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Preview - Shenmue 3 : Gespielt: Altmodisch, aber charmant

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Jedes Genre hat seine Wegbereiter. Hideo Kojimas Metal Gear Solid für den Heimcomputer MSX zum Beispiel legte den Grundstein für das Subgenre der Schleichabenteuer. Ron Gilberts Maniac Mansion gilt als das erste namhafte Point’n’Click-Abenteuer. Und Doom aus der Feder von id Software brachte den Hype rund ums Thema Ego-Shooter endgültig ins Rollen. Yu Suzukis Dreamcast-Epos Shenmue hingegen kombinierte bereits im Dezember 1999 eine größtenteils offene, erstaunlich detailverliebte Spielwelt mit einer filmreif inszenierten Geschichte und packenden Kämpfen und ebnete so den Weg für das heute überaus populäre Genre der Open-World-Action-Abenteuer. Knapp 20 Jahre später steht nun Shenmue 3 in den Startlöchern. Was das ambitionierte Kickstarter-Projekt auszeichnet und warum es stellenweise wie aus der Zeit gefallen scheint, verrät unsere Hands-on-Vorschau.

Protagonist Ryo Hazuki sucht noch immer nach dem Mörder seines in Teil eins getöteten Vaters und hat mittlerweile eine neue heiße Spur, die ihn in den Südosten Chinas verschlägt. Genauer gesagt nach Bailu Village – ein kleines verschlafenes Dorf in der Provinz Guangxi, aus dem auch Ryos mysteriöse Begleiterin Shenhua Ling stammt.

Stimmungsvoller Auftakt

Während Shenhua bereits schnellen Schrittes zur Steinbrücke am Ortseingang von Bailu Village eilt, lassen wir uns etwas mehr Zeit und genießen zunächst einmal die schöne Aussicht. Kunterbunte Blumen wiegen sich sanft im Wind, blaue Schmetterlinge schwirren durchs hohe Gras, das kristallklare Wasser eines Flusses plätschert friedlich vor sich hin und wenn wir die Kamera langsam in Richtung Firmament neigen, sehen wir nicht nur zahlreiche vorbeiziehende Wolken, sondern auch schicke Lensflare-Effekte der gerade aufgehenden Sonne.

Bereits an dieser Stelle wird klar: Genau wie in Teil eins und zwei scheuen sich Spieldirektor Yu Suzuki und sein Team auch in Shenmue 3 nicht, die Dinge etwas gemächlicher angehen zu lassen. Untermauert wird dieser Aspekt durch ruhige, traditionell-chinesische Klänge, die unseren Ohren im Hintergrund schmeicheln und fast schon etwas Meditatives an sich haben.

Zeit zum Meditieren bleibt allerdings keine, denn kurz nach Spielbeginn erfahren Ryo und Shenhua, dass die Bewohner von Bailu Village erst kürzlich von einem Schlägertrupp heimgesucht wurden. Das Seltsame daran: Wie’s aussieht, steht das Auftreten der Störenfriede in direktem Zusammenhang mit dem Verschwinden von Shenuas Adoptivvater, der wiederum mehr über Superschurke Lan Di wissen könnte – den skrupellosen Killer von Ryos Vater.

Die Story klingt bisher ziemlich verwirrend? Keine Sorge: Um auch Shenmue-Quereinsteiger inhaltlich abzuholen, fassen die Entwickler die Ereignisse der beiden Vorgängerspiele in einem knapp 15-minütigen „Was bisher geschah“-Video vor Spielstart zusammen. Schade nur, dass ausgerechnet dieses wichtige Element in der Hands-on-Fassung noch fehlte.

Immer schön die Uhr im Blick behalten!

Aber zurück nach Bailu Village. Um mehr über die beunruhigenden Vorgänge im Ort zu erfahren, befragen wir zunächst einmal die verschiedenen, teils ziemlich schrägen NPCs. Das Problem: Egal ob wir nun mit dem grauhaarigen Greis, der emsigen Garküchen-Besitzerin, dem korpulenten Martial-Arts-Trainer oder seinen hochmotivierten Schülern plaudern – kaum jemand will mit sachdienlichen Informationen rausrücken. Erst als wir ein kleines Mädchen mit Zöpfen auf ihre kreativen Bodenmalereien ansprechen, geht es mit der Investigation voran.

Gleichzeitig konfrontiert uns Shenmue 3 jetzt mit dem ersten serientypischen Tageszeiträtsel; verlangt also, dass wir zu einer bestimmten Zeit an einer bestimmten Location auftauchen. Nettes Komfortfeature in diesem Zusammenhang: Wer nicht Däumchen-drehend warten möchte, bis die gewünschte Stunde geschlagen hat, drückt einfach auf die Dreieck-Taste und ist sogleich zur richtigen Uhrzeit am richtigen Ort.

Alternativ können wir uns aber auch einfach weiter umschauen und die Zeit mit einer Vielzahl von Minispielen totschlagen. Zugegeben, Würfeln, Pachinko und „Steine in Metalleimer werfen“ zählen zu den weniger originellen Aktivitäten in Bailu Village. Spätestens jedoch beim Minigame „Schildkrötenrennen“ können wir uns ein breites Grinsen kaum mehr verkneifen. Die Idee hier: Vier laufbegeisterte Reptilien stehen nebeneinander in einer riesigen Holzkiste mit ebenso vielen Bahnen. Sobald das Startsignal ertönt, gilt es, möglichst präzise vom Spiel eingeblendete Tasten auf dem Controller zu drücken. Gelingt uns das mehrere Male hintereinander, pfeift Ryo laut und animiert seinen Schützling so dazu, einen Sprint aufs Parkett zu legen. Ein Heidenspaß und obendrein recht putzig animiert!

Minispiel-Highlight unserer Hands-on-Runde bleibt gleichwohl der Holzhacken-Job beim Gemischtwarenhändler in der Nähe des Ortseingangs. Auch hier ist die Inszenierung so simpel wie genial: Ryo dreht seinen Oberkörper immer wieder abwechselnd nach links und rechts. Unsere Aufgabe besteht nun darin, die Aktionstaste genau dann zu drücken, wenn er sich mittig über einem Holzscheit befindet. Witzig gemacht: Sofern ihr fehlerfrei einen Holzscheit nach dem anderen zerteilt, setzt irgendwann sogar rockige Musik ein und gibt euch noch mal einen ordentlichen Motivationsschub.

Lohn der schweißtreibenden Beschäftigung? Bare Münze, die ihr dann zum Beispiel in den Kauf von verschiedenen Lebensmitteln investiert. Denn wie so viele andere Helden in japanischen Videospielen, muss natürlich auch Ryo ordentlich Kalorien zu sich nehmen. Letzteres ist in erster Linie wichtig, um im Kampf verloren gegangene Lebenspunkte zu regenerieren.

Virtua Fighter lässt grüßen

Stichwort Kämpfe: Diese finden meist in klar vorgegebenen Arealen statt, konfrontieren uns in der Regel mit einem Martial-Arts-befähigten Widersacher und spielen sich ganz ähnlich wie die Duelle aus Virtua Fighter. Im Gegensatz zu Yu Suzukis zeitlosem Beat’em-up-Klassiker wirkt das Kampfsystem hier allerdings etwas vereinfacht. Würfe zum Beispiel waren in der Hands-on-Fassung nicht vorgesehen und scheinen es wohl auch nicht mehr ins finale Spiel zu schaffen.

Nicht vollends überzeugen konnte darüber hinaus das Balancing der im Kampf eingestreuten Command Quicktime Events. Zur Erinnerung: Command Quick Time Events wurden in Shenmue 2 eingeführt und verlangen, dass wir im Kampf kurz eingeblendete Tastenkombination korrekt nachahmen. Soweit so gut. Blöd nur, dass das dafür zur Verfügung gestellte Zeitfenster selbst auf dem normalen Schwierigkeitsgrad so unglaublich kurz ausfällt.

Als zweischneidiges Schwert entpuppte sich im Probespiel ferner die Sprachausgabe. Größter Stolperstein: Obwohl die Sprecher im Kern einen guten Job machen, passen die Dialogfragmente streckenweise noch nicht optimal zusammen. An einer Stelle treffen wir zum Beispiel auf den Kung-Fu-begeisterten Lei Mingyang. „Ich suche nach jemandem namens Yuan“, gibt ihm Ryo zu verstehen. Woraufhin Lei etwas unpassend antwortet: „Nein, habe ich nicht.“ Mit Corey Marshall konnte Ys Net den gleichen Sprecher verpflichten, der Ryo schon damals seine Stimme lieh.

Umfangreicher als gedacht

Alles in allem hat uns das erste Areal aus Shenmue 3 circa drei Stunden beschäftigt. Das allerdings ist nur die Spitze des Eisbergs. Denn nach Aussage der Entwickler soll ein Komplettdurchlauf Einsteiger bis zu 60 Stunden beschäftigen. Kennt man den optimalen Weg durchs Abenteuer, sollen es immerhin noch knapp 25 Stunden sein.

Yu Suzuki versprach bereits, dass Shenmue 3 noch umfangreicher ausfallen würde als Teil zwei. Hinzu kommt: DLC-Inhalte sind laut Suzuki im Rahmen eines Season Passes ebenfalls geplant. Ob es sich dabei um weitere Kampfherausforderungen, neue Minispiele oder vielleicht sogar zusätzliche Story-Nebenstränge handelt, verriet der Japaner allerdings noch nicht.

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