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Test - The Inner World : Point & Click mit Klasse

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Mit Fizbin traut sich ein weiterer deutscher Entwickler in die Welt der Point-&-Click-Adventures. The Inner World setzt ähnlich wie die modernen Klassiker aus dem Hause Daedalic Entertainment auf handgezeichnete Grafiken sowie konventionelle Rätseltugenden.

Stellt euch ein Universum rein aus Erde vor, in dessen Kern ein kugelrunder Hohlraum existiert. Darin hausen die Asposer, deren Sauerstoffversorgung von drei Windbrunnen gewährleistet wird. Doch mit dem sorgenfreien Leben ist es vorbei, als zwei der Brunnen plötzlich versiegen und die sogenannten Windgötter mehrere Bewohner Asposiens zu Stein verwandeln.

Ein Abt namens Conroy erklärt sich fortan als Bewacher des letzten noch funktionierenden Brunnens. Ihm zur Seite steht der junge Robert, dessen Rolle ihr in The Inner World übernehmt. Durch ein Missgeschick seinerseits, bei dem er eine Art Medaillon des Abts verliert und dann wiedererlangen muss, trifft er die Diebin Laura. Dank ihr stürzt Robert unverhofft in ein Abenteuer, bei dem er unter anderem die Ursache der katastrophalen Ereignisse erfährt und die Chance erhält, diese wieder rückgängig zu machen.

Die Definition von “rund“

Obwohl das in fünf Kapitel eingeteilte Point-&-Click-Adventure wahrlich keinen Rekord in puncto Spielzeit aufstellt, hinterlässt die Geschichte von The Inner World einen sehr runden, homogenen Gesamteindruck. Die Zwischensequenzen konzentrieren sich auf den Kern der Handlung, ohne dabei überhastet zu wirken. Bei den Dialogen habt ihr gar die Wahl, ob ihr euch im Gespräch mit einem der Nebencharaktere auf das Nötigste beschränkt oder ausufernde Konversationen über triviale Nichtigkeiten betreibt. Kurz: Die gesamte Entwicklung, vom einleitenden Vorspann bis zum Schlussakkord, funktioniert.

Ähnlich gut sind Witz und Ausarbeitung der meisten Figuren. Der Humor entsteht durch klar gezeichnete sowie oftmals skurrile Persönlichkeiten. Speziell Lauras selbstbewusstes Auftreten sowie ihre Schlagfertigkeit sorgen immer wieder für herrliche Kommentare. Leider entpuppt sich ausgerechnet Protagonist Robert als einer der wenigen Schwachpunkte, weil er sich viel zu harmlos und zu “normal“ im Vergleich zu den anderen Asposern verhält.

Während die deutsche Sprachausgabe gelungen ist, sieht man der Grafik schon eher an, dass Fizbin wohl nur ein kleines Budget zur Verfügung hatte. Die meisten Bewohner Asposiens sind simpel gestaltete Männchen, was allerdings beim Erstellen der Animationen geholfen haben dürfte. Speziell in Bewegung wirken sie manchmal sichtlich in die Szenerie hineinkopiert, anstatt eine homogene Einheit mit dieser bilden.

Top Design

Das Rätsel-Design wiederum ist beängstigend gut: Im Gegensatz zu vielen anderen klassischen Adventures gibt es in The Inner World eine klar erkennbare sowie nahezu perfekt ansteigende Schwierigkeitsgradkurve. Einige der späteren Probleme erfordern eine mehr als vertrackte Lösung. Ähnlich wie in Day of the Tentacle oder Chaos auf Deponia leben die besten Rätsel von der “eigenen“ Logik der Spielwelt, die gerne mal ins Bizarre, aber nie ins Abstruse abdriftet.

Wenn das Spiel eine Schwachstelle besitzt, dann im Bereich der Hinweisverteilung. Auf den ersten Blick gibt es nämlich so gut wie keine, sprich: Kombiniert ihr zwei falsche Objekte, dann hört ihr in aller Regel einen Standardsatz à la “Das geht nicht“. Subtile Tipps, mit denen man in die richtige Richtung geschubst wird, sind rar.

Stattdessen hat Fizbin eine sehr umfangreiche Hilfsfunktion integriert, die ihr über das Optionsmenü aufruft. Diese verrät euch mit jedem Klick einen handfesten Tipp nach dem anderen, bis sie euch schlussendlich des Rätsels finale Lösung offenbart. Allerdings hat dieser Komfort einen Haken: Weil euch diese Hilfe von Anfang an ohne Einschränkungen zur Verfügung steht, verführt sie entsprechend dazu, schnell die Flinte ins Korn zu werfen.

Fazit

Andreas Altenheimer - Portraitvon Andreas Altenheimer

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ich mich spielspaßtechnisch derzeit ausgerechnet auf das leidgeplagte Adventure-Genre am besten verlassen kann. The Inner World ist ein weiterer gelungener Beitrag des mächtigen LucasArts-Erbes, der euch sichtlich mit Fairness und Cleverness begeistern möchte. Obwohl der Titel weit von einem Epos entfernt ist, bin ich erstaunt von der Rundheit des Gesamtwerks, von der nahezu perfekten Balance des Schwierigkeitsgrades und der Entwicklung der Geschichte. In The Inner World fühlt sich der Anfang wie ein Anfang und das Ende wie ein Ende an - im Gegensatz zu beispielsweise den Daedalic-Titeln, die dies trotz ihrer hohen Qualität nicht schaffen. Zentrale Ereignisse werden mit wenigen, aber treffenden Sätzen abgehakt, während Fans des Schwafelns in den vielen optionalen sowie witzig geschriebenen Dialogen auf ihre Kosten kommen. Wenn Robert das gleiche Charisma besitzen würde wie Sidekick Laura, dann wäre ein Vergleich mit Edna bricht aus gerechtfertigt gewesen. Und wir wissen alle, welche Auswirkungen dieser Überraschungserfolg hatte.

Überblick

Pro

  • erstaunlich gut ausbalancierte Schwierigkeitskurve
  • sehr gutes Rätsel-Design
  • witzig geschriebene Dialoge und viele skurrile Charaktere
  • sehr komfortable Hilfsfunktion ...

Contra

  • blasser Hauptcharakter
  • in optischer Hinsicht schlichtes Figuren-Design
  • Spielzeit könnte ruhig länger sein
  • ... die jedoch viel zu leicht zum “Schummeln“ verführt

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