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Special - World of Warcraft Classic : Alte Liebe rostet nicht?

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Am 27. August 2019 fiel der Startschuss für die Classic-Version von World of Warcraft und damit genau dasjenige WoW-Erlebnis, mit dem vor knapp 15 Jahren alles begann. Bereits im Vorfeld war ein riesiger Hype entstanden: „Endlich wieder spielen wie zu Vanilla-Zeiten!“, „weg mit dem Komfort der aktuellen WoW-Version!“ oder „World of Warcraft für echte Kerle!“ Sprüche wie diese waren in den vergangenen Monaten zuhauf aus den Reihen der Community zu hören – getrieben von nostalgischen Erinnerungen an längst vergangene Tage. Doch war früher wirklich alles besser – auch World of Warcraft? Oder hat uns die romantische Verklärung eine rosarote Brille aufgesetzt?

Meine Wenigkeit war (fast) von Beginn an dabei, als World of Warcraft im Jahr 2005 einige Monate nach dem US-Start auch in Europa startete. Damals war ich eigentlich noch ziemlich eng mit einem anderen Online-Rollenspiel verbunden – und zwar Dark Age of Camelot. Dem wollte ich die Treue halten, folgte jedoch dem Lockruf einiger Freunde, die mich dazu überreden konnten, zumindest mal in World of Warcraft reinzuschnuppern. Damals war ich noch fest davon überzeugt, dass es sich dabei nur um ein kurzes Gastspiel handeln würde. Doch schnell war ich in der Onlinewelt von Azeroth gefangen.

Mit meiner Gnomen-Hexenmeisterin und meinem Tauren-Druide spielte ich mich hoch auf Level 60, kämpfte mich durch den Geschmolzenen Kern, besuchte die erste Version von Karazhan und zahlreiche andere Schlachtzüge. Ich weiß also genau, wie es zu Vanilla-Zeiten in World of Warcraft ausgesehen und wie sich das Spiel im Verlauf der vergangenen 15 Jahre verändert hat. Mit entsprechend gemischten Gefühlen wartete ich auf den Start von WoW Classic, wobei die Vorfreude dann doch dominierte. Würde wieder dieselbe Atmosphäre wie damals aufkommen? Würde das „kastrierte“ MMO tatsächlich Spaß machen?

Beginn mit Hindernissen

Die Namen für meine Charaktere hatte ich mir bereits vorab in der von Blizzard gestarteten „Registrierungsphase“ gesichert, sodass ich meine Lieblingscharaktere von damals wieder auferstehen lassen konnte. Doch bevor ich mit meiner Hexenmeisterin Azeroth unsicher machen konnte, galt es, sich in Geduld zu üben. Die Server waren dem enormen Ansturm der Spieler nämlich nicht gewachsen und gingen in die Knie. Waren sie dann doch mal erreichbar, bildeten sich riesige Warteschlangen. Im Extremfall zogen mehrere Stunden ins Land, bevor die Spieler überhaupt ihre erste Aktion in World of Warcraft Classic ausführen konnten.

Dann ging es jedoch endlich los: Meine Hexenmeisterin nahm ihre erste Quest an und sollte einige Wölfe in der Nähe töten. Das war allerdings leichter gesagt als getan: Das Startgebiet war proppenvoll. Sicherlich an die hundert Spieler stürzten sich gleichzeitig in das Classic-Abenteuer und wollten dieselbe Quest abschließen wie ich. Spätestens jetzt kam eine längst verdrängte Erinnerung der alten WoW-Tage in mir hoch. Zu Vanilla-Zeiten galt das Recht des Schnelleren. Sprich: Wer ein Monster zuerst mit seiner Waffe und Zauber trifft, markiert es für sich. Andere Spieler können es zwar ebenfalls töten, erhalten jedoch im Anschluss keinerlei Beute. Die nervige Konsequenz: Dutzende Spieler bekriegen sich regelrecht, um die nur spärlich wiederkehrenden Quest-Monster möglichst schnell „abzugreifen“. Das ist in der aktuellen Version von World of Warcraft besser geregelt.

Von weiten Märschen und zähen Abenteuern

Mit viel Geduld und Ausdauer konnte ich die ersten Quests dann doch abschließen, meine Hexenmeisterin lernte die ersten zusätzlichen Zaubersprüche und arbeitete sich aus dem Startgebiet in die nähere Umgebung der Zwergenstadt Eisenschmiede vor. Das Gedränge entspannte sich im Lauf der Zeit, doch offenbarten sich immer mehr Kleinigkeiten, die ich bei aller Nostalgie vergessen oder zumindest verdrängt hatte.

Da Ausrüstung und Gold knapp waren, entpuppten sich selbst einfache Monster als kleine Herausforderung. Sobald ich es mit mehreren Gegnern gleichzeitig zu tun bekam, bedeutete das eigentlich so gut wie immer den sicheren Tod. Doch oha! Diese langen Laufwege. Egal, ob ich vom Geistheiler zu meiner Leiche lief oder von einer Quest zur anderen stapfte, ich war gefühlt Stunden zu Fuß unterwegs. Da es zudem deutlich weniger Flugpunkte in World of Warcraft Classic gibt, bleibt den Spielern auch gar nichts anderes übrig. Reittiere gibt es erst ab Level 40 und sind zudem verdammt teuer.

Ich beschloss daher, die Gewaltmärsche etwas abwechslungsreicher zu gestalten, indem ich ein paar Kräuter pflückte und somit Rohstoffe für die Kunst der Alchemie sammelte. Allerdings wartete schon die nächste „böse Überraschung“ auf mich: Beim Sammeln von Blumen, Erzen etc. kann es zu Fehlschlägen kommen. Gerade anfangs kam es oftmals vor, dass ich bis zu drei Mal neu ansetzen musste, um die verdammte Friedensblume endlich in meinen Rucksack stecken zu können.

Außerdem verschlingen solche Aktionen genau wie das Öffnen von Truhen oder Ähnliches mehr Zeit als in der aktuellen WoW-Version. Alles ist gemächlicher, zeitintensiver und darauf ausgelegt, dass ihr länger in der Welt von Azeroth verweilen müsst, um etwas zu erreichen. Zeitweise fühlte ich mich leicht genervt, gereizt und auch gegängelt. Und das sind nur einige Beispiele, anhand denen deutlich zu erkennen ist, dass World of Warcraft in der Anfangszeit nicht ganz so „poliert“ war und daher spröder wirkte.

Die große Ernüchterung?

Das mag in dieser geballten Form alles etwas negativer klingen, als es ist, abschließend muss ich aber festhalten, dass die ganz große Euphorie, die ich im Vorfeld von World of Warcraft Classic verspürt hatte, mittlerweile etwas verflogen ist. Einige Dinge waren damals eben doch gar nicht so toll, wie ich sie in Erinnerung hatte. Einige davon sind sogar ziemlich nervig. Sie zeigen, dass Blizzard das Online-Rollenspiel in den vergangenen 15 Jahren konsequent weiterentwickelt und in vielen Bereichen deutlich verbessert hat.

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Dennoch bin ich von WoW Classic keinesfalls enttäuscht. Denn trotz aller Kritik haben viele der angesprochenen Punkte auch ihre guten Seiten: Die langen Laufwege etwa führen dazu, dass ich wieder mehr Zeit dafür habe, mir die hübsche Landschaft näher anzuschauen. Selbst kleinere Fortschritte feiere ich als großen Erfolg. Außerdem ist das Gefühl der Zusammengehörigkeit auf den Classic-Servern (zumindest bisher) deutlich intensiver als in der Live-Version. Ja, die alte Liebe World of Warcraft ist zwar nicht ganz rostfrei geblieben, versprüht jedoch noch immer enorm viel Charme.

>> Rückblick: World of Warcraft im Wandel der Zeit

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