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Test - Kessen : Kessen

  • PS2
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Kessen
Die Kanonade führt grosse Verluste im Heer herbei.

Die Schlacht wird also schon in der Brettspielansicht entschieden, je nachdem welche Trupps ihr gegen welchen Gegner schickt. Diese Truppen werden grundsätzlich unterschieden. Es gibt verschiedene Typen: Fusstruppen, Speerkämpfer, Bogenschützen, Kämpfer mit Gewehren, Reiter, berittene Lanzenträger, die Kavallerie und die stärksten Truppen überhaupt, 'Kunoichi' genannt - deren Einsatz im Kampf will gut überlegt sein. Jeder der Trupps beherrscht einige Spezialmanöver, die ihr direkt ausführen lassen könnt. Diese könnt ihr geschickt einsetzen, um den Gegner entscheidend zu schwächen. So richten beispielsweise eine Kanonade oder der Katapult-Angriff gehörige Schäden bei den gegnerischen Truppen an - können jedoch nur aus grosser Distanz vollzogen werden. Weitere Manöver sind Salve (Pfeil) und Speerwand um den Gegner aufzuhalten oder ein riskanter Ansturm, um die Angriffgeschwindigkeit der Gegner zu senken. Angriffe dienen oft dazu, den Gegner einzuschüchtern. Überhaupt spielt die Moral eine sehr wichtige Rolle. Anfangs besitzen alle eure Truppen einen Wert von 100 Prozent. Sind sie erfolgreich im Kampf, dann wird das auch so bleiben. Falls aber nicht, dann sinkt der Wert langsam aber sicher gegen Null. Resultat: Auch eine Truppe mit zahlenmässig weniger Leuten kann gewinnen, wenn der Gegner eine schlechte Moral aufweist. Doch weshalb sinkt der Wert? Da gibt es mehrer Möglichkeiten: Zum einen, wenn der Kampf nicht sehr gut läuft. Des Weiteren gibt es gelegentlich Duelle zwischen den Offizieren - Die Truppe des Verlierers sinkt moralisch gesehen. Erteilt ihr falsche Befehle, dann sinkt die Moral ebenso. Steigern könnt ihr sie entweder durch Siege gegen andere Truppen, im Duell oder durch Spezialmanöver.

Kessen
Wenn die Moral stimmt, könnt ihr Spezial-Manöver ausführen.

Den guten Schlachtherrn zeichnet es also aus, seine Truppen und dessen Fähigkeiten bewusst einzusetzen. Das ist nicht sonderlich einfach und einige Niederlagen werden euch bevorstehen - erst langsam entwickelt sich ein Gefühl für die Handhabung. Das Hauptproblem in 'Kessen' liegt jedoch nicht im bewussten Einsatz der Truppen, da die Menge derer es gar nicht zulässt - jedenfalls nie am Anfang einer Schlacht. Allerdings je fortgeschrittener das Spiel, desto mehr Truppen müsst ihr steuern. Bei zwanzig verschiedenen Einheiten geht sehr schnell der Überblick verloren. Taktische Manöver wie ein Hauptangriff und Flankenläufe sind dann eher die Seltenheit. Da ihr später auch von vornherein in der Unterzahl seid, beschäftigen euch eher der Rückzug der Truppen und das Neuordnen, bevor ihr in einen geordneten Angriff übergehen könnt. 'Kessen' ermöglicht es euch zwar bereits vor der Schlacht, die Truppen einzuteilen und zu positionieren - aber die Praxis sieht dann meist anders aus, da der Gegner auch während der Kämpfe seine Taktiken ändert.

Um nicht vollends im Getümmel der Truppen unterzugehen, bietet das Spiel euch einige nützliche Items zur Orientierung. Das Wichtigste ist die Anzeige eurer Offiziere, die repräsentativ für die Truppen stehen. Am rechten Bildschirmrand seht ihr die Köpfe eurer Offiziere. Leuchten sie grün, dann ist alles in Ordnung und sie stehen in der Gegend herum. Leuchten sie hellblau, dann kämpfen sie und haben die Oberhand. Im Falle von Rot, sind sie dem Gegner unterlegen. Mit der Dreieck-Taste schaltet ihr in dieser Leiste zwischen den Offizieren hin und her und könnt Anweisungen geben. Sollte euch dies nicht ausreichen, könnt ihr eine Liste abrufen, in der weitere Details über eure Truppen vorhanden sind.

Kessen
Das Icon rechts unten zeigt die Ausgeglichenheit beider Truppen an.

Im Grossen und Ganzen reicht es aber nicht für die komplette Kontrolle über die Truppen. Solltet ihr eine Schlacht gewinnen, dann ist immer ein wenig Glück im Spiel. Klar, dass schnell Frust angesagt ist. Somit fordert 'Kessen' euch sehr viel Geduld ab. Da kann auch die recht solide grafische - aber auf Dauer monoton wirkende - Gestaltung nicht trösten. Im Falle einer Schlacht ändert sich die Ansicht. Bekämpfen sich die Truppen, dann seht ihr sie aus Ansicht von 'Zinnsoldaten', sprich das Gemetzel zoomt näher heran. Dort seht ihr dann verschiedene Truppenteile kämpfen. Darüber hinaus gibt es noch eine detailliertere Ansicht, die auch bei Spezial-Manövern zum Einsatz kommt. Hier seht ihr meist einen Teil der Truppe aus direkter Nähe. Im Beispiel einer Speerwand seht ihr Speerkämpfer in einer Reihe aufgestellt - die Kamera zoomt durch die Gegend und anschliessend laufen die Gegner in die Speere. Für jedes Manöver gibt es andere Darstellungen, die jedoch immer gleich sind. Im Falle einer Speerwand seht ihr also jedes mal die gleiche Szene. Nach einigen Spielstunden schlägt die Freude über die grossen Truppen von Tausenden Leuten also in gähnende Langeweile um, da ihr bereits alles gesehen habt.

Ansonsten jedoch ist die Darstellung der Kämpfer sehr gut gelungen. Die Farben sind klar und die Animationen sehen sehr schön aus. Nur ein wenig oft treten plumpe Nebel-Effekte auf. Unschön hingegen empfand ich jedoch das Design der jeweiligen Karte aus grosser Distanz. Hier sieht alles ein wenig verschwommen aus - Schade, da ein Grossteil des Spiels aus dieser Ansicht gespielt wird. Der Sound ist ebenfalls gut gelungen - das Gekreische der Soldaten wurde nett gestaltet. Immerhin wurde das Spiel komplett lokalisiert. Somit ist die Sprachausgabe deutschsprachig und ohne erwähnenswerte Mängel umgesetzt. Schade nur, dass sich von der Story her nichts ändern liess. Die Geschichte des feudalen Japans interessierte mich nicht wirklich, und wenn in drei Sätzen die japanischen Namen von sechs Offizieren mit Vor- und Zuname ausgesprochen werden, dann trägt das nicht zum Verständnis des Spielers bei, sondern irritiert noch mehr.

 

Fazit

von Jan Krause
'Kessen' sorgt für sehr viel Kurzweil - oder auch nicht. Wenn ihr Profi-Zocker seid, viel Geduld mitbringt und keine Probleme damit habt, etwas unfair verteilte Kämpfe auszutragen, bei denen Niederlagen keine Seltenheit sind, dann wird euch 'Kessen' Spass machen. Mir persönlich hängt das Spiel aber zu sehr vom Zufallsfaktor 'Glück' ab. Die komplette Kontrolle über so viele Truppen ist quasi nicht gewährleistet - nicht im Verlauf des Spieles. Auch sonst bietet 'Kessen' nicht sehr viele Möglichkeiten, um auf die Kämpfe direkt Einfluss zu nehmen. Im Grunde beschränkt sich das Spiel auf das Bewegen der Truppen in einer 'Brettspielansicht' und der Ausführung von Spezial-Manövern. Wie gesagt, die sonst sehr gut umgesetzte grafische Gestaltung wird sehr schnell öde, da die Animationen immer gleich sind. Dass das Spiel komplett lokalisiert wurde, muss man Electronic Arts zugute halten - sonst wäre das Spiel wohl noch schwieriger zu spielen. 'Kessen' ist der Begründer Echtzeitstrategie-Spiele auf der PlayStation 2 und hoffentlich mögen viele Nachfolger kommen, damit auch Konsolenspieler mit diesem bisher vernachlässigten Genre ihre Freude haben werden. 'Kessen' ist ein guter Anfang und für richtige Hardcore-Zocker empfehlenswert; keineswegs jedoch für Anfänger.  

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