Test - Nuclear Dawn : Der Mix macht's
- PC
Es gibt diverse Gründe, ein Spiel zu diesem oder jenem Zeitpunkt zu veröffentlichen. Eine Veröffentlichung im Sommer ist gefährlich – schließlich fallen dann die Spielstunden den Sonnenstunden zum Opfer. Lieber buhlt der findige Publisher im alljährlichen Trubel des Weihnachtsgeschäfts um die Gunst der Konsumenten. Unglücklich könnte man allerdings Iceberg Interactives Datum zur Veröffentlichung von Nuclear Dawn empfinden. In Zeiten eines Battlefield 3 und Modern Warfare 3 wird es der Mehrspielermix aus First-Person-Shooter und Echtzeitstrategie mächtig schwer haben, sich zu behaupten. Wie gut, dass er nur die Hälfte eines Vollpreistitels kostet und wir ihn für euch bereits getestet haben.
Die machen es aber auch schwer
Es gibt nur wenige Unterhaltungsprodukte, die zwischen zwei unterschiedlichen Genres einen gekonnten Spagat machen und Spaß bringen. Bei einem Mehrspieler-Shooter und einem Echtzeitstrategiespiel ist ein solcher Spagat noch wesentlicher schwieriger. Ein Titel, der das geschafft hat: Battlezone. Das Spiel aus dem Jahre 1998 gab uns die nötigen Techniken an die Hand, um auch aus der Ego-Perspektive Gebäude in der Umgebung zu platzieren, und integrierte den Strategiepart vorbildlich. Dann aber blieb es lange ruhig im Subgenre – ehe sich Battlefield 2 einen Commander-Modus spendierte und so für launige Stunden unter der Herrschaft eines Team-Mitglieds sorgte.
Die niederländischen Entwickler der Interwave Studios versuchen erneut, die richtige Mixtur zu finden, und geben euch mit maximal 32 Mitspielern die Möglichkeit, in dem auf den Mehrspieler ausgerichteten Nuclear Dawn erfolgreich zu sein. Ein Kommandant pro Team lenkt dabei die Geschicke der insgesamt vier Soldatenklassen, die zudem noch weitere Spezialisierungen aufweisen. Der Commander-Modus - die wenigsten wird es überraschen - übernimmt den angepriesenen Echtzeitstrategiepart. Solltet ihr in den mageren sechs Online-Karten einmal auf dem Chefsessel Platz nehmen dürfen, seid ihr in erster Linie mit dem Basisbau beschäftigt. Gebäude der Marke Energieversorgung sind unerlässlich, Spawn-Punkte erleichtern den Einstieg und Fabriken, die Nachschub für die Front produzieren, sollten ebenfalls nicht fehlen.
Einer von vieren
Damit dem gemeinen Fußvolk nicht langweilig wird, stehen insgesamt vier Einheitenklassen mit jeweils einem weiteren Special für unterhaltsamen Mehrspielerspaß bereit. Der Assault ist der klassische Soldat und kann als Einziger den Stealth sichten, der wiederum als Scharfschütze sein Unwesen treibt. Hinzu gesellen sich noch der Exo, der die Rolle des Tanks übernimmt, sowie der Supporter. Ersterer kann sich per Knopfdruck stationieren, um noch mehr Schaden auszuteilen und einzustecken, während in den Aufgabenbereich des Letzteren die Gebäude fallen - er repariert eigene Bauwerke oder legt mit einer EMP-Granate die Produktionsstätten des Feindes lahm.
Hierin liegen die große Stärke und Schwäche von Nuclear Dawn. Teamwork ist das A und O, im Alleingang habt ihr keine Chance auf den Sieg. Die Knotenpunkte, die im Spiel bis zur feindlichen Basis erobert werden sollen, können nur bis zur Mitte der jeweiligen Karte solo eingenommen werden. Spätestens ab der Mitte müssen mindestens zwei Kollegen aus einem Team auf dem schwierig zu verteidigenden Gebiet stehen. Bei unserem Test waren die öffentlichen Server leider nicht gerade reich bevölkert, sodass in kaum einem Spiel die Hetzjagd zwischen den Punkten aufkeimte. Wenn der Server jedoch einmal vollständig besetzt war und die sich gegenüberstehenden Commander auf Augenhöhe agierten, entwickelte sich ein spannender Kampf um die Vorherrschaft. Hier einen Knotenpunkt zerstört, dort die Linie verloren - das treibt den Adrenalinspiegel nach oben.
Das eigentlich als eigenständige Modifikation geplante und nun doch als Low-Budget-Titel veröffentlichte Nuclear Dawn führt dem Entwickler der Source-Engine, Valve, erneut vor Augen, dass es langsam mal wieder Zeit ist für einen Generationensprung. Zwar sind die Spielermodelle und auch die großen Schauplätze gut gelungen, sie gehen aber in der allgemeinen Detailarmut unter. Auch klangtechnisch mussten wir bereits beim Starten des Menüs den Report-A-Bug-Button, der sich im Hauptmenü präsentiert, bemühen. Eine fade und einfallslose Sound-Kulisse rundet die lieblos gestaltete Umgebung ab. Die Entwickler scheinen sich eher auf die Spielelemente konzentriert zu haben.
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