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Test - Resident Evil 4 Remake VR : VR-Test: Da ploppen euch die Augen ins Headset!

  • PS5
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Was ist denn hier los? Nach Jahren gefühlter Funkstille schneit uns plötzlich ein Virtual-Reality-Knaller nach dem anderen ins Haus. Allein in den letzten vier Wochen zeigte uns Assassin‘s Creed: Nexus VR (Test) wie ein abendfüllendes Action-Adventure auf Meta Quest aussehen sollte, während Lego Bricktales VR (Test) unser Vertrauen in eine funktionierende Bau-Haptik stärkte. Und die wahren Knaller kommen erst noch. Zum Beispiel das Rollenspielepos Asgard’s Wrath 2.

Arizona Sunshine 2 (Test) und der VR-Modus des Resident Evil 4 Remakes locken hingegen jetzt schon mit deftiger Zombie-Action. Capcom brennt dabei ein wahres Grafik-Feuerwerk ab, das vorerst Besitzern des Playstation-VR-2-Headsets vorbehalten bleibt. Schade, dass am Spiel selbst wenig verändert wurde, um es VR-tauglicher zu machen.

Alter Verwalter, sieht das gut aus! Man möchte bei diesem Anblick gleich dreimal checken, ob das auch wirklich auf der Playstation 5 läuft. Wo in aller Welt wurde hier denn gespart, damit das trotz Stereoskopie so hammermäßig aussehen kann? Glänzende und nasse Oberflächen erwecken vielleicht ein wenig zu sehr den Eindruck, sie hätten einen Plastik-Überzug, und im Allgemeinen wurde die Auflösung der Texturen ein wenig verringert, aber sonst sieht die Umgebung genauso detailliert aus wie im Flat-Gameplay.

Hey, Half-Life: Alyx, mach mal Platz da oben auf dem VR-Grafik-Olymp! Es ist nicht so, als ob der VR-Modus des Resident Evil 4 Remakes Valves Mega-Hit optisch vom Thron stoßen würde, aber ich fürchte, die beiden müssen sich jetzt gemeinsam auf den königlichen Stuhl quetschen.

Überhaupt wird es langsam eng an der Spitze der VR-Games. Immer mehr optisch wie spielerisch hervorragende Titel buhlen um die Aufmerksamkeit der Kundschaft. Ein Trend, der hoffentlich anhält und Spieler nicht durch zu viele Exklusivtitel separiert.

Sinnlos exklusiv?

Leider gehört die Resident-Evil-Serie im Allgemeinen zu den Spaltern. Dass Teil 7 unter Steam als VR-Titel geführt liegt, ist nur fleißigen Moddern zu verdanken. Teil 8 (Village) wurde ebenfalls von der Community für PC-VR angepasst, daher dürfte eine Mod für das Remake von Teil 4 nicht lange auf sich warten lassen. Offiziell bleibt der Spaß jedoch Playstation-exklusiv.

Warum eigentlich? Rein auf spielerischer Seite bringt der VR-Modus nichts Neues auf den Tisch. Jedenfalls nichts, was Kenner im Vergleich zur VR-Version des Originalspiels verpasst hätten. Methodisch nutzt dieser DLC dieselben Tricks wie bei Resident Evil 8, um den Spielablauf mal mehr und mal weniger geschickt in die virtuelle Realität zu übertragen. Ihn als angetackert zu bezeichnen, ist dabei noch gutmütig, wenn man bedenkt, dass man weder eigenhändig auf Leitern klettert noch Puzzles bedient oder Nahkampf-Attacken ausführt, sondern für all das auf Joypad-Kommandos zurückgreifen muss.

Andere Interaktionen wirken inkonsequent. Man darf zum Beispiel Versorgungsfässer zerschlagen, wenn man ein Messer in der Hand hat, nicht aber, wenn Leon mit einer Pistole oder mit bloßen Fäusten agiert. Türen darf man aufschubsen, Schränke hingegen nur per Knopfdruck öffnen. Selbst das Abstechen der Zombies per Stich-Geste endet in einer vorberechneten Animation. Für Zwischensequenzen und Einspieler schaltet das Spiel derweil in eine Kino-Ansicht um.

Der einzige vollumfängliche VR-Anteil besteht somit aus der Handhabung der Waffen. Halten, zielen feuern, nachladen, durchladen. Zugegeben, das macht den größten Anteil am Spiel aus und wurde so großzügig gelöst, dass man sich beim Nachladen nie zu Tode fummelt. Wer geschickt ist, lädt eine Pistole sogar schneller nach als im Flat-Gameplay. Ach ja: Das Einsetzen von Edelsteinen auf Schätzen hat uns auch sehr gefallen, weil auch das händisch vollzogen werden muss. Trotzdem fällt die spielerische Umsetzung der VR-Anteile enttäuschend spärlich aus, und wir erkennen keinen Grund, warum das alles PSVR2-exklusiv sein muss, abseits vom akademischen Eintrag in einer Liste exklusiver VR-Titel.

Irre immersiv und noch schneller

Nachdem das nun gesagt wurde (und dringend gesagt werden musste), könnte der Eindruck entstehen, der VR-Modus von Resident Evil 4 Remake sei ein kostenloses, aber auch sinnloses DLC-Anhängsel. Weit gefehlt. Die Enttäuschung über die spärliche VR-Haptik ist gerade deswegen so einschneidend, weil das Wenige, das wirklich händisch ausgeführt werden kann, dermaßen heftig die Immersion steigert, dass jeder Ausbruch in vorberechnete Abläufe tiefe Schnitte zufolge hat.

Bei jeder Zwischensequenz, ja sogar jeder blöden kleinen Leiter wird man aus einem Spielfluss gerissen, der viel schneller und heftiger abläuft als im Flat-Gameplay. Man rennt geradezu durch das Spiel und klappert jede Station ab, als sei man leibhaftig vor Ort. Das mag zum Teil am leicht gesenkten Schwierigkeitsgrad liegen, der heftige Szenen verkürzt und die Anzahl der Widersacher ein wenig einschränkt. Siehe beispielsweise der Einstieg im Dorf. Es dauert nur halb so lang, bis die Kirchturmglocke alle Infizierten zurückpfeift, und auch ein Stück weiter im Tal kann man sich leichter durch die noch immer vielzählige, aber keineswegs erdrückende Meute wursteln.

Bessere Übersicht trägt allerdings ebenso dazu bei. Das freie Drehen der dreidimensionalen Egoperspektive lässt sämtliche Schauplätze viel kleiner und simpler wirken als bei der Betrachtung über einen Fernseher. Nicht falsch verstehen: Die Schauplätze werden dadurch nicht enger oder gar klaustrophobischer. Ihr könnt sie nur viel logischer analysieren und dementsprechend besser planen, wann ihr wohin lauft, wem ihr ausweicht und welchen Infizierten ihr komplett aus dem Weg gehen könnt. So mancher Gegner (etwa der Kettensägen-Hüne im Dorf) verliert dadurch etwas an Schrecken. Andere – vornehmlich Bosse wie El Gigante – gewinnen an Respekt.

Die offensichtliche Adaption eines Flat-Games

Solange man diese Eigenschaften isoliert betrachtet, schneidet die VR-Fassung des Resident-Evil 4-Remakes besser ab als das 2D-Gameplay. Es ist immersiver, intensiver, und packender. Speedrunner bekommen noch mehr Werkzeuge, die ihnen dabei helfen, Rekorde auszustellen, auch wenn sie dafür körperlich einiges in die Waagschale legen müssen. Und doch ist das nur eine Seite der Medaille.

Resident Evil 4 Remake - VR Mode Launch Trailer

Der VR-Modus des Remakes von Resident Evil 4 hat mit dem 8. Dezember nun einen Release-Termin.

Dass nicht alle Abschnitte den Anforderungen eines VR-Spiels gerecht werden, liegt auf der Hand. In Kapitel 4 ist Leon über weite Strecken mit einem Boot unterwegs, das der Ego-Perspektive rein aus Orientierungsgründen wenig zuträglich ist. Überbrückungshilfe gewährt Capcom durch eine optionale Verfolgeransicht für dieses Gebiet. Eine Lösung gibt es also, aber wie in vielen anderen Bereichen wird auch hier deutlich, dass der VR-Modus nur einen nachträglichen Bonus darstellen kann und kein vollwertiges Feature.

>> 10 unvergessliche Resident-Evil-Momente <<

Ständige Vergleiche mit der VR-Fassung des Ur-Spiels von 2004 liegen nahe, und leider gelingt es dem Remake nicht, aus dessen Schatten herauszutreten, gewisse Aspekte schneiden sogar schlechter ab. Etwa das ständige Zerbrechen von Messern. Das mag im Flat-Gameplay noch als Spannungssteigerung durchgehen, stört aber in VR gewaltig, weil man so nah an der Action viel eher geneigt ist, die Klinge einzusetzen. Zumal das Parieren anderer Waffen (Kettensägen, Macheten, Mistgabeln) präzises Timing voraussetzt.

Solltet ihr das Spiel schon mehrfach auf normalem Wege durchgezockt und somit das ewige Messer freigespielt haben, könnte euch dieser Aspekt weniger stören als Neulinge. Eine Abwandlung der Messer-Regelung für das VR-Gameplay wäre uns dennoch lieber gewesen.

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