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Special - Final Fantasy VII & Final Fantasy XII : Auf Switch erlebt: Machen die Klassiker noch Spaß?

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13 Jahre ist Final Fantasy XII alt und ganze 22 Jahre hat Final Fantasy VII auf dem virtuellen Buckel. Für Videospiele sind das Ewigkeiten, in denen sich sowohl technisch als auch spielerisch enorm viel getan hat. Dennoch bringt Square Enix beide Titel auf die Switch. Haben die Rollenspielopas dem Jungvolk überhaupt noch etwas entgegenzusetzen?

- Damals -

1997 steht die Playstation in voller Blüte. In den zwei Jahren ihres Bestehens kann Sony praktisch der ganzen Welt klarmachen, dass an der „Playsi“ kein Weg mehr vorbeiführt, wenn es um Spielkonsolen geht. In allen relevanten Genres verfügt Sony über erstklassige Titel, die der Konkurrenz voraus sind: Ridge Racer, Tekken, Crash Bandicoot und Co. sehen nicht nur grandios aus, sondern spielen sich auch so. Auf den ersten Blick hat Sony alles im Griff und keinen Grund zur Sorge.

Nur ein Bereich startet nicht so richtig durch, und der hat großes Gewicht: Rollenspiele. Selbst das technisch rückständige Super Nintendo steckt die PS1 in dieser Hinsicht in die Tasche. Daran hat Square (noch ohne Enix) mit Perlen wie Breath of Fire, Chrono Trigger und der Final-Fantasy-Serie einen massiven Anteil. Square und Nintendo, das gehört bereits seit dem NES untrennbar zusammen. Doch dann kommt es Mitte der Neunziger plötzlich zum Bruch zwischen den beiden Unternehmen.

Square plant nämlich Großes und dafür bieten die grauen Module, an denen Nintendo festhält, zu wenig Speicherplatz. Da kommt die angesagte Playstation genau richtig, denn sowohl ihre Hardware als auch die CD-Rom als Datenträger sind das, was Square braucht. Die Kombination erlaubt üppige Zwischensequenzen, feine 3-D-Grafik und einen Soundtrack in Konzertqualität. Genau das sollen die Zutaten für Final Fantasy VII sein.

Über ganze drei Discs erstreckt sich das Epos um den Söldner Cloud Strife. Dieser wird ungewollt in den Konflikt zwischen der Rebellenorganisation Avalanche und dem riesigen Konzern Shin-Ra hineingezogen, dessen Machenschaften die Existenz des gesamten Planeten bedrohen. Die Geschichte entwickelt sich zu einem ausgewachsenen Drama mit spannenden Charakteren und emotionalen Momenten.

Aber nicht allein die Story haut vom Hocker, sondern auch der Spielablauf. Dabei transportiert Square die bekannten rundenbasierten Kämpfe nahezu perfekt in die noch junge 3-D-Ära. Die Inszenierung ist umwerfend – so effektreich und detailliert wird kein anderes RPG dieser Zeit präsentiert! Einige Kniffe beim Kampfsystem und natürlich das permanente Leveln der eigenen Party motivierten unfassbar.

Final Fantasy VII verpasst dem gesamten Rollenspielgenre einen riesigen Schub. Squares Meisterstück begeistert selbst Leute, die vorher nichts von Rollenspielen wissen wollten. Obwohl die Reihe schon jahrelang existiert, wirkt es so, als hätte Square mit einem grandiosen Einstand gerade eine neue Marke aus der Taufe gehoben. Teil 7 diente fortan als Gradmesser – nicht nur für weitere FF-Spiele, sondern für das gesamte Genre.

Meine Zeit mit Final Fantasy VII

Natürlich spiele ich Final Fantasy VII, weil es in jeder Hinsicht Grenzen sprengt. Über Wochen ist es ein brennend heißes Thema auf dem Schulhof, im Sportverein und im Freundeskreis. Die meisten zocken es selbst, und wer keine Playstation besitzt, geht eben zu einem Kumpel, um Cloud, Aeris und Co. auf ihrem Abenteuer zu begleiten.

Einfach alles an dem Spiel ist besonders. Schon als Cloud gleich zu Beginn aus dem Zug springt, flippe ich fast aus. Und die Begeisterung nimmt nicht ab. Ich kenne und liebe die SNES-Größen wie Secret of Mana, aber das hier erscheint wie pure Magie! Jede Situation sauge ich auf, genieße jeden Kampf und versinke in einer Geschichte, die wie für einen Kinofilm gemacht scheint.

Vorher hat mich kein Spiel emotional derart mitgenommen. Tolle Spiele gibt es natürlich viele, aber keines verläuft so denkwürdig und mitreißend wie Final Fantasy VII. Verpackt in grandiose Grafik und mit einem unfassbar genialen Soundtrack unterlegt ist es ein Spiel, das man niemals vergisst.

Die Switch-Erfahrung

Anders als bei vielen anderen Games, die ich als Kind geliebt habe, krame ich Final Fantasy VII danach jedoch nicht mehr aus der Retrokiste. Der Grund dafür ist simpel: Es handelt sich um ein Spiel in Polygonoptik, und die altert bekanntlich sehr, sehr schlecht. Was 1997 total angesagt ist, sieht schon fünf Jahre später beinahe mies aus, weil sich 3-D-Grafik einfach ständig verbessert. Aus Angst, mir die schönen Erinnerungen zu zerstören, lasse ich Final Fantasy VII links liegen. Es genügt mir zu wissen, dass es da ist und gespielt werden könnte.

Mittlerweile sind 22 Jahre vergangen. In Sachen Grafik habe ich Dinge gesehen, die ich mir als Kind nicht mal auf dem Holodeck der Enterprise hätte vorstellen können. Also ist alles, was ein paar Jahre alt ist, beinahe automatisch Steinzeitgrafik. Als ich Final Fantasy VII auf der Switch starte, bin ich deshalb auf das Schlimmste gefasst.

Sehr überraschend störe ich mich aber kaum an der Grafik. Klar, an heutigen Maßstäben gemessen ist sie beschissen – sowohl auf dem Fernseher als auch im Handheldmodus. Da macht die nun höhere Auflösung nichts mehr wett. Doch mein Kopf bringt mich irgendwie zurück ins Jahr 1997. Final Fantasy VII muss so aussehen, denke ich. Vermutlich wird es mir schwerer fallen, mich an die Grafik des kommenden Remakes zu gewöhnen als an die klobige und verwaschene Optik von damals.

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Zu diesem Feeling trägt auch der Soundtrack mächtig bei. Er ist für mich nach wie vor eine Ansammlung von Sahnestücken. Da kann ich die Switch zur Seite legen, die Kopfhörer aufsetzen und ihn einfach nur genießen. Dabei wird wieder meine Retrohirnregion aktiviert. Sicherlich bieten spätere Serienteile und diverse andere Spiele besser arrangierte Musikstücke. Nur verbinde ich damit nicht die schönen Stunden, die ich einst mit Cloud, Barret, Tifa und den anderen hatte. Ich muss nur ein paar Sekunden reinhören, schon bin ich glücklich und 20 Jahre jünger.

Spielerisch sieht die Sache anders aus. Hier muss ich mir nichts schönreden, sondern bekomme ein Kampfsystem, das noch heute geschliffen und funktionell ist. Klassisch-rundenbasiert trifft hier den Nagel auf den Kopf – das machen selbst viele heutige Rollenspiele weder schlechter noch besser. Selbst wer das Spiel nicht kennt, dürfte sich angesichts der klaren Linie schnell zurechtfinden und die Griffigkeit schätzen. Selbstverständlich verzichte ich darauf, die Zufallskämpfe abzuschalten. Solch neumodischen Kram mag ich nicht, denn überraschend auf Gegner zu treffen, ist einfach ein untrennbarer Bestandteil dieses RPG-Erlebnisses.

Meine Befürchtungen, mir die wohligen Erinnerungen zunichtezumachen, haben sich nicht bestätigt. Ich habe auf Anhieb wieder Spaß mit Final Fantasy VII. Doch kann ich das Spiel jemandem empfehlen, der bislang keinerlei Berührung damit hatte? Nur bedingt. Spielerisch hat es nach wie vor seine Stärken, aber abgesehen davon ist es für junge Menschen sicher nicht mehr als ein sehr altes Rollenspiel, das mies aussieht.

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