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Test - Harry Potter und der Halbblutprinz : Die Filmumsetzung jetzt auch für PC

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Ebenso regelmäßig wie das Christkind erscheint jedes Jahr die Verfilmung eines neuen Harry-Potter-Abenteuers. Diesmal kommt der Zauberschüler dank Hollywoods merkwürdiger Marketing-Strategie allerdings mit einem halben Jahr Verspätung nach Hogwarts. Und neben dem Film zum Buch gibt es natürlich auch das Spiel. Für Fans ein Grund zur Freude, für alle anderen eher ein Graus. Wenn schon zwischen Buch und Film Abgründe klaffen, so verwässert die Umsetzung für Spieleplattformen die Geschichte meistens noch einmal. Wie wässrig ist wohl Harry Potter und der Halbblutprinz geworden?

Geschichte? Welche Geschichte?

Die Geschichte von Harrys sechstem Jahr in Hogwarts ist rasch erzählt - zumindest in diesem Spiel. Noch lieb- und zusammenhangloser wäre nur eine Erwähnung in wenigen Sätzen auf dem Cover gewesen. Die komplette Handlung des immerhin 600 Seiten starken Buches wird hier auf ein Dutzend Zwischensequenzen komprimiert. Zwar sind die meisten wirklich wichtigen Ereignisse enthalten, diese werden aber ohne Zusammenhang zu den Missionen erzählt. Wer das Buch nicht kennt und auf den Film gewartet hat, der bekommt hier die Höhepunkte schon vorweg serviert, ohne der Geschichte dahinter folgen zu können. Daher: Erst den Film anschauen und dann das Spiel spielen!

Na schön, ernsthaft zu erwarten war eine umfangreiche Umsetzung der Handlung ohnehin nicht, das war ja auch in den letzten Harry-Potter-Spielen nie der Fall. Immerhin standen die Missionen dort aber noch im Kontext zur Geschichte und brachten diese wenigstens teilweise voran. Davon kann in Harry Potter und der Halbblutprinz nicht mehr die Rede sein. Die Missionen wechseln sich ohne jeden Zusammenhang einfach mit den eingeschobenen Zwischensequenzen ab. Selbst das wäre vielleicht noch zu verzeihen gewesen, aber leider sind die Missionen als solche auch alles andere als spannend.

Mission Possible

Nun, das ist nicht ganz richtig. Spannend sie anfangs schon, allerdings gibt es derer nur drei, die sich dann den Rest des Spiels mit leicht gesteigertem Schwierigkeitsgrad einfach wiederholen. Zum einen wären da die Quidditch-Turniere und das Training. Hierbei fliegt ihr auf einer vorgegebenen Route dem goldenen Schnatz hinterher. Die einzige Herausforderung besteht darin, möglichst wenig Wegpunkte (in Form von Sternen, die ihr durchfliegen müsst) zu verpassen, um nicht an Tempo zu verlieren. Das ist nicht besonders schwierig, da euch das Spiel auf dem richtigen Weg hält und ihr euren Flug höchstens leicht korrigieren müsst.

Harry Potter und der Halbblutprinz - Launch Trailer
Der berühmteste Zauberlehrling der Welt, Harry Potter, stürzt sich in Harry Potter und der Halbblutprinz auch auf PC und Konsolen in ein neues Abenteuer. Passend zum bevorstehenden Start haben wir nun den Launch-Trailer für euch parat.

Dann wären da noch die Duelle. Habt ihr erst einmal eine Handvoll Zaubersprüche gelernt, die ihr entweder mit Mausgesten oder Bewegungen des Analog-Sticks ausführt, sind die Zweikämpfe keine wirkliche Herausforderung mehr. Selbst starke Gegner sind mit den immer gleichen Kombinationen leicht besiegt. Die einzig wirklich recht spannende und nicht immer ganz einfache Aufgabe stellt das Brauen von Zaubertränken dar. Hier müssen Zutaten in der richtigen (vorgegebenen) Reihenfolge gemischt, der Kessel muss erhitzt und das Ganze dann noch umgerührt werden. Das klingt erst einmal auch recht simpel, wird aber mit steigender Komplexität der Tränke und dem teilweise engen Zeitlimit zunehmend schwieriger.

Kurz und knapp

Spielt ihr das Spiel geradlinig durch, bekommt ihr nach ungefähr fünf bis sechs Stunden den Abspann zu sehen. Und das, obwohl der Titel durch das ständige Wiederholen der Aufgaben doch sehr gestreckt wirkt. Als Bonusaufgabe habt ihr noch jederzeit die Möglichkeit, durch das Einsammeln von Wappen, die überall in Hogwarts verstreut sind, Punkte zu ergattern, die dann einige Boni freischalten. Das dürfte zumindest für Fans einigermaßen interessant sein, da ihr wie schon im Vorgänger Hogwarts frei erkunden könnt. Außerdem können eure Flugkünste, die Duelle und das Mischen von Tränken jederzeit in den Clubs der vier Häuser trainiert werden.

Dem Erkunden von Hogwarts sind keine Grenzen gesetzt. Allerdings werden bestimmte Areale erst im Laufe des Spiels freigeschaltet. Das ist aber nicht weiter tragisch, da ihr euch nach dem regulären Spiel noch überall herumtreiben könnt. Das Gebäude und das Gelände sind dabei detailliert umgesetzt worden. Leider sind die Texturen ziemlich verwaschen und erwecken den Eindruck, als sei seit dem letzten Titel der Reihe in Sachen Grafik nichts passiert. Richtig gruselig wird es aber in den Dialogsequenzen, wenn die Charaktere wie ausgeschnittene Figuren vor dem Hintergrund agieren. Hier wurde wohl für das Multiplattformspiel die Qualität auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht.

Das gilt auch für die Steuerung. Dank des leichten Schwierigkeitsgrads ist der Titel zwar auch mit Maus und Tastatur einigermaßen zu spielen - Präzision ist aber was anderes. Da war wohl die Steuerung der Wii das Vorbild. Die Mausbewegungen sind dementsprechend ungenau. Beim Fliegen reagiert sie viel zu heftig und beim Duellieren rutscht euch schon einmal der falsche Spruch aus dem Zauberstab. Besonders unangenehm wird es aber beim Mischen der Zaubertränke. Aufgrund des Zeitdrucks verschüttet ihr dabei recht schnell einmal die Zutaten oder eine Rattenniere landet neben dem Kessel. Dank des tollen Soundtracks klingt das Spiel zumindest nicht schlecht. Die Originalsprecher der Hauptcharaktere wirken aber streckenweise gelangweilt.

Fazit

Stephan Fassmer - Portraitvon Stephan Fassmer
Niemand erwartet ernsthaft Wunder bei der Umsetzung eines Harry-Potter-Films. Aber dieses Mal haben die Entwickler fast schon eine Posteule abgeschossen. Die verhackstückte Geschichte wird zusammenhanglos erzählt. Es gibt lediglich drei unterschiedliche Missionen, die sich ständig wiederholen und zudem noch ungenau zu steuern sind. Trotzdem ist das Spiel extrem kurz. In Hogwarts frei bewegen, das konntet ihr auch schon im Vorgänger - mit derselben Grafik. Warum sollte man sich wohl so ein Spiel kaufen? Da gibt es zwei einigermaßen gute Gründe: 1. Ihr seid Harry-Potter-Fan und wollt einfach alles haben. 2. Harry Potter interessiert euch nicht, ihr wollt aber mitreden können und versucht, so wenig Zeit und Energie wie möglich in dieses Unterfangen zu stecken. Wer suchet, der findet vielleicht sogar noch mehr Gründe. Ich lese lieber noch einmal alle Bücher.

Überblick

Pro

  • frei zugängliches Hogwarts
  • Originalsprecher der Hauptcharaktere
  • guter Soundrack
  • Zaubertrank mischen ist unterhaltsam

Contra

  • lückenhafte Geschichte
  • immer gleiche Missionen
  • veraltete Grafik
  • anspruchslos
  • ungenaue Maussteuerung
  • sehr kurz

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