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Special - Ahmet-Kolumne: Smartwatch : Technik, die keine Sau braucht

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    Apple wird’s schon richten

    Samsung, Sony, LG und Co. haben in jüngerer Vergangenheit einige Wearables auf den Markt geworfen, doch so richtig überzeugt hat uns keines. Im Endeffekt handelt es sich bei diesen Smartqwatches immer nur um Erweiterungen des Handy-Displays. Man muss nicht mehr aufs Telefon gucken, um sich über Anrufe oder Benachrichtigungen zu informieren. Man kann mit der Uhr auch das Wetter checken, Kalendereinträge erstellen oder Nachrichten verfassen, aber am Ende holt man dann doch das Telefon aus der Tasche, weil’s damit eben schneller und einfacher geht.

    Die Technik-Fans vertrauten daher weiter auf den großen Apfel: „Apple muss den Karren aus dem Dreck ziehen und den anderen wieder einmal vormachen, wie man ein herausragendes, kreatives Produkt entwickelt!“, riefen sie. Dann betrat die Apple Watch das Rampenlicht. Wieso heißt das Teil eigentlich nicht mehr iWatch? Ganz einfach: Weil Swatch bereits eine iSwatch und sehr bissige Anwälte am Start hat.

    Die große Enttäuschung ist, dass Apples Watch auch nicht mehr kann als die mit Android Wear betriebene Konkurrenz. Ebenfalls nur als Handy-Erweiterung gedacht, setzt sie ein iPhone voraus und kostet zudem deutlich mehr. Im günstigsten Fall müsst ihr dafür im kommenden Frühjahr 349 Dollar auf den Tisch legen. Die meisten Leute sind also von Apples neuem Produkt enttäuscht. Allerdings frage ich mich, wie viel Technikrevolution man von einem tragbaren Minicomputer in der Größe einer Streichholzschachtel erwarten darf? Ein Laser, der unauffällig Popel verdampft, wenn man das Handgelenk unter die Nase hält? Ein Pulsmesser, der nicht nur den Puls misst, sondern ihn auch senken kann? Welche Wunder erwartet die Welt vom Touchscreen-Computer am Handgelenk?

    Die Sehnsucht nach Neuheiten

    Für mich ist die Apple Watch auch nichts anderes als GameTrak, Microsoft Kinect oder PlayStation Move. Quasi die Antwort auf eine Frage, die wir noch gar nicht richtig formuliert haben. Die Hersteller wollen uns glauben machen, dass es Zeit für ein neues Produkt wäre, um uns erneut Kohle aus der Tasche ziehen können. Wir sind verwöhnte Wohlstandspenner, die es nach Neuheiten und Innovationen dürstet, darum fallen wir nur zu gerne darauf rein.

    Schon bei der ersten Kinect-Demonstration war klar, dass es sich dabei um Kindergarten-Hampelmann-Schrott handelt. Statt Microsoft auszulachen, wollten wir aber unbedingt glauben, dass es geil wird. Ich sah mich bereits wie Tom Cruise in "Minority Report" irgendwelche Hologramme durch die Gegend wischen. Ich konnte die Zukunft sehen! Na ja, heute kennen wir die Wirklichkeit. Kinect 2 ist ebenfalls am Ende und damit der Kamerasensor wirklich tot bleibt, hat man sicherheitshalber einen Einzelpreis von 150 Dollar dafür angesetzt.

    Sonys PS-Move-Controller glänzt wiederum durch Präzision, aber niemand weiß etwas damit anzufangen. Wie oft braucht man denn in einem Videospiel die Möglichkeit, millimetergenaue Bewegungen eines Dildos zu übertragen? PlayStation Move ist im Endeffekt eine Mischung aus Lightgun und Maus und wird sich wahrscheinlich erst mit Project Morpheus sinnvoll einsetzen lassen.

    Da fällt mir ein: Die Smartwatches verfügen doch auch über Neigungs- und Beschleunigungssensoren. Könnte man die nicht per Bluetooth oder WLAN mit der Konsole koppeln und die Uhr dann als Controller benutzen? Zum Beispiel ließe sich im Ego-Shooter der Messerangriff auf die Uhr legen. Kurz das Handgelenk geschüttelt und schon wird der Gegner abgestochen. Klingt doof, aber irgendwas müssen die sich schon noch einfallen lassen, um uns die Smartwatch schmackhaft zu machen. Ich bin mir zumindest sicher, dass es iPhone-Spiele geben wird, die sich mit der Smartwatch steuern lassen.

    Bei Kinect und Move fehlte eine Killer-Applikation und die Apple Watch hat aktuell dasselbe Problem. Sie fällt in dieselbe Weder-Fisch-noch-Fleisch-Kategorie, und das ist gefährlich, weil direkt daneben die Das-braucht-echt-keine-Sau-Kategorie steht. Was glaubt ihr: Hat die Apple Watch eine Chance?

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    Über den Autor

    Unser Kolumnist Ahmet Iscitürk schreibt seit 16 Jahren über Spiele und müsste deshalb schon längst für die andere Seite arbeiten - zum Beispiel als PR-Manager. Darauf hat er aber keinen Bock. Ebenso wenig möchte er YouTube-Videos machen, denn er ist zu fett für die Kamera. Das Schreiben ist seine einzige Fähigkeit und darum wird er mit den Fingern auf der Tastatur sterben. Sein Credo lautet: „Lebe deinen Traum, auch wenn der Traum scheiße ist.“ Seinen Untergang könnt ihr unter anderem auf Twitter live miterleben.

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