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Test - Marvel vs. Capcom Infinite : Gefangen in der Mittelmäßigkeit

  • PC
  • PS4
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Sechs Jahre ist es her, dass sich die Helden des Marvel- und die des Capcom-Universums gegenseitig eins auf die Mütze gaben. In Marvel vs Capcom: Infinite treten die beiden Universen wieder gegen- und miteinander an und haben diesmal sogar ein Ziel vor Augen: Ultron Sigma eins auszuwischen und seine fiesen Pläne zu durchkreuzen.

Während der sogenannten Konvergenz verschmelzen das Marvel- und das Capcom-Universum. Dem Oberschurken Ultron Sigma gelingt es, zwei von sechs Unendlichkeitssteinen in seinen Besitz zu bringen, und er droht damit, alles Leben durch das Sigma-Virus auszulöschen. Damit sind Captain America, Iron Man, Thor, Dante, Chris Redfield, Frank West und 24 ihrer Kollegen gar nicht einverstanden. Sie versuchen, mithilfe der übrigen vier Unendlichkeitssteine nicht nur das Ende der Erde zu verhindern.

Interessanter Story-Ansatz, peinliche Dialoge

Die Geschichte, die knapp fünf Stunden Spielzeit bietet, ist eigentlich spannend und mit vielen Effekten gespickt. Leider sind es die vielen fragwürdigen Dialoge und insbesondere die zwar kurzen, aber zunehmend nervigeren Ladezeiten, die diesen fünf Stunden den Spaß rauben. Das bedeutet nicht, dass die Story auf ganzer Linie versagt, aber die Sprüche der Helden, die oftmals zum Fremdschämen animieren, und die vielen kleinen Unterbrechungen nehmen ihr leider jede Spur von Spannung und flüssigem Gameplay.

Das können auch die vielen kleinen Kämpfe nicht ausgleichen, auf die es in einem Prügelspiel natürlich in erster Linie ankommt. Oft tretet ihr gegen Kontrahenten an, die schon nach wenigen Sekunden am Boden liegen, ein Wechsel innerhalb eures Zweierteams ist hierbei erst gar nicht nötig. Nur selten müssen starke Gegner bekämpft werden, bei denen dann jedoch eure Fingerfertigkeit gefragt ist. Leider schwankt der Schwierigkeitsgrad extrem, immerhin dürft ihr ihn bei einer Niederlage senken. Das Kampfsystem der Tag-Team-Auseinandersetzungen und dessen Steuerung können sich allerdings sehen lassen und sind besonders für Neulinge mehr als gut geeignet.

Gefangen in der Mittelmäßigkeit - Video-Review zu Marvel vs. Capcom Infinite
Im Sog von Tekken 7 und Injustice 2 gehen die Helden des Marvel- und die des Capcom-Universums unter. Daran sind nicht nur die überschaubaren Spielmodi schuld.

Nur wenige Tasten sind mit Funktionen belegt, dafür spielen Kombos, die gerade am Anfang das Gefühl vermitteln, zufällig ausgelöst zu werden, eine nicht unwichtige Rolle. Dank ihnen nehmen Gegner Zusatzschaden, vor allem wenn sie in eine Ecke der Kampfarena gedrängt werden. Zusätzlich dürft ihr einen der Unendlichkeitssteine einsetzen, der euer Team mit unterstützenden Fähigkeiten ausstattet. Je zwei Fähigkeiten pro Stein geben eurem Team zum Beispiel einen Bonus auf Kampfkraft oder Geschwindigkeit, andere schaden euren Gegner direkt. Es gibt auch einen Stein, der die gegnerischen Charaktere verlangsamt, was es euch leichter macht, ihnen auszuweichen oder sie zu treffen.

Überflüssige Unendlichkeitssteine

Leider gestalten sich die Matches durch diese Steine – insbesondere im Mehrspielermodus – ein wenig unausgewogen. Setzt ihr den richtigen Stein ein, könnt ihr euch durch besondere Kombos Leben zurückholen. Nutzt euer Gegner diesen Stein nicht, habt ihr oftmals leichtes Spiel, was gerade für einen Prügler sehr unpassend ist. Somit sind es diesmal nicht die Charaktere, die sich sogar sehr ausgewogen spielen, sondern die quasi unsichtbaren Kampfteilnehmer in Form der Unendlichkeitssteine, die für schlechtes Balancing sorgen.

Das ist schade, denn im Grunde ist Marvel vs Capcom: Infinite ein ordentliches Prügelspiel, wenn auch mit zu wenigen Spielmodi für Solospieler. Im Training werden Kombos geübt, die Missionen fordern euch durch klar definierte Aufgaben und im Arcade- sowie dem Vs-CPU-Modus kloppt ihr euch mit KI-Gegnern, die einen von fünf Schwierigkeitsgraden wählen dürfen. Immerhin wird euch im Mehrspielermodus ein wenig mehr geboten, denn ihr kämpft wahlweise in der Anfängerliga oder in Ranglisten- und Freundschaftskämpfen oder schaut euch Replays an.

Weder Fisch noch Fleisch

Optisch bewegt sich Marvel vs. Capcom: Infinite in einer eigenen Dimension, die irgendwo zwischen Comic und Realität liegt. Auf den ersten Blick sehen die Charaktere durchweg gelungen aus. Schaut ihr ein wenig genauer hin, erscheinen aber zum Beispiel Dante oder Ryu leicht „verunstaltet“. Zwar werdet ihr sie direkt erkennen, ihren Urvorbildern entsprechen sie aber nur entfernt. Dafür können sich die Effekte und auch die Arenen sehen lassen, wobei eine größere Auswahl deutlich schöner gewesen wäre.

Der Soundtrack, in dem ihr unter anderem einige leicht abgeänderte Tracks aus Marvel-Filmen erkennt, geht vollkommen in Ordnung. Auch die Kampfgeräusche an sich sind okay, leider gilt das nicht für die kurzen Vertonungen der Kämpfer. Sie wiederholen sich permanent und schallen schon bald in euren Gehörgängen wie das „liebliche Dröhnen“ eines startenden Flugzeugs. Die englische Sprachausgabe der einzelnen Charaktere passt sich hierbei an und so manchem Helden hätte ein anderer Sprecher deutlich mehr Persönlichkeit verliehen. Dafür dürfen sich deutsche Spieler freuen, denn sowohl die Menüs als auch die Untertitel sind in deutscher Sprache vorhanden.

Greift zu, wenn...

… ihr die allergrößten Fans der beiden Universen seid.

Spart es euch, wenn...

… ihr ein hochwertiges Prügelspiel erwartet oder die deutlich besseren Injustice 2 oder Tekken 7 bereits besitzt.

Fazit

Sven Wagener - Portraitvon Sven Wagener
Geschlagen im Angesicht der Konkurrenz

Prügelspiele wandern immer wieder mal in eine meiner Konsolen. Dieses Jahr waren sogar sehr gute dabei, wenn ich an Tekken 7 und Injustice 2 denke. Capcom hat jedoch gerade im Zug dieser beiden Titel einen sehr schlechten Veröffentlichungstermin für Marvel vs. Capcom: Infinite gewählt, denn gegen die genannten Spiele kann der Heldenprügler nicht bestehen. Mich nervten die dauernden Ladezeiten während der Story mindestens genauso sehr wie die schwachen Dialoge. Beide schafften es, die gar nicht mal so schlechte Geschichte nach unten zu ziehen.

Auch die überschaubare Vielfalt und die optische Präsentation konnten mich nicht  überzeugen. Dafür sprach mich die simple Steuerung an, für die ich nicht erst stundenlang irgendwelche Kombos einstudieren muss. Sehr unschön sind hingegen die Infinity-Steine, die durch ihr schlechtes Balancing die Ausgewogenheit der Charaktere ad absurdum führen. Obwohl Marvel vs. Capcom: Infinite kein schlechtes Spiel ist, wird es gerade im Sog der beiden genannten Prügelspiele zum sprichwörtlichen Furz im Sturm: Es war kurz da, genau so schnell aber auch wieder verschwunden.

Überblick

Pro

  • eine grundsätzlich spannende Geschichte …
  • 30 ausgewogene Helden
  • simple Steuerung, ideal für Neulinge
  • gelungene Effekte
  • ansprechender Soundtrack
  • Kollisionsabfrage lässt keine Wünsche offen

Contra

  • … die leider von den schwachen Sprüchen und den vielen Ladezeiten zerstört wird
  • unausgegorener Schwierigkeitsgrad innerhalb der Story
  • Unendlichkeitssteine je nach Art unpassend für ein Prügelspiel
  • teils seltsam anmutende Animationen einiger Helden
  • sehr überschaubare Menge an Spielmodi
  • gewöhnungsbedürftige Mischung aus realistischer Grafik und Cel-Shading-Optik

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