Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Preview - F1 22 : Eine neue Formel für die Formel 1

  • PC
  • PS5
  • PS4
  • XSX
  • One
Von  |  |  | Kommentieren

Nicht nur neue, sondern auch unzweideutig formulierte Regeln prägen den Ablauf des neuen Formel-1-Rennzyklus. Nach der Farce des Saisonfinales 2021, die den Sport bei Rekord-Zuschauerzahlen viel Ansehen gekostet hat, war das dringend notwendig. Aber auch Codemasters entschied sich, der zugehörigen Videospielumsetzung ein schärferes Profil zu verschaffen. Die Aussage, F1 22 könne der beste Ableger der Serie werden, ist mehr als nur eine Floskel.

Sie läuft noch nicht besonders lang, aber bisher entpuppt sich die aktuelle Formel-1-Saison als eine der spannendsten. Mercedes kämpft unerwartet mit Sand im Getriebe, Ferrari dominiert nach ein paar Jahren der Schwäche wieder das Feld und lässt dank gleicher Motoren die Moral des Haas-Teams aufleben, während Red Bull mit schwächerer Technik aber eisernem Willen hinterherhechelt.

Vieles dieser Entwicklung ist den neuen Designvorgaben der Formel-1-Fahrzeuge geschuldet. Kompakteres Chassis mit neuer Aerodynamik, größere Reifen und neue Gewichtsverteilung ändern die Leistungsdaten der Wagen erheblich. Allerdings macht das einigen Rennställen zu schaffen. Der Ausdruck Porpoising – also das ständige Auf- und-ab-Wackeln des Fahrzeugs aufgrund eines Boden-Ansaugeffekts – ist in aller Munde. Auch in Codemasters’ Videospielumsetzung?

Endlich VR

Nein, in F1 22 gibt es kein auffälliges Porpoising, und das ist gut so, denn mit der Nachstellung dieser besonders wackeligen Fahrzeugansicht würde man sich wahrscheinlich sämtliche Enthusiasten vergraulen, die seit Ewigkeiten nach einer Unterstützung für VR-Brillen verlangen. Ausgerechnet jetzt, da Oculus Rift, HTC Vive und Co. zum Einsatz kommen, wäre das eine unwillkommene Brechreiz-Garantie.

Wie gut der neue VR-Modus funktioniert, konnten wir leider noch nicht vollumfänglich testen, denn sobald wir im virtuellen Cockpit saßen, war ruckzuck Feierabend. Mehr als fünf oder sechs Sekunden hielt die Ansicht in unserer Vorschau-Fassung von F1 22 nicht durch, bevor das Bild einfror. Zudem gab es bei uns schon im Steam-Startmenü immer wieder Probleme bei der Erkennung der Oculus-Hardware. Da andere VR-Spiele bei uns tadellos funktionieren, gehen wir von einem Bug der Vorschau-Fassung aus. PSVR wird derweil nicht unterstützt, das virtuelle Cockpit-Erlebnis bleibt PC-Gamern vorbehalten.

Für einen frühen Eindruck genügten die fünf Sekunden 3D-Ansicht in der Boxengasse aber allemal. Da die Technik dahinter aus der Dirt-Serie übernommen wurde, überraschte uns die sehr stabil wirkende Cockpit-Darstellung kaum. Alles wirkt massiv und die Größenverhältnisse gehen absolut in Ordnung. Tatsächlich wurde uns durch das Einfrieren der 3D-Grafik (mitsamt einer ungewollten Verschiebung der Kameraposition) sogar Einblick auf Details gewährt, die man im normalen Spiel nie zu Gesicht bekommt. Beispielsweise die feinen Stickereien auf den Rücken der Fahrer-Overalls.

Nun, eines können wir schon ganz genau beurteilen, nämlich die Bedienung der VR-Umgebung. Die Menüs des Spiels zeigt der neue Modus in einer Art Kino-Ansicht inklusive einer Bedienungsleiste unterhalb der virtuellen Leinwand. Das ist praktisch, denn wer mit einer VR-Brille auf dem Kopf ein Lenkrad bedienen möchte, will nicht noch zusätzlich mit den Joypad-Einheiten von Rift oder Vive hantieren. Leinwandvergrößerung oder Formatänderungen veranlasst man daher durch längeres Anstarren eines Bedienelements, bis sich ein Anzeige-Balken voll aufgeladen hat. Das erinnert ein wenig an Menüs aus der Kinect-Ära, mit dem Unterschied, dass man nun den Neigungswinkel des Kopfs zum Einstellen verwendet und nicht die Hände. Funktioniert ausgezeichnet.

Druck auf den Reifen

Egal ob mit oder ohne VR, Veteranen werden dieses Jahr ganz schön Augen machen. Angesichts der abermaligen Cross-Gen-Veröffentlichung hat sich grafisch wenig getan, allerdings schraubt Codemasters an vielen anderen essenziellen Stellen, die der Serie einen neuen Anstrich verleihen sollen.

Das Wichtigste zuerst: Ein neues Fahrmodell wird eingeführt, dessen Fahrgefühl sich kaum noch mit dem der Vorgänger vergleichen lässt. So intensiv wie bei F1 22 spürte man die Reifenhaftung noch nie. Was Joypad-Piloten nur anhand des Fahrzeugverhaltens bemerken werden, geht Lenkrad-Nutzern heftig in beide Oberarme, denn das Force-Feedback fühlt sich ungewohnt schwer und träge an. Eine gute Entwicklung, schließlich bemerkte man in früheren Iterationen die Gegenwehr des Fahrzeugs fast nur beim Einlenken in Kurvenrichtung. Nun ist es egal, ob man in die Kurve einlenkt oder das Lenkrad zurück in die neutrale Position bringt – man spürt immer, wie der Belag der Reifen buchstäblich auf dem Asphalt klebt.

Enthusiasten dürften sich über das stärkere Lenkgefühl freuen. Es bringt F1 22 unzweifelhaft ein wenig näher an echte Sim-Ansprüche heran. Dazu gehören auch Anpassungen im Renngeschehen. So darf man nun das Auto nach der Einführungsrunde eigenhändig an der Startmarkierung positionieren, um eine aktive oder passive Startstrategie einzuleiten. Ähnlich verhält es sich bei Pit Stops, bei denen man nun manuell parkt. Je geschickter man das schafft, desto schneller kann die Boxencrew ans Werk gehen. Im umgekehrten Fall verzögert sich nicht nur der Reifentausch, auch Fehler bei den Handgriffen der Boxencrew werden wahrscheinlicher. Ein Faktor, der bei E-Sports-Meisterschaften und Online-Rennen die Spannung erhöhen dürfte.

Der allgemeine Schwierigkeitsgrad bleibt davon unberührt. Altbekannte Fahrhilfen sowie eine neue (optionale) adaptive KI, die sich an euer Talent anpasst, ermöglichen selbst blutigsten Anfängern einen reibungslosen Einstieg sowie stets spannende Rennen. Wer die Einführungsrunde überspringen will, darf das nach wie vor in den Menüs einstellen. Neu ist lediglich, dass die Einführungsrunde daraufhin in einer TV-Ansicht automatisiert werden kann, damit dieses ritualartige Einstimmen auf das Rennen nicht einfach wegfällt.

Andere Anpassungen mögen eher kosmetischer Natur sein, schmecken aber trotzdem nach einer Rundumerneuerung. Neue Intros für die Strecken, neue (englische) Kommentatoren, ein erweiterter Lack-Editor und weitere Kleinigkeiten sollen garantieren, dass sich das neue F1 nicht „wie immer“ anfühlt.

Mehr Drumherum

Wir sind allerdings noch nicht hundertprozentig sicher, ob alle Maßnahmen, die das bewerkstelligen sollen, sinnvoll sind. Da wäre zum Beispiel die Einrichtung eines eigenen Heim-Bereichs samt Möbel-Deko, Freizeit-Kleidung für den Avatar, einem Trophäen-Schaukasten und anderen persönlichen Gegenständen, die Online-Besucher bestaunen sollen.

Puh, ob F1 22 das jetzt unbedingt brauchte, könnte man lange ausdiskutieren. Ein Ausgleich für den diesjährig fehlenden Story-Modus kommt dadurch nicht zustande, und wir haben das Gefühl, dass hier verzweifelt nach Möglichkeiten gesucht wird, Kunden zum Erwerb von Pit-Coins zu überreden. Oder der sogenannten Champions Edition des Spiels, die abseits eines früheren Zugangs auch Boni wie ein Starter-Kit für den personalisierten Bereich beigelegt wird.

F1 22 - Miami Hot Lap Trailer

Das Video zeigt euch echtes Gameplay auf der Rennstrecke in Miami.

Wer weiß, vielleicht ergibt sich ja auf lange Sicht ein weiterer Spaßfaktor daraus. Wir werden das bis zur Veröffentlichung der Vollversion gegen Ende Juni (Champions Edition) beziehungsweise Anfang Juli (Standard Edition) weiter beobachten.

Deutlich amüsanter, aber ebenfalls leicht bizarr empfanden wir die Möglichkeit, abseits des zentralen Renngeschehens in andere Fahrzeuge zu steigen. Etwa in die Safety-Cars oder freischaltbare Super-Cars, die man in Show-Events wie etwa den Pirelli Hot Laps über den Asphalt jagt. Solche Show-Events gehören auch im echten Leben zur Formel-1-Show, sind also keine unrealistische Zugabe, haben aber mit der Meisterschaft nichts zu tun. Auch hier können wir uns des Gefühls nicht verwehren, man suche bei Codemasters (oder vielleicht eher bei EA?) zwanghaft nach Features, die man in irgendeiner Weise ausschlachten kann. Aber zumindest hat es etwas mit Fahren zu tun.

Könnte dichinteressieren

Kommentarezum Artikel