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Test - RAD : Ein Zerrbild der 80er

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Radioaktive Strahlung ist voll cool. Oder besser gesagt, sie ist total „RAD“, wenn man das amerikanische Teenager-Vokabular der 1980er verwendet und zugleich die Comic-Postapokalypse dieser Ära vor Augen hat. Sie besteht aus einer Ansammlung zeitgenössischer Verbrauchsgüter und verklärter Gefahreneinschätzung. Darunter neongrüner Schleim, zerstörte Röhrenfernseher, abgewrackte Polizeiautos und irre Mutationen wie etwa ein zusätzlicher Arm, der aus dem, Rücken herauswächst. Passt doch gut zu einem Punk, dessen gigantischer Mohawk nur durch ein halbes Kilo Haarspray gen Himmel ragen kann. Also ran an die Baseballkeule und rein ins Getümmel der verstrahlten Endzeit. Unser RAD Test.

RAD ist ein Roguelike-Adventure und in seiner spielerischen Ausführung ein gar nicht mal so einfallsreiches. Solltet ihr nicht wissen, was das bedeutet, dann ist wohl ein ganzes RPG-Subgenre unter eurem Radar geflogen, aber die Beschreibung fällt nicht schwer. Stellt euch ein vereinfachtes Diablo ohne Speicherfunktion vor. Heißt also: Ihr brecht auf, um in isometrischer Vogelperspektive in sich abgeschlossene Areale zu erkunden, Monster zu bekämpfen und dank der ergatterten Erfahrungsausbeute an Stärke zu gewinnen.

In der verstrahlten Welt von Rad heißt das vornehmlich, dass der Protagonist Mutationen durchläuft. Besiegte Gegner und erkundete Meilensteine spendieren Erfahrungspunkte, und die lassen ihm wiederum in regelmäßigen Abständen Flügel, Stacheln oder gar Extra-Arme wachsen. Allerdings geht nicht jede Mutation mit vorteilhaften Veränderungen einher und es gibt keine feste Reihenfolge für die Upgrades. Tatsächlich variieren die Mutationen mit jedem neuen Anlauf.

Die einzige Konstante, die ein Spielabschnitt bietet, ist die Vorgabe, mehrere Türme aktivieren zu müssen, die den Zugang zum Obermotz freilegen. Dazu genügt meist das Aufsuchen des Turms, wobei hin und wieder ein NPC im Wege steht, der um einen kleinen, oft kampforientierten Gefallen bittet. Im schlimmsten Fall müssen Spezialfertigkeiten aus Schatzkisten oder Shops erworben werden. Geht euer Held dabei über den Jordan, war‘s das allerdings dauerhaft. Die neudeutsch Permadeath genannte Konsequenz des endgültigen Game Over macht alle Mühen zunichte.

RAD - Announcement Trailer
Ab dem 20.08.2019 soll das Roguelike-Spiel von Double Fine und Bandai Namco, RAD, für PC, PS4, Xbox One und Switch erhältlich sein.

Das kann sowohl frustrieren als auch motivieren, je nach Veranlagung des Spielers, zumal alle Areale, die man erforscht, aus zufällig zusammengewürfelten Elementen bestehen. Auswendiglernen ist also ausgeschlossen. Jeder Versuch, die eigene Lebensleiste wie auch Angriffskraft zu steigern, mit dem Zweck, dem mächtigen Obermotz eines Gebiets gewachsen zu sein, ist somit buchstäblich der erste.

An diese Spielregeln, die durch frühe japanische Tower-RPGs inspiriert wurden, hält sich RAD akribisch, ohne dem Subgenre neue Inspiration einzuflößen. Ist bei einem 20-Euro-Downloadtitel auch nicht zwingend notwendig. Entwickler Double Fine hat im Ausgleich dafür ein ganz anderes Ass im Ärmel, das viel Faszination versprüht. Es nennt sich Zukunfts-Nostalgie der 1980er Jahre.

Ein Kunstwerk der Widersprüche

Das ist doch mal ein echter Design-Clash. Es geht nicht um Stilbruch, sondern um das Zusammenfügen zweier Sichtweisen. RAD vollbringt das Kunststück, zwei Perspektiven auf die Achtzigerjahre in einem vollumfassenden Gestaltungsprozess zu verarbeiten, nämlich die heutige Sicht auf das Jahrzehnt und das Bild, das Jugendliche der 80er von ihrer Zukunft zeichneten. Das klingt höchst paradox, funktioniert aber wunderbar. Ein Kunstgriff, der schwierig zu meistern ist.

Solltet ihr euch beim Lesen dieser Zeilen verwundert am Kopf kratzen, dann hilft eine Parallele dem Verständnis: Denkt an die Rollenspielserie Fallout. In Fallout wird das Bild einer postapokalyptischen Zukunft gezeichnet. Aber nicht aus heutiger Sicht, sondern aus der Sicht der 1950er Jahre, was sich klar in der Musik, der Denkweise der Darsteller und dem Umgang mit dem nuklearen Fallout widerspiegelt.

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