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Test - Halo Wars 2 : Der würdige Erbe von Command & Conquer

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Microsoft und die Strategie-Experten von Creative Assembly haben mit Halo Wars 2 einiges vor. So soll nicht nur ein würdiger Nachfolger des ersten Teils präsentiert, sondern auch für den dringend nötigen frischen Wind im gesamten Genre gesorgt werden. Dafür haben sich die Entwickler einiges einfallen lassen, was bereits im Vorfeld sehr vielversprechend klang. Doch wie schlägt sich der Titel im Langzeittest? So viel vorweg: Wir wurden nicht enttäuscht.

Doch fangen wir von vorne an: Halo Wars 2 spielt rund 30 Jahre nach den Ereignissen des Vorgängers. Im Fokus steht dabei Captain James Cutter mitsamt seiner Crew der „Spirit of Fire“. Wer Halo Wars 1 gespielt hat, dem dürften diese Namen sicherlich bekannt vorkommen. Cutter und seine Kameraden wachen aus einem Kälteschlaf auf, nur um feststellen zu müssen, dass mit dem Brute namens Atriox ein neuer Antagonist die intergalaktische Bühne betreten hat – inklusive einer schlagkräftigen Armee.

Es versteht sich von selbst, dass es eure Aufgabe ist, dem Bösewicht das Handwerk zu legen. Genau dieses Ziel verfolgt ihr während der zwölf Missionen umfassenden Solokampagne. Die Story von Halo Wars 2 hinterlässt jedoch ein eher zwiespältiges Gefühl. Einerseits ist die Inszenierung vor allem dank der aufwendigen und fast schon kinoreifen Zwischensequenzen ziemlich mitreißend. Das erinnert in den Grundzügen fast schon an die grandiosen CGI-Sequenzen aus dem Hause Blizzard Entertainment und sorgt für eine packende Halo-Atmosphäre.

Andererseits kommt die Story jedoch nie richtig in die Gänge: Die Charaktere bleiben meist nur eindimensional, überraschende Wendungen sucht man ebenso vergeblich wie zusätzlichen Tiefgang in der Entwicklung des Spannungsbogens. Aber das war wohl auch nie die Absicht der Entwickler: Halo Wars 2 ist simples Action-Popcorn für die Xbox One – und das macht es gut.

Kurzes Vergnügen

Glücklicherweise finden sich auch all diejenigen im Halo-Universum schnell zurecht, die vorher nichts damit zu tun hatten. Zwar helfen Vorkenntnisse selbstverständlich beim Verständnis – vonnöten sind sie jedoch nicht. In den insgesamt zwölf Missionen zeigt sich von Beginn an, worauf das Hauptaugenmerk der Entwickler lag: eindrucksvoll inszenierten Schlachten der klassischen Art. Die Kampagne ist recht abwechslungsreich gestaltet, da ihr stets vor neue Herausforderungen gestellt werdet. So müsst ihr beispielsweise eine zunächst aussichtslose Abwehrschlacht überstehen oder nur mit einem einzelnen, dafür aber gut ausgestatteten Soldaten in den Kampf ziehen.

Wir fühlten uns während der Kampagne prima unterhalten, das große Gefühl der Euphorie wollte sich jedoch nicht so ganz einstellen. Das liegt an gleich mehreren Dingen: Auch wenn die Missionen für sich gesehen recht abwechslungsreich sind, bieten sie letztendlich nicht viel mehr als die Genrestandardkost. Überraschungen suchen wir ebenso vergeblich wie besonders erinnerungsträchtige Einsätze, die uns auch Wochen später noch im Gedächtnis bleiben.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Kampagne relativ schnell vorbei ist. Zwar können einige der Missionen schon mal 30 bis 40 Minuten in Anspruch nehmen, allerdings gibt es auch Einsätze, die bereits nach zehn Minuten abgeschlossen werden können. Halbwegs geübte Spieler haben Halo Wars 2 in gerade mal sieben bis acht Stunden gemeistert – das ist etwas wenig. Eine Banished-Kampagne gibt es übrigens ebenso wenig wie eine dritte Fraktion. Darunter leidet ein wenig die Vielfalt des Spiels. Zum Ausgleich ist es immerhin möglich, sämtliche Missionen im kooperativen Multiplayer zu spielen – lobenswert.

Halo Wars 2 - Launch Trailer
Die Veröffentlichung von Halo Wars 2 am 21. Februar wirft bereits ihre Schatten voraus; hier gibt es deshalb schon den Launch-Trailer.

Auf in den Kampf

Das Spielgeschehen an sich funktioniert einwandfrei: Der Fokus liegt auf dynamischen Echtzeitschlachten mit zahlreichen aus dem Halo-Universum bekannten Einheiten. Neben Standardeinheiten wie den „feurigen“ Hellbringers gibt es zahlreiche Fahrzeuge sowie Kommandanten. Letztere sind eine Art Helden, die über spezielle Fähigkeiten verfügen. So ist es ihnen unter anderem möglich, eigene Einheiten zu heilen, was schon mal die Entscheidung in einer ansonsten knappen Schlacht bringen kann.

Geschicktes Taktieren ist trotz aller Action und Dynamik sehr wichtig. Der Tiefgang oder das extreme Mikromanagement einiger Genrekonkurrenten erreicht Halo Wars 2 jedoch nicht. Alles ist etwas „mainstreamiger“, ohne das abwertend zu meinen. Dank der gut auf den Xbox-Controller angepassten Steuerung habt ihr das Geschehen jederzeit unter Kontrolle.

Das macht sich auch im umfangreichen Multiplayer-Modus des Spiels bemerkbar. Hier dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Von klassischen Zerstöre-alles-Partien bis hin zum Festungsmodus werden zahlreiche Spielvarianten angeboten. Besonders interessant finden wir übrigens die Blitzpartien: Es handelt sich um eine kurzweilige Mischung aus Echtzeitschlachten und Sammelkarten. Mit Letzteren stellt ihr eure Armee zusammen oder setzt spezielle Fähigkeiten ein, die sich umgehend auf das Spielgeschehen auswirken.

Hinzu kommt das ständige Gerangel um Ressourcen sowie Kontrollpunkte, sodass es in den ohnehin schon kurzen Partien, die zwischen 10 und 15 Minuten dauern, immer ordentlich zur Sache geht. Doof: Für echtes Geld könnt ihr euch Kartenpakete kaufen und somit schneller an neue Karten gelangen. Echtes Pay-to-win ist das zwar nicht, hinterlässt aber einen faden Beigeschmack.

Ein Fest für die Sinne

Wir wissen nun, was Halo Wars 2 inhaltlich zu bieten hat und wie es sich spielt. Doch wie sieht es aus und wie hört es sich an? Kurz gesagt: Richtig gut. Neben den eingangs bereits erwähnten (wenn auch etwas wenigen) Zwischensequenzen macht auch die In-Game-Präsentation einiges her. Die Einheiten sind sehr detailliert ausgearbeitet, die Effekte betonen das bombastische Grundthema des Spiels und die Animationen müssen sich wahrlich nicht vor der Konkurrenz verstecken.

Hinzu kommt ein kinoreifer Soundtrack, der das Spielgeschehen stets passend untermalt – von einigen wenigen Ausnahmen mal abgesehen. Man merkt deutlich, dass die Jungs von Creative Assembly (nicht nur diesbezüglich) ihr Handwerk sehr gut verstehen. Ebenfalls cool: Halo Wars 2 ist ein Play-Anywhere-Spiel. Wer sich also die Xbox-One-Version kauft, kann es auch unter Windows 10 auf dem PC spielen – und umgekehrt.

Greift zu, wenn...

… ihr auf bombastische Echtzeitschlachten mit toller Inszenierung steht.

Spart es euch, wenn...

… ihr ein tiefgreifendes Strategiespiel mit extremem Mikromanagement sucht.

Fazit

André Linken - Portraitvon André Linken
Auf den Spuren von Command & Conquer

Es gibt bestimmt einige Spieler, die den ständigen Vergleich mit Command & Conquer nicht mehr hören können. Doch ganz ehrlich: Kaum ein anderes Spiel eignet sich besser, um die Quintessenz von Halo Wars 2 zu beschreiben. Natürlich haben wir es hier nicht mit einer lauwarmen 1:1-Kopie zu tun. Doch wenn ich mich mal wieder mit einer großen Armee in die bombastisch inszenierten Schlachten vertiefe, kommen unweigerlich Erinnerungen an die C&C-Zeit in mir auf.

Es gibt einige Kleinigkeiten, die den Gesamteindruck etwas trüben. Warum ist die Kampagne so verdammt kurz? Warum darf ich in den Missionen nur eine Fraktion spielen? Wäre der leicht schale Pay-to-win-Geschmack im Blitzmodus nicht vermeidbar gewesen? Das alles sorgt dafür, dass Halo Wars 2 kein moderner Klassiker geworden ist. Muss es aber auch gar nicht. Wer auf leicht verdauliche, aber trotzdem nicht anspruchslose Echtzeitstrategie steht, kommt um Halo Wars 2 nicht herum – auch wenn er kein Halo-Fan ist.

Überblick

Pro

  • unterhaltsame Kampagne
  • bombastische Inszenierung
  • tolle Zwischensequenzen
  • schneller Einstieg
  • große Auswahl an Einheiten
  • Kommandantenfähigkeiten
  • umfangreicher Multiplayer-Part

Contra

  • Kampagne ist etwas kurz
  • nur zwei Fraktionen
  • könnte mehr Tiefgang vertragen
  • Blitzmodus mit leichtem Pay-to-win-Nachgeschmack

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