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Special - Kommentar: Red Ring of Death : Die Angst vor dem Konsolentod

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Der Red Ring of Death, drei aufflackernde rote Leuchten an der X360-Konsole, die einen Defekt signalisieren, hat eine gesamte Spielergeneration geprägt: Auf der Xbox 360 spielt die Angst vor dem plötzlichen Konsolentod jederzeit mit - keiner bleibt vor ihr verschont. Profizocker sind von dieser Problematik sogar noch massiver bedroht. Was passiert, wenn die Xbox abraucht, schildert Gameswelt-Redakteur Sören Lohse in seiner Kolumne.

Hallo, mein Name ist Sören, ich bin 22 Jahre alt. Und ich habe ein Problem: Meine Xbox 360 ist krank. Sie leidet am so genannten Red Ring of Death, den drei rot aufflackernden LEDs, die signalisieren: Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr - schick mich zu meinem Schöpfer. Sofort! Sonst läuft die Gewährleistungspflicht ab - und das willst du doch nicht, oder?

Ich bin nicht allein mit diesem Problem. Unsere Redaktion gleicht einem Treffen der Anonymen Alkoholiker, nur geht es hier nicht um Schnaps und Bier, sondern um die Anzahl rot leuchtender LEDs. Da ist Andreas, mit 42 Jahren der Älteste in der Runde, der die gruseligsten Schauergeschichten zu erzählen weiß. Oder Felix, dessen nagelneue Xbox 360 Elite sich nach nur einem Tag verabschiedete. Und hinten in der Ecke, das ist David. Ihm sagt man nach, er sei ein Massenmörder. Fünf Mal soll er den gefürchteten Red Ring of Death schon gesehen haben, bei drei Geräten. Solche Typen machen mich einfach krank.

Was aber auffällt: In unserer Runde herrscht sofortige Empathie. Schulterklopfen statt Prügel, aufmunternde Worte statt Hasstiraden - man wird herzlich in die Runde derer aufgenommen, die bereits ihre erste Xbox abgeschossen haben. Die Verbrüderung endet immer gleich: Man schildert die Symptome, bekommt die tiefgründige Analyse und obendrauf gleich noch eine ganze Reihe von Schauermärchen über andere Xboxen, und wie die sich aus dem Leben verabschiedet haben.

Bei meiner Xbox 360 handelt es sich um die Zephyr-Revision, der Unsterblichkeit nachgesagt wurde - alles Quatsch, wie sich mittlerweile herausgestellt hat. Mein anderthalb Jahre altes Schmuckstück hat mich gut begleitet: Wir haben uns gemeinsam durchs Heilige Land in Assassin's Creed gemetzelt, am Fließband spektakuläre Tore in FIFA 09 geschossen, haben Rundenrekorde in Forza Motorsport 2 aufgestellt und in Medal of Honor: Airborne einmal mehr die Welt vor den Nazis bewahrt. Gute Zeiten.

Doch die guten Zeiten änderten sich. Noch während wir die afrikanischen Steppen in Far Cry 2 erkundeten, machten sich erste Krankheitssymptome bemerkbar: Aus sporadischen Abstürzen wurden mehrfache Freezes, bis am 2. März erstmals der RRoD aufflammte. Nach kurzem Kabelrütteln verschwand der dann zwar. Aber damit war die Sache nicht zu Ende - funktioniert im Krankenhaus ja auch eher selten. Tags darauf kam er wieder. Und wollte nicht mehr gehen. Schöne Scheiße. War es Suizid aus Eifersucht? Erst zwei Tage zuvor schloss ich meine neue PS3 an den LCD an ...

Was also tun? Auf Selbstheilung hoffen? Funktioniert eher selten. Abstruse Internet-Ratschläge ("Stell' die Xbox in den Kühlschrank, hilft immer!") und Angebote zwielichtiger Reparaturdienstleister ausprobieren? Nicht während der Gewährleistungszeit. Xbox-Support anrufen? Ja, darauf läuft's wohl hinaus. Mit der netten Support-Mitarbeiterin noch geplaudert, die Geschichte vom Videospielredakteur und der eifersüchtigen Konsole erzählt, Lacher geerntet, dazu den Spruch: "Sie nehmen das aber auf die leichte Schulter, Herr Lohse". Tja, liebe Frau mit der schönen Stimme: Ich lass es mir einfach nicht anmerken. Hilft ja doch nichts.

Zwei Tage später wurde mein Baby abgeholt. Unfreiwillig, aber zum Besten für alle, überließ ich sie dem UPS-Boten, der fast täglich an unsere Pforte klopft, um uns mit allerlei Spielen zu versorgen. Mir war danach, ihm ein "Pass gut auf sie auf!" hinterherzurufen. Ich habe es mir verkniffen. Wirkt ja dann doch ein wenig lächerlich. Vor allem auf alle Spieler, die eine PS3 besitzen. Ob der UPS-Bote eine PS3 hat? Hm ...

Die Folgezeit verbrachte ich damit, das zu tun, was ein Mann tut, wenn er etwas verliert, was ihm viel bedeutet - Ablenkung. Nein, kein Schnaps (wäre aber eine Alternative gewesen!). Mit schlechtem Gewissen vertrödelte ich mir die Zeit mit meiner PS3. Eigentlich eine Luxussituation - nicht jeder kann so komfortabel warten. Es fühlte sich komisch an. Anders. Unergonomisch vor allem. Der Dualshock-Controller ist einfach eine Katastrophe für normale menschliche Hände.

Immerhin: Es ging schnell. Keine zwei Wochen hat es gedauert, da brachte der UPS-Mann meine Xbox zurück, fachgerecht verpackt in einen weißen Spezialkarton, als Absender das Microsoft Service-Center. Fröhlich stöpselte ich das HDMI-Kabel wieder an, startete sie und ließ Controller und Konsole ihre Signale austauschen. Kein Ring of Death. Alles lief. Problemlos.

Doch irgendetwas war anders. Umgestellt auf englische Sprache, mit einem plötzlich lauteren und permanent rotierenden DVD-Laufwerk. Alles nur Zufall, redete ich mir ein. Das gibt sich schon. Und doch bleibt die Angst: Wird es wieder passieren? Ist die Gefahr des RRoD diesmal gebannt - für immer? Oder ist es nur eine Frage der Zeit, bis ich sie wieder einschicken muss? Und was passiert, wenn im Oktober dieses Jahres die Gewährleistungspflicht ausläuft? Sie wird schon nicht kaputt gehen ... Sie darf nicht kaputt gehen! Das kann sie mir einfach nicht antun! Nicht schon wieder!

Schicksalsschlag RRoD: Habt ihr den plötzlichen Konsolentod schon erlebt? Wie sind eure Erfahrungen mit der Lebensdauer der Xbox 360? Habt ihr schon verrückte Heilungstricks ausprobiert? Verratet es uns im Kommentarbereich!

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