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Special - Peter Molyneux : Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein

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Schwarz und Weiß

Größer, komplexer und innovativer als alles bisher da Gewesene sollte der Titel werden. Molyneux versprach viel, und so wurde Black & White aufgrund dessen auch von Rezensenten und erwartungsvollen Spielern mit reichlich Vorschusslorbeeren und einem bis dahin unerreichten Hype bedacht. Als das Spiel dann 2001 nach vier Jahren Entwicklungszeit endlich erschien, wurde klar, dass der Mix aus Echtzeitstrategie und Göttersimulation nicht das halten konnte, was sein Entwickler versprochen hatte. War das Spiel in vielerlei Hinsicht auch fraglos innovativ, krankte es doch an einem zähen, sich wiederholenden Spielablauf trotz der vielen witzigen und wirklich neuen Funktionen, deren Zusammenspiel aber nicht so richtig klappte. Dennoch verkaufte sich das Spiel ausgezeichnet, wenn es auch heute als eine der großen Enttäuschungen der Spiele-Branche gilt.

Auch beim im Jahr 2004 erschienenen Fable nahm der offensichtlich nicht an mangelndem Selbstbewusstsein leidende Molyneux den Mund wieder etwas zu voll. Er versprach für das vorerst nur für die Xbox entwickelte Rollenspiel bis dahin ungeahnte Freiheiten vonseiten des Spielers und eine sich lebendig entwickelnde, komplett veränderbare Welt. Und wie schon in Black & White war eine der wirklich großen Innovationen sicherlich die Freiheit des Spielers, den Charakter gut oder böse zu spielen, was deutliche Auswirkungen auf dessen Aussehen und seine Wirkung auf die Umwelt hatte. Spielrelevant war dies allerdings nicht. Demnach konnte das Wunder eines völlig neuen Spielerlebnisses auch ein Peter Molyneux nicht vollbringen. So hagelte es auch reichlich Vorwürfe von Spielern wie auch Kritikern, sodass die Entwicklerlegende sich genötigt sah, sich öffentlich für seine etwas zu euphorisch geratenen Ankündigungen zu entschuldigen. Letztendlich blieb von der großen Innovation doch nur ein durchschnittliches Rollenspiel mit zwar vielen und durchaus neuen spielerischen Freiheiten, die für den Spielablauf allerdings keinerlei Relevanz hatten.

Der Titel und auch die im Folgejahr erscheinende PC-Adaption Fable: The Lost Chapters, das unter anderem mit einem erweiterten Schluss aufwartete, verkauften sich zwar relativ gut, kratzten aber arg am Image des einstigen Gottes unter den Spielentwicklern. Immerhin einen kleinen Lichtblick konnte Molyneux für sich verbuchen: 2004 wurde er in die Academy of Interactive Arts and Science's Hall of Fame aufgenommen, wo er sich an der Seite von Branchengrößen wie Will Wright (Sims), Sid Meier (Civilization) und Shigeru Myamoto (Mario, Zelda) in guter und durchaus verdienter Gesellschaft befand.

For God and Country

2005 brachte Lionhead dann gleich zwei Titel heraus: Black & White 2 und The Movies. Ersteres konnte nicht an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen. Wieder waren die Ziele viel zu hoch gesteckt und konnten nicht einmal im Ansatz umgesetzt werden. Eine miese KI und der unausgegorene Mix aus Echtzeitstrategie und Aufbausimulation ließen den Titel wie Blei in den Regalen liegen. Das führte wohl auch dazu, dass sich das darauf erscheinende The Movies ebenso schlecht verkaufte. Und das war schade, denn die Wirtschaftssimulation, in der der Spieler nicht nur ein Filmimperium aufbaut, sondern auch tatsächlich aus einem Baukasten Filme zusammenbasteln kann, war wesentlich neuartiger und hatte mit dem Filmproduktions-Part auch eine wirklich kreative Seite. Der Aufbau- und Wirtschaftsteil war allerdings reichlich konventionell geraten und für Casual-Gamer dennoch zu komplex, wie Molyneux selbst eingestand.

Trotzdem veröffentlichte Lionhead 2006 zu jedem Titel noch ein Add-on, was aber auch nichts mehr am Erfolgseinbruch des Studios ändern konnte. Zur Ehrenrettung kam diesmal der Ritterorden „The Most Excellent Order of the British Empire", der Molyneux 2005 aufgrund seiner Verdienste zum „Officer of the Order of the British Empire" kürte. Ob ihm das wieder Auftrieb verschafft hat oder ob sein Ego einfach nicht kleinzukriegen ist, das nächste groß angekündigte Projekt steht in den Startlöchern und wird im Oktober 2008 erscheinen: Fable 2.

Und da Bescheidenheit offensichtlich nicht seine Sache ist, soll auch dieses Mal wieder nicht nur alles besser werden als bisher, sondern natürlich ganz neu. Eine groß angelegte Story, nie da gewesene Zugänglichkeit und eine alles in den Schatten stellende freie Welt. Eine kleine, aber wahre Revolution soll das Spiel werden. Das haben wir aber nicht das erste Mal von ihm gehört. Also alles wieder nur heiße Luft oder doch die ganz große Innovation auf dem Spielemarkt? Wenn allerdings jemand so etwas zu Wege bringen kann, dann sicherlich ein Peter Molyneux. Denn neben aller - durchaus berechtigten - Kritik an diesem Mann: Er ist eine Persönlichkeit, wie man sie sehr, sehr selten in diesem Geschäft findet: ein wahrer Visionär und Schöpfer.

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