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Test - Lumini : Ein wortloser Flug durchs Erdreich

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Die Niederländer von Speelbaars zeigen sich nach dem kuriosen Browser-Spiel Panda Bounce von einer ganz anderen Seite. Leise und ohne großes Theater leiten wir einen wachsenden Schwarm von Lumini genannten Wesen durch eine Welt irgendwo zwischen Electroplankton und The Cave. Auch wenn Lumini spielerische Schwächen zeigt, fesselt uns das wohl wortkargste Spiel des Jahres.

Langsam plätschernd entfaltet sich das Potenzial von Lumini, nachdem ein Stein in die Tiefen eines Berges gefallen ist. Dort erweckt er zufällig eines der titelgebenden Wesen zum Leben. Die erinnern optisch entfernt an wildeste Trance-Zeiten, als Delfine mit Flügeln durch gesundheitsschädigende Farbwechsel flogen. Vor uns erhebt sich ein würfelförmiges Mineral, das, wie wir bald merken, im Zusammenhang mit den kleinen Schwarmwesen steht. Denn fliegen wir an einem solchen Gebilde vorbei, erwachen weitere Lumini zum Leben und schließen sich dem Kollektiv an.

Erklärt wird euch nichts, denn Speelbaars möchte die Geschehnisse des Adventures durch „Environmental Storytelling“ erzählen. Das bedeutet, dass euch die Geschichte ausschließlich visuell und mit musikalischer Untermalung unterbreitet wird, was jedoch nur mäßig gelingt. Ohne Spielbeschreibung erschließt sich kaum, was das Ziel eures Höhlenausflugs ist. Das heißt aber nicht, dass Lumini daran scheitert, Dramaturgie ins Spiel zu bringen.

Abwechslung im Ödland

Während wir den wachsenden Schwarm durch die überwiegend gefahrlosen Höhlengänge navigieren, funkeln und glitzern Kristalle. Spa-Musik, angereichert mit den putzigen Quietschlauten der Lumini, geht fließend in spannendere Percussion-Klänge über, wenn wir auf Gegner stoßen, die geradewegs von Pandora stammen könnten. Unterwegs sammeln wir Lichter von Blüten ein, ohne den Zweck dieser Kollekte zu erfahren. Schließlich erreichen wir eine den kleinen Kreaturen gewidmete Statue. Spätestens jetzt wollen wir doch etwas über unser Abenteuer erfahren. Aber Pustekuchen!

Auf unserem Weg kommen wir regelmäßig an den Energiekristallen vorbei, die unseren Bestand an verlorenen Lumini wieder auffüllen und unser Kollektiv allmählich um neue Arten erweitern, die über individuelle Spezialfertigkeiten verfügen. Blaue Lumini legen auf Knopfdruck einen Spurt hin, rote sind explosiv und gelbe ziehen Licht magisch an.

Gefühlt viel zu spät erschließt sich, wozu wir unterwegs all das Licht eingesammelt haben. Je mehr wir davon im Gepäck haben, desto mehr Begleiter gebiert der große Zauberwürfel während des Besuchs. Ein schwacher Betäubungsstoß gehört übrigens zum Spektrum jeder Art. Damit könnt ihr euch die mäßig gefährlichen Gegner vom Leib halten, um möglichst keine Mitstreiter zu verlieren.

Irgendwann verlassen wir nach Luft schnappend die Höhle und sehen, dass der Planet der Lumini recht verwüstet aussieht. Nach geraumer Zeit fängt es an zu regnen, bis es passiert: Ein Energiekristall wird vom Blitz getroffen. Die Lumini wimmern, die Musik nimmt dramatische Züge an. Das sind die Momente, in denen der kryptische Begriff „Environmental Storytelling“ greifbarer wird. Doch auch nach mehreren Stunden Spielzeit haben wir noch immer nicht den blassesten Schimmer, worum es geht. Trotzdem sind wir gefesselt.

Öde Rätseleinlagen

So abwechslungsreich und ansprechend wie Musik und Umgebung akustisch und optisch sind, so eintönig sind das Level-Design und die Rätsel. Der fast immer nach rechts führende Weg verzweigt sich zwar gelegentlich, führt aber nur allzu schnell wieder zusammen. Das Gefühl, man hätte eine alternative Route genommen, beschlich uns in dem durchs Spiel führenden Schlauch nie, obwohl man anhand der Aufmachung von Lumini ganz offensichtlich vermitteln möchte, eine fremde Welt zu erforschen.

Ähnlich uninspiriert laufen die recht rar gesäten Rätseleinlagen ab. Eines der Kernelemente des Spiels ist die Aufteilung des Schwarms, wodurch beide Teilgruppen individuell gesteuert werden können. Das lässt viel Spielraum für Hindernisse, die beide Hirnhälften fordern würden, läuft aber fast immer darauf hinaus, mit einer Gruppe einen Schalter zu betätigen, um den Weg für die andere Gruppe offen zu halten.

Auf Knopfdruck lassen sich beide Schwärme auch simultan bewegen, was aber sehr lange Zeit nur dafür verwendet wird, zwei Windräder parallel anzutreiben, um natürlich wieder eine Tür zu öffnen. Wir empfehlen übrigens, unbedingt einen Controller zu verwenden, denn mit der Tastatur steuern sich die Lumini nicht so fein, wie es manch stachelige Wand verlangt.

Fazit

Mathias Windhager - Portraitvon Mathias Windhager
Entspannungstitel mit verschenktem Potenzial

Was habe ich die kleinen Lumini ins Herz geschlossen. Als ein knallbunter Wal meine Schützlinge verschlang, musste ich mir die Tränen verkneifen. Lumini ist ein ganz besonderer Indie-Titel, der von seiner optischen Abwechslung, seiner entspannenden Musikuntermalung und seinen putzigen Protagonisten profitiert und dabei sogar mit interessanten Arten, die Geschichte zu erzählen, experimentiert.

Doch genau das geht nach hinten los. Auch nach mehreren Stunden Spielzeit hätte ich ohne die Beschreibung nicht den blassesten Schimmer, worum es geht. Einzig der Wunsch, einen noch größeren Schwarm zu kontrollieren und die nächste Welt zu bestaunen, treibt mich weiter.

Trotzdem hat mich Lumini unterhalten und gefesselt, was aber ganz sicher nicht auf das Konto der einfallslosen Rätsel und des geradlinigen Level-Designs geht. Ich steuere kleine Kreaturen durch eine Höhle und erreiche irgendwann das Tageslicht. Das weckt den Forscherdrang doch geradezu mit Hammerschlägen aus dem Winterschlaf. Stattdessen bewegen wir den Schwarm mal zusammen, mal getrennt durch einen Schlauch, der kaum Handlungsspielraum lässt. Gerade aus der Funktion, zwei Gruppen unabhängig voneinander zu lenken, hätte Speelbaars viel mehr machen können. So wurde leider zu viel Potenzial verschenkt.

Überblick

Pro

  • perfekt zum Entspannen
  • abwechslungsreiche Orte
  • toller Soundtrack
  • interessantes Dramaturgiekonzept

Contra

  • geradliniges Level-Design
  • uninspirierte Rätsel
  • einfallslose Ideen bei getrennten Schwärmen
  • Geschichte nur schwer zu verstehen

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