Von Plappermäulern und Keksen

Je mehr Personen sich der Expedition anschließen, desto länger werden die Dialoge. Anfangs ist hier noch alles überschaubar und auf wenige Personen beschränkt - die Gespräche halten sich in Grenzen. Aber nach und nach kommen neue Gesichter hinzu, die sich natürlich nicht zurückhalten. Da wird dann oft minutenlang über Kekse oder den Sinn eines Verkaufsautomaten diskutiert, ohne dass man viel mehr tun könnte, als ein Textfenster nach dem anderen wegzuklicken. Gegen Ende vielleicht zu oft.

Freilich kennen Japano-RPG-Fresser diese Längen und immerhin rollt sich Dialog für Dialog der Hintergrund der einzelnen Personen aus. Wer also keine Textwüsten scheut und über Stunden hinweg mühselig ein erzählerisches Mosaik zusammensetzen will, wird hier fündig werden. Zumal man an bestimmten Schlüsselpunkten (meist an Bord der Calnus) die Beziehung zu den Gefährten beeinflussen kann, was immer wieder zu unterschiedlichen Situationen und sogar verschiedenen Endsequenzen führt.

Fazit

von Sebastian Thor
Ich mag die bis in die letzte Pore verstörte Lymle, die mit ihrer apathischen Art, dem Stammeln, Schmollen und hinterhergeschobenen „Mmkay“ den erfrischenden Gegenpart zu Abziehbildhelden wie Edge, Reimi und Co. einnimmt. Ich mag die Zwischensequenzen, die mit kräftigen englischen Sprechern angesichts des infantilen Figurendesigns zwar wie ein Bruch wirken, aber Gefühle wecken und die herzliche Beziehung der Charaktere zueinander ins Rampenlicht rücken. Ich mag das fantasievolle Design der Planeten, die streichelnde Sonne, den Blick auf die Kulisse, die herrlich einladend, aber auch enttäuschend karg sein kann. Wenn Einhornwölfe, Honigbienen und Soldatenzombies durch die Gänge kriechen, wenn Schatzkisten schon auf den ersten Blick ersichtlich sind und The Last Hope in den typischen Japano-RPG-Bahnen kreist, dann macht es Spaß – keine Frage. Aber man vermisst auf lange Sicht Abwechslung, Überraschungen, vielleicht sogar das Aufbrechen der Spielmechanik, die zwar tadellos funktioniert, sich in den ersten Stunden aber nur selten zu echten Höhepunkten erbarmt. Erst wenn die Spielzeit im zweistelligen Bereich rangiert, mit mysteriösen Völkern neue zwielichtige Hintermänner die Bühne betreten, wenn sich die persönlichen Motive der Begleiter langsam abzeichnen und die Kämpfe zum effektsprühenden Spektakel werden, dann dreht sich wieder die alte JRPG-Spirale. Obwohl der Soundtrack streckenweise eine grenzwertige Erfahrung und mancher vor sich hinplätschernde Dialog zu viel des Guten ist, entführen tri-Ace und Square Enix in eine sympathische Sci-Fi-Oper, ein ausuferndes Videospielmärchen, das über 60 Stunden auf gutem Niveau unterhält.

Überblick

Pro

  • lange Spielzeit
  • unterhaltsames Kampfsystem
  • gute Bosskämpfe
  • stilistisch grundverschiedene Planeten
  • lebendige Cutscenes
  • sehr gute englische Sprecher
  • Lymle
  • umfangreiches Handwerkssystem
  • teils herrlicher Soundtrack ...

Contra

  • … teils musikalische Totalausfälle
  • altbackenes Menüdesign
  • keine deutsche Sprachausgabe
  • teils sehr lange, sinnfreie Dialoge
  • wenig interaktive Dungeons
  • teils karge Planetenoberflächen

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