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Preview - Richard Burns Rally : Richard Burns Rally

  • PC
  • PS2
  • Xbox
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Simulation statt munteres Sliden
Auch die Zahl der Fahrzeuge haut einen zwar nicht vom Hocker, doch dafür hat Warthog sehr viel Arbeit ins Detail gesteckt, um wirklich auch jeden der Wagen authentisch umzusetzen. Die Fahrphysik kommt der Realität nämlich so nahe, wie bei kaum einem anderen Spiel, wovon wir uns bei zwei Fahrten in echten Rallye-Fahrzeugen im Rahmen des Events überzeugen konnten. Hier wird mehr die Geschicklichkeit als die reine Geschwindigkeit gefragt, und wer im 'Colin'-Stil mit Vollgas und wenig Bremsmanövern durch die Kurven brettert, darf sich schon mal mit der Konsistenz der umliegenden Flora bekannt machen.

Die Fahrmanöver erfordern sehr viel Fingerspitzengefühl: rechtzeitiges Bremsen vor den Kurven und der gefühlvolle Einsatz von Gas, Bremse und Handbremse. Auch geraten die Fahrzeuge bei losem Untergrund bei steigender Geschwindigkeit sehr ins Rutschen oder Schlingern und es bedarf schon einiger Arbeit, die mächtigen Boliden auf der Piste zu halten. Das beinhaltet allerdings auch, dass 'RBR' eine gewisse Einarbeitungs- und Lernzeit beansprucht, Übung macht hier den Meister – immerhin handelt es sich um ein ausgesprochen realistisches Fahrmodell, also eine Simulation und nicht einen Arcade-Racer. PS2-Lenkräder wie das Driving Force von Logitech werden übrigens voll unterstützt.

Das bildet dann auch den eigentlichen Reiz des Spieles und bietet durchaus eine Menge Motivation, auch wenn zu Beginn einige frustrierende Momente auf den Spieler warten könnten. Dafür freut man sich umso mehr, wenn man feststellt, dass bestimmte Manöver immer besser klappen und irgendwann auch scharfe Kurven kein Problem mehr darstellen. Dank der verschiedenen Schwierigkeitsgrade wird aber sowohl Anfängern als auch hartgesottenen Profis eine passende Herausforderung geboten. Das hässliche Respawnen beim Abkommen von der Piste wird hier übrigens auch etwas anders umgesetzt. So könnt ihr zunächst aus eigener Kraft versuchen, wieder auf die Piste zu kommen. Geht es partout nicht, könnt ihr per Menü nach Hilfe von den Zuschauern rufen, die euren Boliden wieder auf die Spur rollen.

Bis hin zur kleinsten Schraube
Realismus wird auch bei den Fahrzeug-Einstellungen geboten. In keinem anderen Rallye-Spiel findet ihr so ausgeklügelte und detaillierte Optionen. Wo kann man schon Kraft und Länge jeder einzelnen Feder einstellen, die Bodenhöhe millimetergenau verändern oder Reifendruck und Drehmomente genau anpassen? Anfänger dürften hier allerdings erst mal überfordert sein, so dass zu hoffen ist, dass Warthog dem Spiel eine vernünftige Dokumentation in Form eines Handbuches bereitstellt. Glücklicherweise kann man auch mit den Standard-Einstellungen eine Rallye durchaus erfolgreich zu Ende bringen, in den höheren Schwierigkeitsgraden zählt allerdings jede Sekunde und das richtige Setup kann über den Sieg entscheiden.

Der Realismus nimmt dort aber noch kein Ende, sondern setzt sich im Schadensmodell weiter fort, das sehr stark in die Einzelkomponenten der Fahrzeuge eingreift. Nahezu jedes Teil des Wagens kann beschädigt werden - mit starker Auswirkung auf das Fahrverhalten. Auch hier gibt es verschiedene Simulationsstufen, von moderaten Schäden, bei denen das Fahrzeug mit ziemlicher Sicherheit bis ans Ziel gefahren werden kann, bis hin zum Hardcore-Modell, in dem jeder Crash gnadenlos bestraft wird und eine Kollision mit einem Hindernis das Fahrzeug fahruntüchtig machen kann.

Entsprechend detailliert geben sich dann auch die Reparatur-Optionen im Service Park. Klappt eure Tür unterwegs auf und zu, wird bei der Reparatur das Türschloss auf der Liste auftauchen. Die zu reparierenden Komponenten werden in Form einer Liste aufgezeigt und ihr könnt für jedes Teil entscheiden, ob die Reparatur im Rahmen des engen Zeitlimits ausgeführt werden soll. Das einzige, was beim Schadensmodell nicht so ganz überzeugen mag ist, dass die Fahrzeuge bei Überschlägen doch etwas zu weit und zu heftig durch die Gegend kullern.

Authentische Umgebungen und satter Sound
Auch im grafischen Bereich versucht Warthog, das Rallye-Erlebnis so authentisch wie möglich umzusetzen. Die Strecken wirken ausgesprochen natürlich und realistisch, im Falle der Gateshead-Strecken konnten wir uns beim Besuch in England selbst davon überzeugen. Die Vegetation macht einen sehr gelungenen Eindruck, animierte Objekte wie Tiere oder wegspringende Zuschauer beleben die ganze Angelegenheit. Übrigens kann es euch durchaus wie im richtigen Leben auch passieren, dass euch mal ein Vogel als Schreckmoment in die Windschutzscheibe kracht. Die Wettereffekte können überzeugen, im Cockpit-Modus habt ihr nicht nur Tropfen auf der Scheibe, sondern auch Schlieren vom Scheibenwischer. Schade nur, dass die Fahrzeuge nicht auch noch verdrecken wie bei 'Colin 04'.

Die Ausleuchtungen abhängig von der Tageszeit - von schönen Schattenwürfen bis hin zu Blendeffekten, wenn euch die Sonne entgegen scheint - sind ebenfalls ein Hingucker. Die Fahrzeuge sind schön modelliert, Schäden am Fahrzeug werden akkurat dargestellt. Auch erfreulich: die meisten Hindernisse reagieren physikalisch recht korrekt, so wird ein Holzzaun nicht zum statischen Hindernis, sondern wird mitunter beim Aufprall auch zerstört. Lediglich im extremen Nahbereich (zum Beispiel bei Kollisionen) wirken einige Texturen und Büsche etwas lieblos. Auffallend: bei der PS2-Version erfreut die ungemein flüssige Grafik, bei der weder Pop-ups noch Slowdowns auftreten.

Eine Klasse für sich ist der Sound, mal unabhängig von den Titeltracks, von denen einer von Paul Oakenfield stammt. Die Fahrzeug-Sounds sind ungemein fett, die Motoren kommen bei hohen Drehzahlen richtig schön rotzig rüber. Sowohl Umgebungsveränderungen als auch Schäden am Fahrzeug beeinflussen den Sound vehement. Fliegt euch eine Tür weg, habt ihr im Cockpit sofort einen lauteren Sound. Mit etwas Übung könnt ihr nach einiger Zeit bereits an der Geräuschkulisse feststellen, ob und was an eurem Wagen beschädigt ist. Der Grund für den guten Sound liegt darin, dass Warthog mit komponentenabhängigen Soundfiles arbeitet und daraus einen Gesamtsound des Fahrzeugs generiert.

 

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp
Rallye-Fans können sich auf einen heißen Sommer freuen. Was SCI und Warthog da auf die Piste schicken wollen, ist schon eine Klasse für sich. Grafisch wird das Spiel sehr ansprechend und authentisch präsentiert, auch wenn es hier und da noch ein paar Macken gibt. Und einen besseren Sound hat die Rallye-Welt noch nicht gehört. Was aber vor allem überzeugen kann, ist der enorme Realismus der Fahrphysik, die detailreichen Einstell-Optionen und auch kleine Innovationen wie das dynamische Wetter und die wechselnden Tageszeiten, die jede Strecke immer wieder zu einem neuen Erlebnis werden lassen und selbst dem härtesten Profi einiges abfordern. Gelungen auch die Rallye-Schule, denn das Fahren im 'Richard Burns Rally'-Stil will gelernt sein. Freut euch drauf, nie war Rallye realistischer!

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