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Special - Shenmue III : Das Kickstarter-Dilemma

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Ich weiß mittlerweile nicht mehr, wie lange ich schon auf Shenmue III warte. Ich weiß nur, dass ich irgendwann aufgehört habe, die Jahre zu zählen. Zu groß war die Befürchtung  einer weiteren Enttäuschung – zu klein ist die Hoffnung auf ein Wunder geworden. Sony hat sich den Wunsch der Fans zu Herzen genommen. Der Konsolenhersteller kontaktierte Shenmue-Vater Yu Suzuki und arbeitete eine Kooperation aus. Viele Träume – inklusiver meiner – sind schließlich auf der diesjährigen E3 in Erfüllung gegangen. Sony bestätigte Shenmue III und kündigte eine Kickstarter-Kampage an. Dennoch hat diese tolle Geschichte einen bitteren Beigeschmack.

Kickstarter haben wir als eine revolutionäre Plattform kennengelernt. Ganz normale Menschen können in eine Idee investieren, die in der freien Marktwirtschaft sonst kein Gehör gefunden hätte. Durch die Hilfe von vielen kleinen Privatinvestoren sind so spannende Titel wie Broken Age, Wasteland 2, The Banner Saga, Divinity: Original Sin und viele weitere Projekte entwickelt und veröffentlicht worden. Das Interessante: Diese Spiele wurden zuvor von klassischen Publishern abgelehnt. Phrasen wie „Point-&-Click-Adventures sind tot“ oder „Für dieses Spiel gibt es keinen Markt“ mussten sich die Entwickler anhören, ehe sie ihr Projekt auf Kickstarter einreichten.

Entgegen dem Mainstream

Kickstarter hat jedoch bewiesen, dass es auch für ungewöhnliche oder klassische Konzepte einen Markt gibt. Publisher denken nun um, werden dadurch offener und finanzieren Titel, die eventuell nicht dem aktuellen Mainstream entsprechen. Der Gewinner ist der Konsument. Wir bekommen abwechslungsreiche und spannende Titel  abseits von Call of Duty und Assassin's Creed. Die Idee hinter Kickstarter ist wegweisend. Allerdings wird sie obsolet, wenn Großprojekte und Publisher diese Idee instrumentalisieren.

Das hat bereits mit Bloodstained angefangen, dem neuen Projekt des Castlevania-Vaters Koji Igarashi. Die Entwickler verlangten für die Realisierung des Titels 500.000 Dollar. Ein recht verhaltenes Budget für so ein ambitioniertes Spiel. Für Yooka-Laylee, einen spirituellen Nachfolger von Banjo Kazooie, verlangten die Entwickler lediglich 175.000 Pfund. Auch hier gilt: Für dieses ambitionierte Projekt ist das enorm wenig Geld. Was der normale 08/15-Investor nicht weiß: Viele dieser Spiele haben nicht nur Kickstarter als Einnahmequelle, sondern auch unabhängige Geldgeber.

Yooka-Laylee - Kickstarter Promo Trailer
In diesem Kickstarter-Video sprechen die Macher über ihren spirituellen Banjo-Kazooie-Nachfolger.

Das ist ein Problem, das die grundlegende Kickstarter-Idee überflüssig macht. Große Entwickler verlangen auf Crowdfunding-Plattformen wie Kickstarter weniger Geld für ihre Spiele, da sie nicht vollends auf diese eine Einnahmequelle angewiesen sind. Dadurch haben es kleinere und rudimentäre Projekte deutlich schwieriger, Geld einzunehmen, da der potenzielle Kickstarter-Investor ein verfälschtes Bild von den Kosten einer Videospielentwicklung hat. Warum sollte man auch für ein minimalistisches Projekt 500.000 Pfund verlangen, wenn ein ausgesprochen schönes Yooka-Laylee mit dutzenden Features nur 270.000 Pfund benötigt?

Wo bleibt die Transparenz?

So sehr ich Shenmue liebe und so gerne ich mir einen dritten Teil wünsche, Kickstarter ist die falsche Plattform für dieses Projekt. Zumal nicht einmal kommuniziert wird, für was genau die Kickstarter-Gelder genutzt werden. Wir wissen lediglich, dass Yu Suzuki für die Realisierung des Projektes 2 Millionen Dollar benötigt. Eine unfassbar niedrige Summe für so ein Großprojekt. Zum Vergleich: Die Entwicklung von Shenmue 2 kostete 70 Millionen Dollar. Selbstverständlich ist klar, dass Sony wohl sehr stark mit dieser Kickstarter-Kampagne verwoben ist. Nach Erreichen des Kickstarter-Ziels gab der Konsolenhersteller bekannt, als Publisher und Geldgeber zu fungieren. Vorher wurde das jedoch nicht kommuniziert.

Transparenz ist bei solchen Großprojekten der entscheidende Punkt. Die Verantwortlichen hinter Bloodstained haben in Ansätzen klargemacht, dass weitere Investoren beteiligt sind. Im Falle von Shenmue wussten wir so gut wie nichts. Wir wussten nicht, wie das Geld investiert wird. Wir wussten nicht, wie viel für die tatsächlich Entwicklung benötigt wird, und wir wussten nicht, wer zusätzlich an diesem Projekt beteiligt ist. Das ist nicht gut für den Konsumenten und nicht gut für die Idee hinter dem Crowdfunding-Konzept. Ich liebe Shenmue und kann es kaum erwarten, dass der dritte Teil tatsächlich erscheint. Aber bei so einem Ansatz müssen Entwickler und Geldgeber entsprechend handeln, um die Philosophie hinter Plattformen wie Kickstarter zu schützen.

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