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Test - Fussball Manager 12 : Warten auf den Neubeginn

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Werte und Bewertungen

Natürlich sind nicht nur Taktik und Aufstellung entscheidend, es kommt vor allem auf die Werte der Spieler an. Was nutzt ein Robben, wenn der gerade so frisch ist wie eine 27 Jahre alte Orange. Was nutzt ein Götze, wenn der momentan in der Formkrise seines Lebens ist. Was nutzt ein Messi, wenn seine Moral völlig am Boden ist. Was nutzt der hochwertige Jungstar, wenn der nur eine Handvoll Spiele hinter sich hat, denn die Erfahrung der Spieler ist wichtig. Das Problem: Die Werte der Spieler verändern sich mitunter dramatisch und kaum nachvollziehbar.

Wir hatten beim Test Saisons, in denen eigentlich alles vernünftig lief. Wir hatten aber auch Saisons, in denen schlagartig sämtliche (!) Spieler in der entscheidenden Phase der Saison eine Formkrise hatten oder aus unbekannten Gründen die Spielerwerte massiv in den Keller gingen. Bei einzelnen Spielern ist das nachvollziehbar, aber gleich bei einer gesamten Mannschaft? Das mit der Moral ist auch so eine Sache. Nicht selten mussten wir Spieler erleben, deren Moral zu Boden ging, und wir rätseln immer noch, weswegen. Da fehlt es mitunter an Transparenz und Nachvollziehbarkeit und selbst die möglichen Spielergespräche boten keine Lösung. Die Krönung war, als einer unserer Spieler, der wirklich JEDES Spiel bestritten hat, sich am Ende beschwerte, dass er nicht oft genug eingesetzt wird. Moralverlust inklusive.

Ähnliches entdecken wir bei der Manager-Bewertung. Da übernahmen wir einen krisengebeutelten Schalke 04 - okay, das ist ja ab und zu nicht unrealistisch. Wir brachten den Verein aus dem unteren Mittelfeld auf einen soliden achten Platz, erreichten das Finale der Champions League - gegen Barcelona zu verlieren, ist keine Schande - und mussten uns damit abfinden, dass wir für das Nichterreichen der Saisonziele des vorherigen Trainers bestraft wurden. Obwohl wir unsere Ziele neu gesetzt hatten und gar keine Chance hatten, auch nur annähernd in die Nähe internationaler Ränge zu gelangen. Speziell weil wir vorher einen Regionalliga-Club betreut hatten. Ja verdammt, dann heuert uns doch nicht an! Die vier Jahre, die wir zuvor mit Reutlingen verbracht hatten, klappten da deutlich besser. Ziele, Forderungen und die „Belohnung“ für die Erfüllung haben da wenigstens halbwegs gepasst.

Viel zu überladen?

Ein Grund dafür mag sein, dass das Spiel mit viel zu vielen Gimmicks gespickt ist und mitunter viel zu überladen und aufgebläht wirkt. Mal ehrlich, der ganze Privatlebenkrempel ist zwar ganz nett, aber im Grunde unnötig. Und wozu bitte brauche ich die kleinen Miniaufgaben, die ich nebenher bekomme? Drei Unentschieden in Folge bestreiten. Einen Berg besteigen. Das bringt im Grunde gar nichts und ist einfach nur Ballast. Bright Future sollte sich wirklich eher darum bemühen, die grundlegenden Dinge auf Vordermann zu bringen, als dauernd Zeit für solche Mini-Features zu verschwenden. Dann lieber sinnige Features wie der gut überarbeitete Stadionausbau, Probetage für Nachwuchsspieler, Laktattests und die neuen Sponsorenverträge mit Premium- und Nebensponsoren, die tatsächlich eine echte Bereicherung des FM 12 sind.

Denn reduziert man den FM 12 mal um etliche Kleinigkeiten, ist er absolut kein schlechtes Spiel und man muss auch klar sagen, dass viele Fehler bei gelegentlichem Spielen kaum auffallen werden. Der Umfang ist immens, die Datenbanken sind wirklich gut und umfangreich. Die spielerischen Möglichkeiten sind gigantisch, egal, ob man solo oder zu viert spielt. Selbst die Live-Season mit aktuellen Ligadaten und die Simulation von echten Spielen sind wirklich nicht schlecht. Nur dass im Grunde keines dieser Features wirklich fehlerfrei funktioniert.

Okay, die Fehler sind nicht so immens, dass das Spielen an sich verhindert wird, sieht man mal von sporadischen Abstürzen ab. Aber es könnte alles so viel besser und ausgereifter sein. Das Problem dürfte am über Jahre zügellos gewachsenen oder besser: gewucherten Unterbau liegen, der immer wieder in alle Richtungen erweitert wurde, aber im Grunde nie hundertprozentig ausgereift war. Wenn man einen fehlerhaft zusammengenähten Fußball bis zum Gehtnichtmehr aufpumpt, platzt er halt irgendwann. Hier und da wird wirklich mal etwas neu (und gut) genäht, aber oft pappt Bright Future nur einen Klebestreifen drüber.

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp
Junge, Junge, der FM 12 macht es mir wirklich nicht leicht. Weder spielerisch noch wertungstechnisch. Wie gewohnt punktet das Spiel mit enormem Umfang und zentnerweise spielerischen Möglichkeiten, versaut sich den guten Eindruck aber über längere Sicht durch eine Vielzahl an Fehlern, auch wenn die meisten richtig dicken Brocken beseitigt wurden. Erstkäufer können damit sogar richtig glücklich werden, denn der Großteil der Macken ist zumindest nicht spielbehindernd oder fällt erst nach mehreren Saisons auf. Abstiegskampf, Aufstiegsjubel oder Pokalspannung werden reichlich geboten und es gibt genug Gelegenheit zum Mitfiebern. Wer allerdings den FM 11 schon sein Eigen nennt, kommt ins Grübeln. Denn im Grunde ist der FM 12 nicht viel mehr als ein FM 11 mit einigen Updates und wenigen, aber sinnvollen Ergänzungen. Doch gerade im Langzeitbetrieb über mehrere Saisons zeigen sich zunehmend Fehler und Schwächen, die schon lange bekannt und immer noch nicht behoben sind. Die behindern zwar nicht den Spielfluss, sind aber ärgerlich und können schon mal eine Saison verhunzen. Zumindest kann ich Bright Future die Empfehlung geben, vielleicht mal ein oder zwei Jahre auszusetzen und das ganze Ding von Grund auf neu zu programmieren. Es hat sich bei FIFA gelohnt. Es hat sich bei NHL gelohnt. Warum also nicht mal beim FM? Denn ich habe die Vermutung, dass durch das jahrelange Wachstum des Fussball Managers ein aufgeblähtes Monster entstanden ist, dessen Fehler trotz allen guten Willens gar nicht mehr behoben werden können. Liebes Bright-Future-Team, bitte zieht eure Lehren aus den Dingen, die ihr richtig gemacht habt (das sind schließlich gar nicht so wenige), und baut darauf einen neuen Fussball Manager auf. Entschlackt, dafür aber mit soliderer Basis. Bleibt noch die Wertung, und die fällt mir nach einer Woche fiebern, jubeln, fluchen und verzweifeln wirklich schwer, denn in den Momenten, wenn die Fehler nicht greifen, ist das Spiel großartig, in den anderen Momenten zum Verzweifeln. Und so ist die Wertung im Grunde ein ganz persönliches und subjektives Konstrukt aus all meinen Erfahrungen und Erlebnissen während einer Woche des Testens - mit einem ganz deutlichen Hinweis darauf, sich Test und Fazit gründlich durchzulesen.

Überblick

Pro

  • durchaus realistische Team-Stärken
  • 3-D-Modus deutlich verbessert
  • Kaderanalyse sorgt für bessere, aber immer noch nicht perfekte Transfers
  • immens umfangreich
  • viele spielerische Optionen
  • ordentliche Live-Season
  • Hotseat und Multiplayer gut spielbar
  • Spielerwerte nicht mehr so überzogen
  • sinnvolles neues Sponsoring
  • gefälliger Stadionausbau
  • Training wieder auf Tagesbasis

Contra

  • sporadische Abstürze
  • häufige Fehler im Textmodus
  • Saisonergebnisse teilweise überzogen
  • kaum Neuerungen
  • einige nicht nachvollziehbare Transfers
  • Reaktionen von Spielern manchmal nicht nachvollziehbar
  • stark schwankende Mannschaftswerte
  • Aktionen der Assistenten oft nicht sinnvoll
  • viele kleinere Bugs
  • vieles wirkt zu zufällig

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