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Special - „Shit, I did Videogames ... again.“ – Kolumne : Rockstah goes Gaming #1: Intro

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Es gibt da in der Historie des Max Nachtsheim das eine oder andere Geheimnis. So wissen zum Beispiel nicht viele Menschen in meinem Leben, dass ich 2005 eher ungewollt in die Kriminalität rutschte. Der Zivi war zu Ende, die Freundin hatte mich verlassen, Mama fragte „Was machst du jetzt?“ und ich antwortete „Abnehmen.“ Da ich knapp 115 Kilo schwer war, umfasste das den Aufwand eines Vollzeitjobs und ließ keinen Platz mehr für ein lästiges Studium oder ähnlichen Quatsch.

Zudem wollte ich auch endlich mal Rapper werden, mit 21 (einhalb) ist es ja sowieso schon recht spät für den Beginn solcher kuriosen Jugend-Hobbys. Also reichte die Zeit zum Arbeiten für nicht mehr als einen Nebenjob, den ich über den Vater eines der Kinder bekam, die ich beim Zivi betreute.

„Es geht um Elektronik und Computer“, sagte man mir. „Hast du Lust?“ Klar. Elektronik und Geld verdienen. Das klingt ja wie der Himmel. „Gut. Du sollst am Mittwoch um 12 Uhr am Cinemaxx in Offenbach erscheinen. Da wird man dich abholen.“ Wie geheimnisvoll. Ich wusste nicht, was mich erwartet, war aber auch zu faul, mich darüber zu informieren. So wie dicke Kinder eben sind.

Es war Dienstag und ich stand mit Rucksack, ungepflegter Langhaarmatte, X-Beinen und einem fetttriefenden Käse-Salami-Mischmasch von Pizza Hut leicht aufgeregt vor dem Eingang des Cinemaxx. Punkt 12 Uhr poppte hinter mir ein kleiner indischer Mann auf. „Sind sie Max?“ - „Ja. Der bin ich.“ Er reichte mir freundlich die Hand, lächelte mir zu und sagte: „Ich bin Herr Bhattacharya“. Ach Gott, das werde ich mir doch nie und nimmer merken können. „Freut mich.“

Er stellte ein paar oberflächliche Fragen, ob ich gut angekommen sei, dass das Wetter ja für September erschreckend kalt geworden sei und dass er gehört habe, dass ich meinen Job als Zivildienstleistender verantwortungsvoll gemeistert habe. „Kann gut sein.“ - „Jetzt machen Sie aber etwas ganz anderes!“ Ich nickte verlegen, weil ich nicht so recht wusste, was er meinte. Unsere Wege führten vorbei an kleinen Kioskläden und Sportwettenbüros, in denen man auch ins Ausland telefonieren konnte, hin zu einem großen Parkplatz, an dessen Ende er eine riesige Stahltür aufschloss.

„Mögen Sie Computer?“ Klar, jeder mag Computer, damit kann man kostenlos Pornos gucken. „Ja.“ - „Dann mögen Sie auch Computer-Laufwerke.“ Klar, denn damit kann man auch Pornos gucken, wenn auch nicht immer ganz kostenlos.

Wir betraten das Gebäude. Der Knall der zufallenden Tür hallte durch die tiefen, kahlen Gänge, die sich in alle Richtungen erstreckten. Ich nickte mich vorbei an ein paar Aushilfen, die zwischen riesigen Eisenregalen und Kisten voller Kabel und Metalle unter flimmernden Neonröhren Rechnungen ausdruckten und mir nicht ganz ersichtliche Dinge in Umschläge verpackten. Ich war der einzige Deutsche in dieser Halle. Um die Ecke stand in einem kleinen düsteren Nebenraum eine Arbeitsplatte mit einem Klappstuhl. Er zog an einer Schnur und eine herumhängende Glühbirne ging an.

„Das hier ist ihr Arbeitsplatz.“ - „Okay?“ Ich wusste immer noch nicht, was meine Aufgabe sein würde. Auf dem Tisch lagen Werkzeuge, Schrauben, eine Plastikfolie und ein Hammer. Schade, dass es 2005 noch kein „Dexter“ gab, so reichte es nur für einen billigen „Saw“-Witz. „Kommt gleich eine Puppe auf einem Dreirad in den Raum gefahren?“ Herr Bhattacharya lachte nicht. „Sie bauen externe PC-Laufwerke.“ Er zog riesige beschriftete Plastikkisten unter dem Tisch hervor, in denen kalte silberne Laufwerke hin und her rutschten. Er griff weiter unter den Tisch, ging an Regale und öffnete Schränke.

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