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Test - Mittelerde: Mordors Schatten : Eine Ode an die Orks

  • PC
  • PS4
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Irgendwann findet ihr jedenfalls heraus, wer die Leibwächter der Häuptlinge sind, schaltet sie aus und widmet euch dem Ableben der Chefs. Das Umlegen der Bosse ist aber nicht alles, denn zudem könnt ihr euch mit der Zeit Orks gefügig machen und sie in die Hierarchie einschleusen, ja, sogar dazu einsetzen, bestimmte Orkchefs zu attackieren und euch damit das Überleben zu erleichtern. Auch Eingriffe in bestimmte Events, die sich auf die Rivalitäten der Orks untereinander beziehen, verändern das Gefüge. Natürlich gibt es auch immer wieder Nachrücker, sodass diese Hierarchie stetig in Bewegung bleibt.

Orks mit Persönlichkeit

Zu den Orks entwickelt ihr im Laufe des Spiels eine ganz besondere Beziehung. Es sind nämlich keine austauschbaren Abziehbilder, sondern quasi echte Ork-Persönlichkeiten. Das beginnt beim Aussehen. Keine zwei Orks der Hierarchie sehen gleich aus. Sie alle wurden unglaublich detailliert mit spezifischen Charakteristika zusammengestellt. Vom Feigling über den verschlagenen Attentäter bis hin zum geistlosen, aber immens starken Nahkämpfer ist alles dabei. Jeden von ihnen könntet ihr sofort in einen der „Herr-der-Ringe“-Filme stecken, er würde dort sogar positiv auffallen.

Mit der Zeit entwickeln sich wahrhaft heroische Feindschaften. Orks, die einen Kampf mit euch überleben, werden sich beim nächsten Zusammentreffen an euch erinnern. Orks, die euch gar getötet haben, werden befördert und verbessern ihre Machtposition. Selbst normale Ork-Soldaten bekommen durch das Töten Talions die Chance zum Aufstieg in die Hierarchie der Hauptleute. Sie fürchten euch, sie hassen euch, sie streben nach Rache und vor allem erinnern sie sich an eure und ihre Taten. Gegner mit echter, dynamischer Persönlichkeit – wie lange haben wir davon in Videospielen geträumt. Nun ist es wahr geworden.

Während des Tests hatten wir Orks, die beim ersten Anblick Talions sofort flüchteten, aber sogar auch andere, die uns immer wieder entkommen sind, einige Male erwischt haben und regelrecht gejagt haben. Ein anderer, von dem wir glaubten, ihn mit einem Stich ins Auge getötet zu haben, kam gar mit einer Metallplatte über dem Auge und jeder Menge Rachedurst zurück. Eine fantastische Angelegenheit, die Maßstäbe dafür setzt, wie künftig Gegner in Spielen aufgebaut werden können. Klar, hier und da hat das System noch einige Macken, aber insgesamt funktioniert das Konzept gut und bringt frischen Wind ins Genre.

Viel Liebe zum Detail

Überhaupt sind die Orks das Schmuckstück des Spiels: abwechslungsreich, detailliert, enorm orkisch und mit toller Sprachausgabe versehen. Es steckt viel Liebe in diesen hässlichen Kreaturen, selbst wenn man ihnen nur beim Wachgang zuhört. Beispielsweise wenn sie darüber zetern, nie befördert zu werden. Wenn sie von eurem letzten Attentat auf einen Ork-Chef erzählen oder sich am Lagerfeuer ängstlich Geschichten über den „Grabwandler“ (natürlich Talion) erzählen. Da stört es beinah gar nicht mehr, dass ihr Erkundungsradius mitunter etwas seltsam wirkt, sie oft zur Klumpenbildung neigen, wenn ihr euch in nicht erreichbarer Höhe befindet, und dass der Schwierigkeitsgrad zuweilen etwas unausgewogen wirkt.

Diese Orks unterstreichen die stimmige und düstere Atmosphäre von Mordor sowohl im ernsten, als auch humorigen Sinne. Es gibt viel Bewegung in der Welt. Orktruppen patrouillieren durchs Land, kümmern sich um ihre menschlichen Sklaven aka Nahrung und werden von Raubtieren niedergemetzelt. Jeder zeitliche Verlauf verändert die Situationen ein wenig, sodass das Spiel eigentlich niemals gleich ist, wie oft ihr es auch spielt. Wetter und Tageszeiten verändern die Stimmung spürbar. Die grafische Darstellung gefällt ebenso wie der tolle Soundtrack und die hervorragende deutsche Sprachausgabe. Kleinere technische Macken ab und an sind da gut zu verschmerzen. Auch hier hat Monolith alles richtig gemacht, auch wenn die eine oder andere Textur etwas hübscher hätte sein können.

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp
Wundervolles Überraschungspaket

Ganz ehrlich? Mittelerde: Mordors Schatten ist der erste Titel in diesem Jahr, der mich so richtig vom Hocker haut. Sicher, man kann den Entwicklern von Monolith vorwerfen, dass sie sich fast schon schamlos bei Titeln wie Assassin's Creed oder Batman bedient haben, was Konzept und Spielmechaniken angeht. Der Witz dabei ist jedoch, dass die Entwickler einige Aspekte sogar besser hinbekommen als die Vorbilder. Die Handlung geht in Ordnung und fügt sich gut in den „Leerraum“ zwischen „Der Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“ ein und bringt genug Verbindungen mit, um Fans zu gefallen, auch wenn sie mit der Zeit etwas zur Nebensache wird. Was den Titel für mich zur Besonderheit macht, sind die wundervoll gestalteten Orks, die dank des Nemesis-Systems nebst individueller Stärken und Schwächen endlich mal zu erinnerungswürdigen Gegnern werden. Und nicht nur das, manchmal entwickeln sich aus dem Zusammentreffen mit den Orks richtige Handlungsstränge mit Blutfehden. Zu gern erinnere ich mich daran, als ein besonders zäher Brocken irgendwann damit begann, mich regelrecht zu jagen, mir hämisch jeden meiner zahlreichen Tode vorhielt und wütend nach Rache für seine Verwundungen schrie. Klar gibt es hier und da Abzüge in der B-Note, aber dieses System zur Gestaltung von Gegnern und zur emotionalen Bindung des Spielers an diese Gegner ist zukunftsweisend. Vorbei die Zeiten der Abziehbilder, hier habe ich endlich Gegner, die ich hassen kann und die mich hassen. Tolle Arbeit, Monolith. Setzt bitte weiter auf diese Elemente und bringt in ein paar Jahren ein Sequel mit etwas mehr Feinschliff und einer größeren Spielwelt.

--> Tipps zu Mordors Schatten in unserem Survival-Guide

Überblick

Pro

  • ordentliche Handlung mit vielen Querverweisen zu „Der Herr der Ringe“ ...
  • wundervoll abwechslungsreiche Orks
  • detaillierte Charakterdarstellung
  • sehr guter Umfang
  • Sammelobjekte bringen Erfahrung
  • umfangreiches, variables und extrem abwechslungsreiches Skill- und Runensystem
  • sehr dynamisches Kampfsystem
  • Gegner haben Persönlichkeit und werden zu echten Feinden
  • fordernde Bosskämpfe, die Überlegung und Taktik verlangen
  • innovatives Nemesis-System
  • sehr variable Spielweise von Stealth über Action bis zu Reitangriffen
  • Orks, die andere Spieler töten, können in Rache-Missionen gejagt werden

Contra

  • … aber einen Tick zu unspektakulär erzählt
  • viele „abgekupferte“ Spielelemente
  • sporadische KI-Aussetzer
  • hier und da Clipping-Fehler und sporadisch schwächelnde Bildrate (PS4/Xbox One)
  • Look der Umgebungen auf Dauer etwas monoton
  • leichte Probleme in der Spielbalance
  • relativ wenig Erkundung
  • überschaubare Größe der Spielwelt
  • Open-World-Elemente wiederholen sich mit der Zeit
  • an engen Stellen Kameraprobleme
  • Controller-Belegung nicht änderbar (PS4/Xbox One)

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