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News - Kommentar: Geht der (Spiele-)PC bald in Rente? : Kann der PC gegen die Konsolen bestehen?

  • PC
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Nach einem längeren Gespräch mit meinem PC – liebevoll "Drecksding" genannt – musste ich feststellen, dass der Kleine Angst hat, Angst vor der Vereinsamung, Angst vor der Nutzlosigkeit und dem Abschieben ins Altersheim, wo er angeschlossen an einen DSL-Tropf nur noch im Surfing-Universum vor sich hin vegetiert. Irgendwie versteh ich ihn sogar, denn die junge Konkurrenz im modernen Design macht ihm ganz schön die Hölle heiß. Damit sind natürlich die lieben Konsolen gemeint, die immer mehr an Beliebtheit gewinnen.

Ich versteh ich seine Ängste, die "jungen Wilden" haben einige Vorzüge zu bieten. Kein langes Booten, sondern einfach einschalten und fertig. Keine Treiber- und Konfigurationsbasteleien, keine (na gut, fast keine) Abstürze, so gut wie keine Bugs. Auch das ewige Nachkaufen von Speicherriegeln und Grafikkarten entfällt. Und kleiner sind sie auch noch und wenn man nicht damit spielt, taugen sie immer noch als DVD-Player. "Damals in den guten alten Zeiten," so erzählt mir Drecksding, "da konnte ich wenigstens noch mit den Spielen überzeugen und die Leute bei der Stange halten, da konnte ich noch viel mehr als die Konsolen."

Tja, die guten alten Zeiten sind wohl vorbei. Renn- und Sportspiele gibt es deutlich mehr für Konsole, als für den PC und Action-Adventures sowieso. Shooter waren einmal eines der Hauptargumente für "Drecksding" und seine Kumpanen, aber das haut auch nicht mehr hin seit Spielen wie 'Halo' oder 'SOCOM' und der Tatsache, dass nahezu jeder aktuelle Shooter auch für eine oder mehrere Konsolen erscheint. Glück für die PC-Truppe, dass es noch Bewegungs-Legastheniker wie mich gibt, die mit mehr als einem Stick am Controller rettungslos überfordert sind, aber Übung macht den Meister ...

Rollenspiele sind auch kein Argument mehr, seit 'Jade Empire', 'Knights of the Old Republic', 'Fable' oder 'Morrowind'. Zudem erscheinen einige Spiele, wenn sie schon auf PC und Konsole veröffentlicht werden, weitaus früher für die Konsolen, wie 'Fable' oder 'GTA'. Nach und nach wird den PCs jedes Genre abgegraben, übrig geblieben sind eigentlich nur noch die MMOGs und die Echtzeit-Strategiespiele, wo der PC dank der umfangreicheren Steuerungsmöglichkeiten noch die Nase vorn hat. Aber die Entwickler schlafen nicht und es dürfte wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis auch hier die ersten brauchbaren Vertreter auftauchen – spätestens, wenn es USB-Tastaturen für Konsolen gibt und diese Zuspruch bei den Fans finden.

Bleibt noch das Argument der besseren Grafik, aber hat das wirklich noch Bestand in Zeiten von Xbox 360 und PS3? Wenn ich mir anschaue, wie gut Spiele wie 'PGR 3' oder 'CoD 2' auf Xbox 360 und einem HD-Screen aussehen, und zwar ohne Fummeleien mit Treibern und Grafikkarten, ringt sich auch so langsam aber sicher ein "Nein" über die Lippen, zumal das erst die ersten Titel einer neuen Plattform sind, deren Möglichkeiten noch gar nicht richtig ausgeschöpft wurden. Hat man ja bei der PS2 gesehen, dass es selbst Jahre nach der Veröffentlichung immer wieder Titel gibt, die mit ihrer technischen Umsetzung aufs Neue begeistern können.

Auch für Spiele-Entwickler sind Konsolen eigentlich ein Segen, muss man sich doch im Entwicklungsprozess nicht damit abmühen, ein Spiel so zu programmieren, dass es auf den Tausenden von verschiedenen Rechner-Konfigurationen wenigstens einigermaßen lauffähig ist. Zudem fällt die ganze Nachentwicklung für Patches so gut wie komplett weg. Eine feste vorgegebene Hardware-Basis spart einiges an Kosten, auch wenn es zu Lasten neuer Technologien und der Flexibilität geht. Merkt man ja auch an den Releases, mittlerweile erscheinen deutlich mehr Konsolen-, als PC-Titel und ein Spiel für mehrere Konsolen parallel zu entwickeln scheint offenbar auch kein Problem darzustellen.

Fürs Erste bleibt die Frage "PC oder Konsole" wohl noch eine Geschmacksfrage (für manche auch ein Glaubenskrieg) und noch hat der PC den unbestreitbaren Vorteil, dass man daran nicht nur zocken, sondern auch arbeiten oder surfen kann, sprich mehr Vielseitigkeit geboten wird. Zudem ist für viele der PC quasi der Opel Manta der Neuzeit, an dem liebevoll getuned und herumgeschraubt wird. Für reine Spieler jedoch verliert der PC langsam aber sicher die Argumente und wer weiß, ob er nicht in ein oder zwei Konsolen-Generationen wieder in seine alte Rolle als reines Arbeitsgerät zurückfällt. Wer weiß - jedenfalls konnte ich "Drecksding" damit trösten, dass er immer noch eine feste Rolle in meinem Leben spielt und er nicht ins Altersheim geschickt wird ... NOCH nicht.



World of WarCraft Autor: Andreas Philipp, Chef-Redakteur

(Dieser Kommentar ist lediglich die Meinung des Autors und spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder.)

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