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Test - Kingdom Come: Deliverance : Das Mittelalter-Rollenspiel stellt sich dem Test

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Kampfsystem: Anfangs pfui, später huiuiui

Kommen wir zu den Spielmechaniken. An vorderster Front steht natürlich das Kampfsystem. Der Nahkampf setzt abseits des unbewaffneten, recht simplen Faustkampfs auf typische Mittelalterwaffen wie Schwert, Axt oder Streitkolben, sowohl mit als auch ohne Schild. Das Kampfsystem will sich eng am realen Schwertkampf orientieren, was einen vor allem zu Beginn an den Rand des Wahnsinns treiben kann. Schläge aus fünf verschiedenen Richtungen, aktives Parieren mit gutem Timing, schwindende Ausdauer und die Wirkung von Verletzungen ergeben ein recht komplexes System. Taktieren, Beobachten, gutes Timing und schnelles Reagieren stehen voll im Vordergrund. Wer einfach nur wild auf die Tasten kloppt, hat kaum eine Chance.

Was anfänglich enorm viel Mühe kostet, wird mit der Zeit aber immer besser, wenn die Attribute und Fertigkeiten von Heinrich langsam Form annehmen. Zudem wird der Spieler quasi gezwungen, sich mit Üben und Training zu beschäftigen, um die Feinheiten des Kampfsystems zu meistern. Ist das geschehen, klappen auf einmal sogar Kombos und Riposten. Das System ist sehr gewöhnungsbedürftig und weit weg vom üblichen Gekloppe, hat aber seinen Reiz und seine Herausforderung. Umso befriedigender ist es, wenn man im späteren Spiel nicht mehr an einem einzelnen Gegner scheitert, sondern auch mal zwei oder drei Kontrahenten in den Griff bekommt.

Kingdom Come: Deliverance - Launch Trailer (dt.)
Ab dem morgigen Dienstag ist Kingdom Come: Deliverance erhältlich; wir zeigen den Launch-Trailer zum Mittelalter-RPG.

Ähnliches gilt fürs Bogenschießen, was eine starke Alternative und Ergänzung zum Nahkampf, anfangs aber auch eher eine Qual ist. Doch auch hier steigt mit wachsenden Werten die Treffsicherheit, das Gewackel beim Zielen wird weniger und man gewöhnt sich an die nötigen Vorhaltepunkte. Sowohl Nahkampf als auch Bogenschießen wirken insgesamt durchaus stimmig, sofern man denn den nötigen Lernwillen aufbringt, um beides zu meistern. Umso mehr kann man Heinrichs Probleme nachempfinden, denn dem Spieler geht es genauso wie ihm.

Ausrüstung und Items in rauen Mengen

Zum Kampf gehört ein umfangreiches Rüstungssystem, das sehr authentisch mit unterschiedlichen Rüstungsteilen und Schichten arbeitet. Stoff, Leder, Kette oder Platte – all dies ist als unterschiedliche Komponenten vorhanden, jeweils mit Vor- und Nachteilen. Zur Ergänzung gibt es Schmuck und Ringe, aber auch normale Alltagskleidung. Waffen, Rüstungen und Kleidung unterliegen sichtbar dem Verschleiß und der Verschmutzung. Der Gang zum Rüstmeister oder Schneider zwecks Reparatur ist ebenso an der Tagesordnung wie die Reinigung am Trog oder im Badehaus. Wundert euch also nicht, wenn ihr zerschrammt, stinkend und mit zerfledderten Klamotten aus einem Kampf kommt.

Ausrüstung könnt ihr natürlich von Gegnern erbeuten, aus Schätzen und Behältern ergattern oder bei Händlern erwerben. Schick, dass auch ein System zum Feilschen eingebaut wurde, das euren Ruf und eure Redekunst berücksichtigt. Wer möchte, kann sich auch in Häuser schleichen und dem Diebstahl oder Schösserknacken widmen. Dazu gibt es jeweils eine Art schlecht erklärtes und etwas fummeliges Minispiel, das mit steigenden Werten und Fertigkeiten aber ebenfalls an Reiz gewinnt. Werdet ihr allerdings beim Betreten von Privaträumen oder gar einem Diebstahl erwischt, wird schnell die Wache gerufen und es winken Knast oder Geldstrafe, zudem sinkt euer Ruf in dem Ort.

Dankbarerweise verfügt ihr über Möglichkeiten, Beute auch in größerem Umfang zu bunkern. Zum einen gibt es eine Aufbewahrungstruhe im Haus des Müllers in Rattay, zum anderen verfügt euer Pferd über Satteltaschen, sodass ihr auch mal die gesamte Beute eines Diebeslagers einsacken könnt. Echtes Handwerk gibt es hingegen nicht, abgesehen von der Alchemie. Auch wenn Warhorse einen realitätsnahen Ansatz verfolgt, so habt ihr doch die Möglichkeit, euren Heinrich mit verschiedenen Tränken temporär zu pimpen. In einem Minispiel bastelt ihr dabei aus Kräutern und anderen Zutaten am Alchemietisch eure Gebräue. Die haben allerdings oft Nebenwirkungen, also gilt es abzuwägen, ob der Einsatz sinnvoll ist oder nicht.

Hilfreich sind sie allemal, denn Heinrich muss essen und schlafen, sonst drohen Debuffs durch Hunger oder Erschöpfung. Auch Verletzungen wollen behandelt werden, damit eure Kampffertigkeiten nicht beeinträchtigt werden. Glücklicherweise hat Warhorse diese „Survival“-Aspekte nicht überstrapaziert. Nahrung ist leicht zu finden, Gasthäuser mit einem Bett gibt es genug. Für den einen oder anderen Debuff wie einem Kater nach einem Gelage gibt es zudem entsprechende Gegenmittel. Egal, wohin man blickt: In Sachen Umfang des Inhalts und der Spielmechaniken kann man Warhorse sicherlich keinen Vorwurf machen. Höchstens den, dass nicht alles voll durchdacht und gut bedienbar umgesetzt wurde.

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Kingdom Come: Deliverance
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