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Test - Shaun White Snowboarding : Mit Vollgas auf die virtuelle Piste

  • X360
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Es macht schon einen deutlichen Unterschied, ob ich von einem KI-Fahrer überholt werde oder einem anderen Spieler vom Lift aus beim Tricksen zuschaue. Will man eine Challenge absolvieren, egal ob explizite Multiplayer-Aufgabe oder normale Herausforderung, kann man die Leute, die gerade am gleichen Berg sind, dazu einladen und dann gemeinsam shredden gehen. Und wer nicht nur fahren will, kann mit Druck auf die X-Taste seinen Kameraden Schneebälle um die Ohren knallen.

Unterstützt wird das Community-Gefühl außerdem durch die Funktion, Videos aufnehmen und dann via Xbox Live tauschen zu können. Vorbildlich ist übrigens, dass die Spielwelt die exakt gleiche ist wie im Singleplayer-Modus. Verlässt man den Mehrspielerspaß, wird man nicht einmal aus dem Game geworfen, sondern bleibt einfach dort, wo man gerade ist - es wird eben nur die Verbindung gekappt. Das erspart unnötige Unterbrechungen und Ladezeiten, wobei Letztere sowieso kaum auftreten. Und wenn, dann sind sie höchst stylisch gelöst: denn Shaun White Snowboarding läuft auf der Assassin's-Creed-Engine, doch während Altair während des Ladens durch langweiligen Nebel tappt, kann man sich hier in einer nicht endenden Halfpipe vergnügen.

Alles im Blick

Die Verwendung der Assassin's-Creed-Engine führt natürlich auch zu einem entsprechenden Grafikniveau, sodass Shaun White Snowboarding nicht nur in puncto Fahrgefühl dem echten Pistenspaß sehr nahe kommt, sondern auch die Optik absolut gelungen ist. Schnee ist ja nicht gleich Schnee, und hier sieht man deutlich, wenn oben auf dem Gipfel die Schneedecke vom Wind leicht vereist ist, weiter unten eine saubere Kantenspur in die Piste gezeichnet wird und sich das Licht im Gletschereis bricht. Doch ganz ohne Fehler kommt so eine Bergwelt eben doch nicht aus: So steht die Figur manchmal seltsam im Berg oder überschneidet sich mit Objekten und wer genau hinsieht, erkennt immer wieder Treppchenbildung beim Aufbau der Landschaft sowie gelegentliches Ruckeln. Das ist nicht schön, wird aber Casual Gamer weniger stören als eingefleischte Experten.

Dafür überzeugt umso mehr der Einsatz der Kamera: Hier verlässt Ubisoft ausgetretene Pfade und bietet Perspektiven, die man weniger aus Spielen, sondern eigentlich aus Snowboard-Filmen kennt. Die Standardperspektive ist zwar weiterhin die Third-Person-Kamera direkt hinter dem Fahrer, doch könnt ihr euch auch in zwei Varianten wie aus dem Hubschrauber zuschauen, einen imaginären Kameramann neben euch haben oder gar die Ego-Perspektive wählen.

Per einfachen Knopfdruck kann blitzschnell zwischen den Sichtweisen gewechselt werden, weshalb man gern mal ein wenig den Regisseur spielt und während des gemütlichen Freeridens sich selbst zum Helden im eigenen Powder-Film macht. Doch auch ohne eigenes Eingreifen leistet die Kamera gute Arbeit: Springt ihr zum Beispiel besonders hoch oder in einen tiefen Abgrund, zoomt die Kamera automatisch weit hinaus, um die Distanz ins rechte Licht zu rücken.

Was fehlt?

So viel Dynamik wird beim Wetter leider nicht geboten. Auch wenn der permanent klare blaue Himmel jeden echten Skiurlaub versüßen würde, wären ein bisschen Schnee und Wind sicherlich interessant gewesen. Und auch eine rötliche Abendsonne und Morgennebel hätten die Stimmung noch lebendiger gemacht.

Was ebenfalls schmerzlich vermisst wird, ist die Möglichkeit, Gebäude zu betreten. Gerade weil man öfters kleine Hütten und Häusergruppen findet, wäre es ein großes Plus gewesen, dem Entdeckergeist des Spielers nachzugeben und hier vielleicht Adventure-ähnliche Elemente einzubauen. Warum nicht für ein Paar Taler einen Germknödel kaufen oder ein Board direkt im Laden statt im Menü aussuchen? Hier hat Ubisoft definitiv die Chance verpasst, das Snowboard-Erlebnis noch echter zu gestalten.

Darüber hinaus hätte dem Spiel eine tiefer gehende Hintergrundgeschichte durchaus gut getan. Sicher, wir bewegen uns immer noch im Sport-Genre, doch wenn man uns schon Shaun White als Kumpel zur Seite stellt, dann hätte man sicherlich etwas mehr daraus machen können. So gibt es eigentlich keine wirkliche Charakterentwicklung, was im Umkehrschluss manchmal für fehlende Motivation sorgt. Bis auf den monetären Aspekt gibt es zum Beispiel keinen wirklichen Anreiz, die Challenges zu bestreiten. Das freie Cruisen macht zwar Spaß, die Frage ist jedoch: Wie lange?

Kaum Kritik muss dagegen an der Soundpräsentation geübt werden. Die überwiegend rockige Musik ist nicht nur sehr passend, sondern kann auch über das Steuerkreuz bequem bedient werden, indem man entweder durch einzelne Songs oder ganze Playlisten skippt. Auffallend ist dabei nur, dass man wenig aktuelle Tracks auf die Ohren bekommt - hier könnte sich beschweren, wer Bob Dylan, Run DMC, Blue Öyster Cult oder Social Distortion zu angestaubt findet. Die deutsche Synchronisation ist von der Qualität her zwar ganz in Ordnung, doch bewegen sich die Dialoge leider eher auf Pubertätsniveau. Das mag auch an der Übersetzung liegen, denn "Verstehst du, was ich meine?" klingt eben nicht wie "Know what I mean?". Das hätte also etwas besser umgesetzt werden können.

Fazit

Viola Tensil - Portraitvon Viola Tensil
Wer keine Kohle für den nächsten Winterurlaub hat oder mit einem Aprés-Ski-Programm auf der Konsole entspannen will, wird in Shaun White Snowboarding ein authentisches Spiel finden, das ganz locker mit der bisherigen Genre-Konkurrenz mithalten kann und gleichzeitig viele neue Ideen umsetzt. Der Multiplayer-Modus ist zwar kein Muss, doch wer da nicht mitmacht, verpasst was. Allein an der Spieltiefe, der dynamischen Umgebung und der Synchronisation hätte Ubisoft noch etwas gründlicher arbeiten können. Im Großen und Ganzen ist dieser Titel das Beste, was man als Flachlandbewohner zocken kann, wenn einen mal wieder die Sehnsucht nach den Bergen packt.

Überblick

Pro

  • riesige, frei befahrbare Bergwelten
  • authentisches Fahrverhalten
  • spaßiger Multiplayer-Modus

Contra

  • zu wenig Story-Tiefe
  • hin und wieder Grafik-Bugs
  • kaum Individualisierung

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