Test - F.E.A.R. 2: Project Origin : Alma ist wieder da!
- PS3
- X360
Kein gutes Horrorspiel, aber ein richtig guter Ego-Shooter
„Das hört sich nach einer Enttäuschung an, wieso gibt der Herr Altenheimer dann 80 Prozent Spielspaß?", fragt der skeptische Leser. Die Frage ist leicht zu beantworten: So enttäuschend der Story- und Horrorkern auch sein mögen, rein als Shooter betrachtet funktioniert F.E.A.R. 2 prächtig. In einem Punkt ist er seinem Vorgänger sogar um Meilen voraus: Endlich latscht ihr nicht zu 90 Prozent in einem Bürogebäude herum, sondern habt es gleichermaßen mit Freiluft-Settings inklusive Schulen, U-Bahn-Schächten und Ruinen zu tun. Aufgrund der heftigen Explosion ganz am Anfang des Spiels erinnert das Gesamtwerk an eine Mischung aus Silent Hill und Fallout 3. Die Grafik markiert bestimmt keinen technischen Meilenstein, jedoch haben die künstlerischen Leiter sehr gute Arbeit geleistet und von der Architektur her ein erschreckend glaubwürdiges Setting gebastelt.
Die Soldaten von Armacham sind nicht ganz so vielschichtig, was ihr Äußeres anbelangt. Aber sie ärgern euch mit einer für Genre-Verhältnisse überdurchschnittlichen K.I. Besonders ihr Talent der Deckungnahme ist beeindruckend, genauso wie ihre Schussfreudigkeit. Ohne die Bullet-Time-Fähigkeit, die ihr ab Kapitel zwei zugestanden bekommt, wäre F.E.A.R. 2 unmenschlich schwer. Doch weil ihr alle halbe Minute eure Umgebung auf Zeitlupe schalten dürft, spielt sich der Shooter beinahe schon zu leicht. Im mittleren der drei wählbaren Schwierigkeitsgrade starben wir ungefähr fünf Mal in gut acht Spielstunden.
Mutantenähnliche Freaks und diverse Geisterwesen erweitern das Feindbild um eine übernatürliche Komponente. Ihr plötzliches Erscheinen und ihre flotten Nahkampfsprünge sollen ganz klar Angst und Schrecken verbreiten. Allerdings gelingt auch dies nicht, weil erneut die Bedrohung zu frühzeitig durch diverse Licht-, Schatten- und Toneffekte angekündigt wird. Richtig nervig sind jene von Alma gesandten Schergen, die herumliegende Leichen in Zombies verwandeln können. Ihre Ausdauer beziehungsweise ihr Lebensenergievorrat ist eine Spur zu hoch angesetzt, weshalb diese Kämpfe nerven.
Größere Geschütze
Spielerisch gesehen neu im Vergleich zum Vorgänger ist nur ein Element: Ganz selten nehmt ihr in einer kleinen Mech-Einheit Platz und siebt dank unendlich viel Munition eure Gegner im Sekundentakt zu Brei. Andersherum stellt ein feindlicher Mech kaum eine Bedrohung dar, weil jedes Mal in direkter Nähe ein Raketenwerfer für euch herumliegt. Allgemein erfreut das Waffenarsenal mit einer soliden Vielfalt, die vom Schrotgewehr bis zum Laser sowie unterschiedlichen Granatentypen reicht.
Die Spielbarkeit ist einwandfrei, jedenfalls gibt es nur wenige Konsolen-Shooter, die sich wirklich besser steuern lassen oder ein packenderes Kampf-Feeling vermitteln. Dank des Bullet-Time-Features sollten auch mausverwöhnte PC-Zocker mit dem Controller der Konsolenversionen zurechtkommen, schließlich habt ihr genügend Zeit zum Zielen. Wir raten in diesem Zusammenhang dringend, gleich auf den Kopf des Gegenübers zu zielen: Dort ein, zwei gezielte Treffer platziert und schon fällt fast jeder böse Armacham-Söldner um. Andersherum verbratet ihr ein halbes bis ein ganzes Magazin, wenn ihr es im Brustkorbbereich versucht.
Lauer Mehrspieler-Spaß
Multiplayer-Freunde werden nur wenig jubeln: Die sechs vorhandenen Spielmodi klauen fleißig von der Konkurrenz, genauer gesagt vom schnöden Deathmatch bis hin zum Mini-Counterstrike inklusive Bomben-Legen-Bomben-Entschärfen-Prinzip. Diese Inspirationslosigkeit ist kein Weltuntergang, denn nicht jeder Shooter muss gleich einen frischen Spielmodus erfinden. Doch trotzdem merkt ihr, dass die Entwickler diesen Part mit wenig Liebe angepackt haben. Das Design der Maps ist bemerkenswert steif, langweilig und öde. Speziell im Vergleich zu den Settings in der Singleplayer-Kampagne wirkt die Grafik ein bis zwei Jahre älter und die Levelarchitektur einfallsloser.
Kommentarezum Artikel