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Test - Purrfect Date : Sexting mit Katzen – what the, äh ... fuck?!

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Videospiele sind ein wunderbares Medium. Nicht-linear, interaktiv und audiovisuell vielseitig. Dass manche Spiele dabei in extreme Erzählformen abdriften, ist in der Regel als Bereicherung anzusehen. Doch es gibt Ausnahmen, bei denen selbst Rezensenten, die sich mit allen Wassern gewaschen wähnen, nur noch verzweifelt den Kopf schütteln. Purrfect Date ist so eins.

Das Text-Adventure gehört zu den ältesten Videospielgattungen. Es war einst ein gängiges Genre, das ausführliche Erzählungen mangels grafischer Kapazitäten früher Computer in den Vordergrund rückte. Ein interaktives Buch sozusagen, mit Handlungsspielraum und viel Platz für die eigene Fantasie. Dort wo grobpixelige, farbarme Grafiken eine weitläufig beschriebene Landschaft oder eine exotische Spielfigur nur grob skizzieren konnten, füllte Vorstellungskraft die bestehenden Lücken.

Man könnte meinen, im Teraflops-Zeitalter seien sie ausgestorben, vom Grafikbombast verdrängt, ja gar unnötig, aber das Gegenteil ist der Fall. Sie haben sich gewandelt, suchen gar die Symbiose mit grafischer Ausdruckskraft und treten genau dann in Erscheinung, wenn Grafik alleine nicht ausreicht, um das Kopfkino zu befruchten. Wobei das Puzzle-Genre gerne als Spielerweiterung herangezogen wird. Siehe etwa Ace Attorney oder die Professor-Layton-Reihe, aber auch etliche Dating-Sims in (meist) fernöstlich inspiriertem Schema. Und wer sich auf Steam umschaut, entdeckt gar eine aufblühende Sparte, die unter dem Stichwort „Graphical Novel“ geführt wird, wodurch sich der Kreis schließt. Das Grafik-Adventure ist wieder angesagt.

Purrfect Date gehört dieser Sparte an, wobei die grafische Komponente als arge Übertreibung gehandelt werden muss. Dilettantisch anmutende Photoshop-Kritzeleien dienen lediglich als grobe Stütze für die Vermittlung eines Seemannsgarns, das erst im Kopf des Spielers zur vollen Entfaltung kommt. Mit gutem Grund, denn die Absurdität der Handlung würde mit jeder grafisch scharfen Illustration an Wucht verlieren.

Schnurrstracks in die Romanze

Das Konzept erinnert stark an das nicht minder bizarre Tauben-Dating in Hatoful Boyfriend. Ihr trefft euch auf einer seltsamen, verwunschenen Insel mit Katzen und erobert ihr Herz in romantischer Absicht. Nee ... ist klar. Selbst wenn wir davon ausgingen, dass Katzen uns Menschen verstünden und romantische Interessen hegten, wäre ein Date die wahrscheinlich unangenehmste denkbare Zwickmühle hinter einem Abendessen mit einer bipolaren Version von Ariana Grande.

Jeder, der mal eine Katze besessen hat, weiß um ihre beiden Seiten. Die dunkle und die helle Seite der Macht, wenn man so will. In einem Moment lieb, zutraulich, hingebungsvoll verschmust, mit Smaragdaugen, die der Fellnasen verwöhnte Seele mit einem unwiderstehlichen Blick der Zufriedenheit widerspiegeln.

Das Vertrauen in das Talent der menschlichen Hand scheint unendlich, und so verwandelt sich die Wohnung des Dosenöffners in ein Katzen-Spa, in dem Herr oder Frau Feline ungeteilte Aufmerksamkeit samt Streicheleinheiten einfordert. Bis zum unausweichlichen Moment, wenn der Stubentiger die Schnauze voll hat und innerhalb einer Fantastilliarden Millisekunde zu Mr.Hyde mutiert, die Krallen ausfährt und in eben jene Hand beißt, nur um eine Sekunde später beleidigt von dannen zu ziehen, als hätte das Tier nie nach Affektion verlangt.

Wer würde ernsthaft das Fleisch gewordene Klischee einer Diva daten wollen? Warum sollte sich jemand, der auch nur einen Funken Selbstachtung besitzt, in die Rolle des zu Kreuze kriechenden Dauerschmeichlers begeben, der selbst für den kleinsten Hauch Zuneigung stets devot und in gewisser Weise altruistisch bleiben muss? Und überhaupt: Habt ihr schon einmal einen Paarungsakt unter Katzen beobachtet? Das ist kein Zuckerschlecken. Für Menschen wirkt das ungefähr so liebevoll wie eine Vollmassage mit einer Abrissbirne. Schaut es euch auf Youtube an ... aber seid gewarnt.

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