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Special - Ubisoft lässt die Hosen runter : So offen wie noch nie

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    Ubisoft: Anders als EA und Co.?

    Die Situation, mit der sich Ubisoft zur Zeit konfrontiert sieht, ist sicher keine leichte. Diese Woche wird sich zeigen, ob Vivendi eine Übernahme schafft und die treibende Kraft des Unternehmens wird. Das will Ubisoft mit aller Macht verhindern. Denn das Unternehmen möchte sich seine Unabhängigkeit bewahren. Der französische Software-Hersteller sieht sich als Underdog in der Branche. Direkt darauf angesprochen, erklärt Guillemot den Unterschied zwischen Ubisoft und EA oder Activision. Die Konkurrenz bringe nur immer Sequels von ihren bekannten Marken auf den Markt, probiere nichts Neues und kaufe lieber Studios auf, als selbst etwas zu erschaffen. Doch ist dem wirklich so beziehungsweise ist Ubisoft da tatsächlich anders?

    Diese Aussage Guillemots sorgte bei den meisten Pressevertretern für Irritation. Auch Ubisoft ist bekannt dafür, seinen großen Marken Fortsetzungen zu spendieren. Assassin's Creed macht zwar dieses Jahr eine Pause, aber war sonst der typische Kandidat, der jedes Jahr einen neuen Teil spendiert bekam. Far Cry wird ebenfalls gerne fortgesetzt und mit Watch_Dogs 2 steht ein weiteres Sequel an. Ich wette, auch zu The Division ist bereits ein weiterer Teil in Planung. Selbst inhaltlich ähneln sich viele dieser Spiele, wenn man sich ansieht, in wie vielen man Türme freischalten beziehungsweise befreien muss, um neue Missionen zu erhalten. Innovativ ist das nicht unbedingt.

    So gerne Ubisoft seine Zehen auch mal in den See der kleinen Projekte à la Valiant Hearts tunkt, sollte man sich nichts vormachen: Das große Geld verdient der Publisher mit seinen bekannten Marken, die regelmäßig fortgesetzt werden. In dem Sinne ist Ubisoft tatsächlich nicht anders als EA. Auch was neue Projekte angeht, schläft die Konkurrenz nicht. Mirror's Edge, Titanfall oder auch Unravel sind ein paar der neuen Marken, die EA veröffentlicht hat. Und dass die Konkurrenz immer nur andere Studios aufkauft? Nun, auch Ubisoft betreibt dieses Spiel gerne. Massive Entertainment (The Division), Nadeo (Trackmania), Ivory Tower (The Crew), Blue Byte (Die Siedler) und Red Storm Entertainment (Ghost Recon) sind alles Studios, die sich Ubisoft im Laufe seiner Karriere einverleibt hat.

    Ubisoft - E3 2016 We Are Ubisoft Trailer
    In diesem Video soll veranschaulicht werden, welcher Aufwand für ein Unternehmen mit einem E3-Auftritt verbunden ist.

    Es stimmt schon, Ubisoft ist ein bisschen risikofreudiger als die Konkurrenz und liefert frische Impulse und neue Spielmarken – aber die Außenwirkung davon ist gefühlt kleiner, als der Konzern das wohl gerne hätte. Entweder hat die Firma hier tatsächlich eine falsche Selbstwahrnehmung oder das Credo ist es, dieses Mantra der Andersartigkeit so oft zu wiederholen, bis es alle glauben.

    Letztendlich begrüße ich aber den Ansatz sehr, dass Ubisoft einen tieferen Einblick in die Entwicklung gewährte und auch für Feedback offen war – auch wenn ich mich schwer damit tue zu verstehen, was die Firma eigentlich mit diesem Informationstag bezwecken wollte. Investoren interessieren andere Themen als persönliche Geschichten. Hier stehen am Ende die Zahlen, die eine Firma erwirtschaftet, im Vordergrund.

    Sollte dies aber der Anfang einer neuen Art des Dialoges zwischen Entwickler und Presse sowie Spielern sein, bin ich sehr angetan davon. Denn was den Einblick in den Entwicklungsprozess angeht, war dies einer der interessantesten Tage meiner Karriere. So etwas macht einen riesigen Entwickler wie Ubisoft greifbarer und auch sympathischer. Selten hat man die Möglichkeit, in einer recht familiären Atmosphäre in einen Diskurs mit dem Chef einer weltweit agierenden Firma zu treten.

    Ich bin der Meinung, dass Spieler tatsächlich davon profitieren können, wenn ein Entwickler früh in der Entwicklung Feedback der Presse annimmt, statt erst am Ende der Entwicklung mit einem anprangernden Test konfrontiert zu werden. Ob es noch mal so eine Veranstaltung geben wird, steht in den Sternen. Umso mehr, da die Zukunft durch eine Übernahme von Vivendi einiges ändern könnte. Sollte dies tatsächlich passieren, wird auch Yves Guillemot persönlich davon betroffen sein. Auf die Frage, ob er nach einer Übernahme noch Chef von Ubisoft sein werde, lautet seine Antwort nur kurz: „Ich glaube nicht.“ Ich hoffe nur, dass das 30. Jahr von Ubisoft nicht zugleich das letzte Jahr ist.

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