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Test - Fable 2 : Meisterhaftes Molyneux-Märchen?

  • X360
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Das zweite, etwas kleinere Manko der Bedienung ist das nicht optimale Menüsystem. Dort wählt ihr manuell Tränke aus, wechselt alle im Gepäck befindlichen Nah- sowie Fernkampfwaffen oder entscheidet euch für diverse Kleidungsaccessoires. Eigentlich ist das Menü gut sortiert, doch wehe, wenn ihr eine Untergruppe anklickt, von der ihr mehr als zehn Objekte besitzt. Dann müsst ihr mit dem Cursor von oben nach unten durchscrollen, was bei einer richtig umfangreichen Liste etwas lange dauert.

Zum Glück sind dies verzeihliche Fehler: Ersteren könnt ihr umgehen, indem ihr den Umgang mit dem komplexen Ausdrucksmenü übt, Letzterer kommt nur selten vor. Was stimmt und auch stimmen muss, dass ist die Spielbarkeit beim Laufen und beim Kämpfen. Beides erzeugt ein hervorragendes Feeling und eine grandiose Atmosphäre, weshalb Fable 2 spontan immer wieder zum Spielen verführt.

Schön und hässlich

Bezüglich der Technik fielen bereits ein paar Worte des Lobes, doch nun folgen die des Tadels. Die Grafik sieht einerseits brillant aus, weil die Welt wunderschön designt ist, vor Farben nur so sprüht und auch in Sachen Abwechslung keine Blöße zeigt. Aber auf der anderen Seite fallen suboptimale Bodentexturen, vereinzelt grobe Details bei komplexeren Objekten oder pixelige Effekte unangenehm auf. Während des Spielens seht ihr diese Dinge nicht wirklich. Aber sobald ihr genauer hinschaut, dann entpuppt sich der optische Gesamteindruck als fehlerhaft.

Dies gilt hingegen nicht für den phänomenalen Soundtrack: Nach Fable zeigt Russell Shaw zum zweiten Mal, dass er ein Meister in Sachen orchestrierter Fantasy-Musik ist. Es fehlt zwar ein wenig die melancholische Komponente, welche die Akustik des Vorgängers so stark machte. Jedoch als Ausgleich gibt es viele düstere Tracks, allen voran während des Intros und inmitten der Kämpfe. Dazu kommt eine überraschend gelungene deutsche Synchronisation, welche ganz speziell im Falle des dritten Helden, den ihr auftreiben müsst, zu begeistern weiß. Etwas schwach ist nur die Stimme von Rose ganz am Anfang, aber zum "Glück" wird das Mädchen schnell erschossen.

Über Bugs und Multiplayer

Fehlen nur noch zwei Themen: Erstens hatten wir selbst beim Spielen wenig Probleme mit Bugs, allerdings sprechen diverse Internetforen eine etwas andere Sprache. Bei unserem Testspiel verhakelte sich unser Hund mal an der einen oder anderen Stelle, allerdings befreite er sich stets einige Zeit später wieder von ganz alleine: Das war es auch schon.

Dagegen ein Beispiel für einen angeblich nervigen Bug, der bereits einige Spieler traf: Manchmal reichen Partner plötzlich Scheidungen ein, weil das Spiel die für eine Ehe unumgänglichen Unterhaltszahlungen einfach auf Null gesetzt habe und der Spieler dies auch nicht korrigieren könne. Im Falle eines so offen designten Spiels wie Fable 2 sind solche Fehler beinahe unvermeidlich, trotzdem pochen wir dringend auf Nachbesserung, falls etwas an der Sache dran ist.

Zweitens erfreute im Vorfeld die Ankündigung des Koop-Modus für zwei Spieler, der nun leider etwas enttäuscht. Egal, ob an einem Gerät oder online (wobei hierfür das Spiel gepatcht werden muss, weil diese Option erst zum Release-Tag fertig wurde): Es kann immer nur einer seinen eigenen Helden steuern, während der andere einen Handlager spielt. Der kann zwar die Fertigkeiten und Erfahrung der eigenen Spielfigur besitzen, nicht aber dessen Aussehen. Es bleibt nicht bei diesem einen Manko: Beide müssen sich in direkter Nähe aufhalten, sodass die Kamera sie gemeinsam im Blickwinkel hat. Entsprechend bedeutet dies, dass ihr die Perspektive nicht selbst justieren dürft, was gerade innerhalb der Städte zu Problemen führen kann.

Zugegebenermaßen wäre ein System, bei dem sich beide Spieler in beliebigen Bereichen von Albion aufhalten könnten, bedeutend schwieriger zu programmieren. Nur war es wohl genau das, was sich die meisten User gewünscht hatten, als sie von der Koop-Ankündigung erfuhren. Andererseits wäre es bei diesem Grundkonzept nahezu unmöglich, dass die Welt gleich von zwei Helden bevölkert wird.

Fazit

Andreas Altenheimer - Portraitvon Andreas Altenheimer
Es bietet keine Herausforderung und funktioniert trotzdem: Fable 2 zeigt, worauf es beim Spielen ankommt, und das ist der Spaß an der Sache. Mit den verschiedenen Handlungsmöglichkeiten und den extrem detailverliebten Auswirkungen auf die Spielwelt bin ich beschäftigt genug, da brauche ich keinen Game-over-Bildschirm mehr. Persönlich enttäuscht bin ich nur von der Grafik: Obwohl ich viel stärker auf Kulisse anstatt auf Technik schaue, stören mich hier seltsamerweise die vielen Ungereimtheiten im Detail. Als Fan einmaliger Videospielsoundtracks kann ich dies leicht verzeihen, denn Russell Shaw enttäuscht mich nicht. Seine Musik gehört schon jetzt zu den Jahresbestleistungen. Was den Multiplayer anbelangt: Der hätte sowieso wohl nur unter massiven Veränderungen der Story richtig funktioniert, wonach beispielsweise zwei Helden in Albion hätten konkurrieren müssen. Am Ende ist Fable 2 wie Fable vor vier Jahren: Es gibt einige kleine Fehler, und allesamt werden sie von einem wunderschönen epischen Spielgefühl erschlagen.

Überblick

Pro

  • Details, die in der Form nirgends in einem Spiel zuvor zu sehen waren
  • definitiv sichtbare Auswirkungen abhängig von der Gesinnung (gut/böse)
  • absolut brillante Musik
  • wunderschöne Art-Direction
  • größtenteils hervorragende Spielbarkeit
  • phasenweise fesselnde Story und einmaliges Charakter-Design
  • unheimlich kuscheliger Sidekick
  • Wirtschaftselemente und Minispiele passen perfekt zum eigentlichen Action-/Rollenspiel
  • fast ohne Frustmomente ...

Contra

  • ... weil praktisch kein Schwierigkeitsgrad vorhanden
  • Grafik nicht ohne technische Mängel
  • wenige Story-Szenen wirken überhastet erzählt
  • Tastendruck für kontextabhängige Kurzbefehle reagiert nicht immer sofort
  • Kooperativ-Modus enttäuscht
  • Hauptstory ist relativ schnell durchgespielt
  • Ladezeiten können stellenweise nerven
  • nicht ohne Bugs

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