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Special - 2008: Kuriositäten : Ich kam, ich sah, ich staunte

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Alles Schweinefirmen

Und da halfen dann auch keine Anwälte mehr. Apropos: Unserem Lieblingsanwalt, Rockstar-Hasser Jack Thompson, dürfte das Jahr 2008 auch in unliebsamer Erinnerung bleiben. Der für seine Killerspiel-Polemik bekannte US-Advokat bekam wegen nachweislichen Fehlverhaltens in 27 Fällen seine Anwaltslizenz vom Obersten Gericht in Florida entzogen - für die nächsten zehn Jahre ereilt ihn damit ein Berufsverbot. Und selbst danach ist nicht klar, ob es für ihn noch etwas wird mit der erfolgreichen Winkeladvokatenkarriere. Avocado statt Advokat: So sieht das nussig-bittere neue Leben für Thompson aus.

Dafür hat der liebe Jackie nun Zeit, Grand Theft Auto IV ausführlich zu spielen und alle Szenen mit Kettensägen schwingenden, Frauen vergewaltigenden und Drogen konsumierenden Moraltötern zu protokollieren. Und wenn die PC-Version mal Probleme macht (Ati-Grafikkarte verbaut? Ha!), bleibt immer noch der Griff zum DS-Titel Phoenix Wright: Ace Attorney - Trials and Tribulations. Da kann unser Moralapostel wenigstens virtuell noch mal hinter die Anklagebank treten und für das Recht auf kinderfreundliche Unterhaltung polemisieren. Damit wird's ihm im Seniorenheim wenigstens nicht langweilig.

Ich hätte da auch noch einen Vorschlag: Presseverbot für unseren selbst ernannten Bundesminister für Sittenwacht, Dr. Christian „meine Schwester sagt, EA ist eine Schweinefirma" Pfeiffer. Ach, oder gleich für seine ganze Sippe. Dann wäre Dr. Spaßkill wenigstens genauso still wie Ministerpräsident a.D. Beckstein - von dem hört man seit dem Landtagswahldebakel auch nur noch herzlich wenig. Nicht, dass ich das schade fände. Aber an schöne Dinge gewöhnt man sich so schnell. Vielleicht bereitet der aber auch nur gerade seinen Amoklauf vor. Mit Videospielen? Wer weiß.

Leiharbeiter

Wen Jackie-Boy Thompson und Doc Pfeiffer schon auf die Palme brachten, der wird noch viel weniger von Belgiens Vorstoß begeistert sein, den Verleih von Videospielen zu verbieten. Blöde Sache, die sich hoffentlich nicht auf andere Länder ausweitet. Und weil das Thema selbst nicht schon genügend zündenden Diskussionsstoff bot, stellte Epic-Producer Mike Capps gleich noch Videospiele-Leiher und Gebrauchtspiel-Käufer mit Raubkopierern auf eine Stufe. Videotheken und ebay gehören sowieso gesperrt. Hört man da vielleicht eine Spur von beginnendem Größenwahn? Na ja, ganz Unrecht hatte er ja nicht: An Leihspielen und am gebrauchten Games verdient der Gears-of-War-Entwickler nichts. Mal abgesehen vom ersten Kauf beziehungsweise der Verleihlizenz. Und so reicht das Geld wohl doch nur für einen gebrauchten Porsche Cayenne mit der kleinsten Motorisierung. Schöne Scheiße.

Aber Capps wäre nicht Capps, wenn er nicht gleich noch eine praktikable Lösung aus der Hosentasche gezaubert hätte: Download-Inhalte. Statt nur Pferderüstungen und neue Karren über Xbox Live und PSN zu saugen, könnten Spieler doch gleich noch Endgegner und Missionen vom Marktplatz laden - so kann auch der Gebrauchtkäufer schön zur Kasse geben werden. Leute ohne schnellen Internetanschluss würden da natürlich blöd aus der Wäsche gucken und das Spiel gar nicht erst kaufen. Daran verdient Epic dann aber auch nichts. Deshalb plädieren wir dafür, dass alle ab sofort jedes Epic-Produkt kaufen müssen. Und Capps könnte sich nach und nach Motorblock, Fensterscheiben und Reifen für seine Karre kaufen. Ist doch nur gerecht, immerhin verdient der Automarkt ja auch nichts an Gebraucht- und Leihwagen. Konjunkturprogramm? Braucht dann keiner mehr.

Finanzkrise

Und am Jahresschluss? Da kamen Gerüchte auf, dass Disney Electronic Arts übernehmen könnte. Der Aktienkurs des strauchelnden Redmonder Konzerns hat sich im Verlauf des Jahres halbiert. Und dabei sah es lange Zeit so gut aus: Mass Effect verkaufte sich bombig, die Sportspiele waren so gut wie seit Jahren nicht und mit Spielen wie Dead Space konnte man sogar neue Serien erfolgreich etablieren. Gescheitert ist man letztlich an dem doch etwas überambitionierten Versuch, Take 2 zu übernehmen. Gegen deren Willen wollte man sich einkaufen, verspekulierte sich und stand am Ende mit leeren Händen da. Und ist jetzt davon bedroht, selbst übernommen zu werden. So schnell kann's gehen, so schnell wird man vom Jäger zum Gejagten.

Und auch ein anderer Firmenverkauf ging spektakulär zu Ende: Midway wechselte für läppische 100.000 US-Dollar den Besitzer. Viacom-Boss Sumner Redstone verkaufte das Medienunternehmen aus einer Notlage heraus an den unbekannten Privatinvestor Mark Thomas. Ob sich Midway als guter Fang entpuppt, wird sich aber erst noch zeigen müssen: Ein Schuldenberg in Millionenhöhe drückt auf die Stimmung beim Mortal-Kombat-Entwickler, der bereits Anfang Dezember kurz vor dem Ruin stand. Vielleicht kann man sich ja finanziellen Rat bei den ganzen arbeitslosen Bankern von Lehman Brothers holen. Hab gehört, die kennen da einen super Trick, wie man in kurzer Zeit richtig absahnen kann!

Change - No we can't!

Was also nehmen wir mit aus diesem Jahr? Der Spielejournalismus steht wie ein Fels in der Brandung dank des uneigennützigen Einsatzes deutscher Spielekritiker. GTA 4 verkauft sich blendend, auch wenn die PC-Version beim Großteil der Spieler nicht annähernd so funktioniert, wie sie funktionieren sollte. Gothic 3 wurde einmal mehr an die Wand gefahren und die Erwartungen für das mittlerweile umbenannte Gothic 4 sind niedriger denn je - Spellbound kann da eigentlich nur gewinnen. Und vor Jack Thompson werden wir wohl in den nächsten zehn Jahren Ruhe haben.

Und 2009? Bleibt hoffentlich alles beim Alten. Damit wir auch am Ende des nächsten Jahres die Möglichkeit haben, aus so viel Material für das Kuriositäten-Special des Jahres auszuwählen. Ich freu mich drauf.

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