Test - Mittelerde: Mordors Schatten : Eine Ode an die Orks
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Irgendwann findet ihr jedenfalls heraus, wer die Leibwächter der Häuptlinge sind, schaltet sie aus und widmet euch dem Ableben der Chefs. Das Umlegen der Bosse ist aber nicht alles, denn zudem könnt ihr euch mit der Zeit Orks gefügig machen und sie in die Hierarchie einschleusen, ja, sogar dazu einsetzen, bestimmte Orkchefs zu attackieren und euch damit das Überleben zu erleichtern. Auch Eingriffe in bestimmte Events, die sich auf die Rivalitäten der Orks untereinander beziehen, verändern das Gefüge. Natürlich gibt es auch immer wieder Nachrücker, sodass diese Hierarchie stetig in Bewegung bleibt.
Orks mit Persönlichkeit
Zu den Orks entwickelt ihr im Laufe des Spiels eine ganz besondere Beziehung. Es sind nämlich keine austauschbaren Abziehbilder, sondern quasi echte Ork-Persönlichkeiten. Das beginnt beim Aussehen. Keine zwei Orks der Hierarchie sehen gleich aus. Sie alle wurden unglaublich detailliert mit spezifischen Charakteristika zusammengestellt. Vom Feigling über den verschlagenen Attentäter bis hin zum geistlosen, aber immens starken Nahkämpfer ist alles dabei. Jeden von ihnen könntet ihr sofort in einen der „Herr-der-Ringe“-Filme stecken, er würde dort sogar positiv auffallen.
Mit der Zeit entwickeln sich wahrhaft heroische Feindschaften. Orks, die einen Kampf mit euch überleben, werden sich beim nächsten Zusammentreffen an euch erinnern. Orks, die euch gar getötet haben, werden befördert und verbessern ihre Machtposition. Selbst normale Ork-Soldaten bekommen durch das Töten Talions die Chance zum Aufstieg in die Hierarchie der Hauptleute. Sie fürchten euch, sie hassen euch, sie streben nach Rache und vor allem erinnern sie sich an eure und ihre Taten. Gegner mit echter, dynamischer Persönlichkeit – wie lange haben wir davon in Videospielen geträumt. Nun ist es wahr geworden.
Während des Tests hatten wir Orks, die beim ersten Anblick Talions sofort flüchteten, aber sogar auch andere, die uns immer wieder entkommen sind, einige Male erwischt haben und regelrecht gejagt haben. Ein anderer, von dem wir glaubten, ihn mit einem Stich ins Auge getötet zu haben, kam gar mit einer Metallplatte über dem Auge und jeder Menge Rachedurst zurück. Eine fantastische Angelegenheit, die Maßstäbe dafür setzt, wie künftig Gegner in Spielen aufgebaut werden können. Klar, hier und da hat das System noch einige Macken, aber insgesamt funktioniert das Konzept gut und bringt frischen Wind ins Genre.
Viel Liebe zum Detail
Überhaupt sind die Orks das Schmuckstück des Spiels: abwechslungsreich, detailliert, enorm orkisch und mit toller Sprachausgabe versehen. Es steckt viel Liebe in diesen hässlichen Kreaturen, selbst wenn man ihnen nur beim Wachgang zuhört. Beispielsweise wenn sie darüber zetern, nie befördert zu werden. Wenn sie von eurem letzten Attentat auf einen Ork-Chef erzählen oder sich am Lagerfeuer ängstlich Geschichten über den „Grabwandler“ (natürlich Talion) erzählen. Da stört es beinah gar nicht mehr, dass ihr Erkundungsradius mitunter etwas seltsam wirkt, sie oft zur Klumpenbildung neigen, wenn ihr euch in nicht erreichbarer Höhe befindet, und dass der Schwierigkeitsgrad zuweilen etwas unausgewogen wirkt.
Diese Orks unterstreichen die stimmige und düstere Atmosphäre von Mordor sowohl im ernsten, als auch humorigen Sinne. Es gibt viel Bewegung in der Welt. Orktruppen patrouillieren durchs Land, kümmern sich um ihre menschlichen Sklaven aka Nahrung und werden von Raubtieren niedergemetzelt. Jeder zeitliche Verlauf verändert die Situationen ein wenig, sodass das Spiel eigentlich niemals gleich ist, wie oft ihr es auch spielt. Wetter und Tageszeiten verändern die Stimmung spürbar. Die grafische Darstellung gefällt ebenso wie der tolle Soundtrack und die hervorragende deutsche Sprachausgabe. Kleinere technische Macken ab und an sind da gut zu verschmerzen. Auch hier hat Monolith alles richtig gemacht, auch wenn die eine oder andere Textur etwas hübscher hätte sein können.
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