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Test - Kingdom Under Fire 2 : 11 Jahre mussten die Fans warten

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Es liegt mittlerweile tatsächlich schon elf Jahre zurück, als das Entwicklerstudio Blueside mit Kingdom Under Fire 2 einen vielversprechenden Mix aus MMORPG und Echtzeit-Strategie angekündigt hatte. Nach einigen Komplikationen inklusive Änderungen der Plattformen sowie diversen Verschiebungen hat es das Spiel mittlerweile endlich auf den westlichen Markt geschafft. Ob sich das verdammt lange Warten gelohnt hat?

Wir wollen an dieser Stelle gar nicht zu sehr auf das Entwicklungs-Wirrwarr von Kingdom Under Fire 2 eingehen – darauf kommen wir zu einem späteren Zeitpunkt zu sprechen. Stattdessen konzentrieren wir uns zunächst ganz unbefangen auf das eigentliche Spiel. Das hat nämlich definitiv unsere volle Aufmerksamkeit verdient, da es mit einem ebenso ungewöhnlichen wie interessanten Genre-Mix aufwartet.

In der Anfangsphase fühlt und spielt es sich wie ein klassisches MMORPG: Ihr wählt zunächst eine von insgesamt fünf Charakterklassen, die allesamt über spezielle Fähigkeiten verfügen sowie diverse Vor- und Nachteile mit sich bringen. Da wäre zum Beispiel der Schwertschütze, der sowohl mit zwei Pistolen als auch einer Klinge in den Kampf zieht und sich dadurch sehr dynamisch spielt. Noch einen Tick offensiver geht die Kampfmagierin zu Werke, die mithilfe ihrer Elementarzauber extrem viel Schaden austeilen, aber nicht allzu viele Treffer einstecken kann. Deutlich widerstandsfähiger ist der Berserker, der über mehr Lebenspunkte verfügt. Hinzu kommen die Jägerin sowie die Elementaristin.

Nachdem ihr euch euren Helden im durchaus umfangreichen Charakter-Editor zurechtgebastelt habt, geht es umgehend in das gut gemachte Tutorial. Inmitten einer hübsch inszenierten Schlacht erfahrt ihr unter anderem, wie ihr euren Helden in der Third-Person-Perspektive bewegt, erste Kombo-Attacken ausführt und andere Dinge in der Spielwelt erledigt. In der Einführungsphase schließt ihr bereits die ersten MMORPG-typischen Quests ab und müsst sogar einen kleinen Bosskampf meistern. Dank stimmungsvoller Zwischensequenzen und einiger Ingame-Events habt ihr stets das Gefühl, von Anfang an mitten im Geschehen zu sein. Das haben die Entwickler von Blueside prima gelöst.

Alles hört auf euer Kommando

Nach der Eingewöhnungsphase in klassischer MMORPG-Manier, die übrigens stark an den Anfang von World of Warcaft & Co. erinnert, kommt zusätzliche Würze und somit die eigentliche Faszination ins Spielgeschehen. Zu diesem Zeitpunkt erfahrt ihr nämlich, dass ihr nicht ausschließlich alleine, sondern gemeinsam mit großen Truppen in den Kampf ziehen könnt. Zu diesem Zweck ist es auf Knopfdruck möglich, in eine Art Taktikperspektive zu wechseln, um bis zu drei Truppentypen gleichzeitig zu kommandieren – und zwar in der Art eines klassischen Echtzeit-Strategiespiels.

Damit ihr euch das genauer vorstellen könnt, hier ein Beispiel: Im Verlauf des Abenteuers trefft ihr unter anderem auf einen riesigen Skorpion, den ihr im Alleingang niemals bezwingen könntet. Also wechselt ihr rasch in die Taktikperspektive und befehlt euren Fußsoldaten, die Beine des Ungetüms anzugreifen, währen die Bogenschützen ihre Pfeile aus der sicheren Distanz abfeuern. Sobald ihr das erledigt habt, kehrt ihr in die Third-Person-Ansicht zurück, um mit eurem Helden wieder aktiv in das Kampfgeschehen einzugreifen.

Dieses dynamische Wechselspiel macht wohl den größten Reiz von Kingdom Under Fire 2 aus. Das liegt vor allem daran, dass der beschriebene Perspektivwechsel ebenso rasch wie problemlos funktioniert, sodass er niemals unnötig aus dem Spielfluss reißt. Es macht unglaublich viel Spaß, gleichzeitig quasi die Rolle des Kommandaten als auch des wichtigsten Kämpfers zu übernehmen. Außerdem trägt die effektreiche Inszenierung stets zu einer äußerst intensiven Schlachtfeldatmosphäre bei. Es ist zwar schade, dass man pro Einsatz stets auf nur drei von mehr als 70 Truppentypen beschränkt ist, andererseits vermeidet diese Design-Entscheidung ein zu hohes Maß an Übersichtlichkeit. Bereits mit drei Kompanien kommt es mitunter vor, dass kurzzeitig die Orientierung aussetzt.

Der Zahn der Zeit

Es gibt sogar einige Missionen beziehungsweise Raids, in denen mehrere Spieler gleichzeitig mit ihren Truppen in den Kampf ziehen. Besonders herausfordernd dürfte in dieser Hinsicht eine 16-Spieler-Instanz sein, an deren Ende ihr einem riesigen Drachen gegenübersteht und entsprechend wertvolle Beute einsacken könnt. Allerdings hatten wir während unserer Testphase nur sehr selten überhaupt die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen Spielern zu agieren. Entweder haben wir keine passenden Mitstreiter gefunden oder technische Probleme machten uns einen Strich durch die Rechnung. Selbiges gilt für die PvP-Gefechte, die jedoch ebenfalls einiges an Potenzial versprechen.

Apropos Potenzial: Dieses Stichwort führt uns zwangsläufig zu den Kritikpunkten an Kingdom Under Fire 2 – und davon gibt es letztendlich leider einige. Der Segen des Spiels ist nämlich gleichzeitig auch dessen Fluch. Denn so toll die Mischung aus beiden Genrewelten funktioniert, so durchschnittlich präsentieren sie sich in der Einzelbetrachtung. Das gilt vor allem für den MMORPG-Part: Dem ist die lange Entwicklungszeit deutlich anzumerken. Viele Fortschritte des Genres in den vergangenen zehn Jahren sind spurlos an Kingdom Under Fire 2 vorbeigegangen. Die Quests gehen nur selten über die Standardmasche „Reise nach Ort X“ oder „Besiege die Anzahl Y von der Kreatur Z“ hinaus. Das ist weder sonderlich spannend noch motivierend.

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Außerdem wirkt die Spielwelt abseits der Missionen und Raids nicht sonderlich lebendig, Interaktionen mit anderen Spielern beschränken sich auf ein Minimum. Separat betrachtet hat Kingdom Under Fire 2 lediglich ein „MMORPG light“ mit einigen längst überholten Mechaniken zu bieten. Der RTS-Teil funktioniert insgesamt gesehen etwas besser, lässt es allerdings ebenfalls an Tiefgang vermissen. Wie toll wäre es, wenn man mehr Möglichkeiten hätte, um mit seinen Truppen auf dem Schlachtfeld taktischer zu agieren. Hinzu kommen derzeit einige technische Probleme: Unsere Testversion war immer wieder von Rucklern und im schlimmsten Fall sogar Abstürzen geplagt.

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