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Special - World Cyber Games – Interview mit Thomas von Treichel & David Schneider : Die E-Sport-Verantwortlichen im Talk

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    Die E-Games ist eher eine Videospielmesse für Casual-Gamer und für familienorientiertes Zocken. Trotzdem sind auch die Gamer-Experten vor Ort, genauer gesagt die E-Sportler der World Cyber Games. Gameswelt hat die Gelegenheit für ein interessantes Interview genutzt. Kein Geringerer als Thomas von Treichel, seines Zeichens Community-Manager der WCG für den gesamten deutschsprachigen Raum, sprach über das E-Sport-Phänomen, den Auftritt der WCG auf der Suisse Toy und E-Games sowie über das deutsche Nationalteam. Für die Themen betreffend der Schweizer E-Sport-Szene stand uns David Schneider (Verantwortlicher der Schweizer WCG-Sektion) Rede und Antwort.

    Gameswelt: Thomas, wie bist du eigentlich zu diesem Job als Community-Manager der WCG gekommen?

    Thomas von Treichel: Also ich mache seit nunmehr zehn Jahren E-Sport. Zunächst habe ich damit begonnen, in Deutschland Netzwerk-Partys zu organisieren. Das begann damals so in der Größenordnung mit 150 Teilnehmern, aber das war natürlich noch nichts im Vergleich zu heutigen LAN-Partys. Bis ins Jahr 2000 hat sich das auf 2500 Teilnehmer gesteigert. Dann hat es mich in die Games-Branche verschlagen, weil ich durch die Partys schon viele Kontakte knüpfen konnte und dachte, in der Games-Branche zu arbeiten sei der Traumjob für mich. Ich habe dann ein Jahr für die Phenomedia AG (Moorhuhn) bis zu deren Insolvenz gearbeitet, dann übernahm ich das Konsolenmarketing sowie das Zubehörmarketing bei BigBen und bin schließlich vor fünf Jahren zu den World Cyber Games gekommen, als die Firma in Europa damals gegründet wurde. Seitdem bin ich da für Marketing und PR zuständig.

    „Als Sportprofi und auch als E-Sportler muss man mit dem Druck umgehen lernen."

    GW: Wir sind hier ja auf der E-Games, wo die Schweizer Meisterschaften der WCG ausgetragen werden. Stört es die E-Sportler nicht, wenn sie die ganze Zeit mitten im Messerummel von den Besuchern beobachtet werden?

    TT: Ich denke, das ist wie bei jeder anderen Sportart auch sehr individuell. Es mag sicher den einen oder anderen Sportler geben, der lieber zu Hause spielen würde. Und sicher sorgt das Publikum für ein wenig Nervosität und Druck. Aber es ist natürlich so, dass auch ein Grand Final vor Publikum ausgetragen wird, insofern muss man das schon aushalten können. Als Sportprofi und auch als E-Sportler muss man damit umgehen lernen, genauso wie mit dem Medieninteresse, gerade auch was Fotographien mit Blitzlichtern anbelangt.

    GW: Unter E-Sportlern und LAN-Gamern stellt man sich ja eher Hardcore-Zocker an ihren PCs vor. Bis noch vor wenigen Jahren rümpften diese die Nase über Konsolen oder belächelten die Videospielefans bloß müde. Mittlerweile gibt es jedoch eine stattliche Anzahl an Konsolentiteln auf der WCG. Hat sich das Verhältnis zwischen PC-E-Sportlern und Konsolenzockern entspannt?

    TT: Es ist immer noch so, dass PC-Zocker einen Vorsprung haben, was einfach in der Historie begründet liegt. Faktisch ist es so, dass man mit PCs etwa seit 1998 E-Sport betreiben konnte, mit den Konsolen geht das Ganze erst seit der Xbox und Xbox Live. So konnte man endlich internationale Wettbewerbe austragen, zuvor war das LAN- und Online-Spielen auf Konsolen noch sehr begrenzt durchführbar. Es kommt aber auch auf das Land an. England ist eine Konsolennation, Amerika ist eine Konsolennation. Deutschland ist noch sehr PC-dominiert, was aber auch an den hier beliebten Spielen liegt.

    Ich glaube, dass es eine Berechtigung für beide Plattformen gibt. Es existieren Spiele, die gehören auf den PC wie Strategie oder MMORPGs, ein World of WarCraft macht nur auf PC Sinn. Ein FIFA, ein Need for Speed, das kann ich mir sehr gut auf Konsolen vorstellen. Diese Games sind einfach zugänglicher, sie sind mit dem Controller einfacher zu spielen. Ein gutes Beispiel sind die FIFA-Spieler aus Deutschland, die letztes Jahr Weltmeister geworden sind. Die spielen mit dem X360-Controller am PC. Im Endeffekt ist es denen egal, welches System dahinter steht. Auch die PC-Fassung von Need for Speed wird häufig mit dem Controller gesteuert. Insofern sind die Konsolenspieler stark am Aufholen. Dieses müde Belächeln ist nicht mehr da, aber die PC-Fraktion hat nach wie vor einen Vorsprung.

    GW: Beide Plattformen werden also auch zukünftig auf der WCG dabei sein?

    TT: Mit Sicherheit. Es ist ja nicht nur das, sondern es geht noch weiter: Wir haben gewissermaßen als dritte Plattform das Handy dieses Jahr bei den WCG dabei, nämlich in Form des Mobile-Spiels Asphalt 4 auf dem Samsung-Handy. Also auch da merkt man: Gaming wird breiter und entsprechend muss auch der E-Sport breiter werden. Denn am Ende ist Spitzensport immer die Spitze der Pyramide der Masse. So ist es ebenfalls beim echten Sport. Das, was die breite Masse spielt, muss im Spitzensport abgebildet werden.

    „Man braucht sich in keinster Weise vor den Olympischen Spielen und dem realen Sport überhaupt zu verstecken."

    GW: Der E-Sport wird immer professioneller: Es gibt hohe Preisgelder, eine komplexe Organisation, namhafte Sponsoren und Weltmeisterschaften. Er nähert sich immer mehr dem realen Sport an. Wird der Tag kommen, an dem E-Sport und normaler Sport auf einer Stufe stehen werden? Wird E-Sport vielleicht sogar mal olympisch sein?

    TT: Also olympisch ist sehr schwierig. Es gibt da eine ganze Reihe an Regularien, die es dem E-Sport sehr schwer machen, jemals olympisch zu werden Ein vergleichbares Beispiel ist Motorsport. Motorsport wird niemals olympisch werden, weil es einfach Vorschriften in den Statuten der Olympischen Spiele gibt, die das verhindern. Und das, obwohl Motorsport für die Fahrer ja auch super anstrengend und eine körperliche Höchstleistung ist. Auf der anderen Seite weiß ich gar nicht, ob es überhaupt erstrebenswert ist, dass E-Sport olympisch werden soll.

    Denn der E-Sport hat so viele Facetten, ist so breit und hat so viele Kategorien - angefangen bei den Plattformen bis hin zu den einzelnen Spielen sowie Genres -, da ist es ist langfristig überhaupt kein Problem zu sagen, ich habe ein E-Sport-Turnier mit 100, 200 oder gar 300 verschiedenen Games. Von dem her braucht man sich in keinster Weise vor den Olympischen Spielen und dem realen Sport überhaupt zu verstecken. Ich denke deshalb, dass E-Sport schon auf einer Ebene mit dem echten Sport ankommen wird, aber immer etwas Eigenes bleibt.

    GW: Die E-Sportler haben zu Hause ja ihr ganz eigenes Equipment mit ihrer Lieblingstastatur, ihren Konfigurationen und dem bevorzugten Profi-Controller. Wie sieht es damit auf den Meisterschaften aus? Dürfen die E-Sportler ihr eigenes Equipment verwenden?

    TT: Es gibt ein Basis-Set mit PC und Monitor, das ist für alle gleich. Einfach auch, um Chancengleichheit zu bewahren. Alles andere dürfen die Spieler selbst mitbringen, also Maus, Tastatur, Controller, Headset, Lenkrad, was auch immer. Natürlich haben wir auch Backup-Materialien, falls mal das Zubehör eines Spielers schlapp macht. Dann muss der E-Sportler eben mit dem leben, was wir ihm zur Verfügung stellen.

    GW: Wie sieht es aus mit den Kontakten der Spieler auf den Weltmeisterschaften? Bleiben die Nationalteams eher beisammen oder gibt es einen regen Austausch mit den E-Sportlern anderer Nationen?

    TT: Klar. Wenn wir die Spieler fragen, was ist eigentlich das größte auf einer WCG, dann ist die Antwort meistens nicht das Sieggeld oder der Wettbewerb, sondern dass man einfach für fünf Tage mit 800 Leuten am Spielen ist und die Leute real kennen lernt. Man trifft so auf Spieler, mit denen man vielleicht jahrelang online gezockt und bloß per Skype gesprochen hat. Natürlich gibt es einen Wettbewerb zwischen den Spielern, am Abend finden dann aber auch Partys statt oder man zieht des Nachts durch die Bars des Austragungsorts. Der ganze kommunikative Effekt ist also ganz wichtig und macht das Event schlussendlich so besonders.

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