Test - Evergrace : Evergrace
- PS2
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Werdet ihr hingegen verletzt, wird diese Anzeige kürzer, so dass ihr zwar schneller komplett aufgeladen seid, dafür aber selbst bei 100 Prozent voller Anzeige schwächer angreift. Wurdet ihr mehrere Male verletzt oder stürzt in einen bodenlosen Abgrund, heißt es Game Over. Diese Anzeige verbraucht es übrigens auch für Sprints so dass die Figur alle paar Meter wieder anhalten und verschnaufen muß, wenn sie nicht in langsamen Schrittempo durch die weitläufigen Szenarien spazieren will.
Dies ist auch ein entscheidendes Element beim Kampf, denn wenn ihr schnell in die Nähe eines Gegners rennt, seid ihr bereits geschwächt und könnt nicht mehr mit voller Kraft angreifen. Attackiert ihr mit eurer Waffe den Gegner könnt ihr euch kurzzeitig nicht bewegen. So müßt ihr immer ganz genau überlegen, wann ihr angreifen wollt und gut mit eurer Energie und dem Zustand haushalten. Diese Anforderung wird durch eine schwammige Kollisionsabfrage und träger Steuerung leider noch zusätzlich erschwert.
Wie in diesem Genre üblich, durchkämpft ihr aber nicht nur die Flora Rieubanes, sondern betretet auch Schlösser, Höhlen und sonstige Dungeons. Außerdem trefft ihr auch auf verschiedene Charaktere, die die Handlung vorantreiben. Ihr müßt auch immer mal wieder typische Schalter- und Schlüsselrätsel lösen, die sich teilweise über mehrere Stockwerke in einem Dungeon erstrecken. Nebencharaktere kommen hingegen im Vergleich zu anderen Rollenspielen eher wenig vor - auch Zwischensequenzen (hier in Echtzeitgrafik) sind bei 'Evergrace' recht spärlich gesät. Dafür trefft ihr ab und zu auf Bücher und Schriften, die euch Hinweise zur Story oder zu Rätsel geben.
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Was dieses Rollenspiel neben dem komplexeren Kampf vom Action-Adventure-Genre abhebt, ist die umfangreiche Ausrüstungsoption und die Charakterwerten. Die Spielfigur besitzt nämlich fünf Charakterparameter (Kraft, Energie, Intelligenz, Widerstand und Glück), die sich natürlich direkt auf die Verfassung der Figur und dessen Kampf auswirkt. Des weiteren gibt es noch zusätzlich Angriffsparameter, nämlich Schlag, Stoss, Wurf, Blitz, Baum, Flamme und Eis. Diese Werte werden verändert, in dem ihr im Shop Ausrüstungsgegenstände wie Helm, Wams, Stiefel oder Waffen kauft. So bestimmt ihr je nach Zusammenstellung der Ausrüstung, wo die Stärken von Darius oder Sharline liegen und welche Spezial-Angriffe ('Palmira-Attacken' genannt) sie im Kampf ausführen können.
Witzigerweise sind die unterschiedlichen Items angelegt auch an der Figur im Spielgeschehen sichtbar - zur Not muß halt auch mal ein Kochtopf als Helm genügen. Den Shop müßt ihr aber nicht nur besuchen, wenn ihr Ausrüstungsgegenstände oder andere Goodies wie Energieflaschen kaufen wollt. Leider nutzen sich Waffen und Rüstung im Kampf rasch ab, so dass ihr sie im Shop immer mal wieder reparieren lassen müßt, damit sie überhaupt noch was nützen. Darüber hinaus überläßt euch der Verkäufer gegen etwas Bares Hinweise zu den Gegnern.
Den Spielstand abspeichern könnt ihr nur an blauen Kristallen, auf die ihr ab und zu trefft. Nur bei diesen könnt ihr auch in den Shop gelangen und euren Status überprüfen. Hier dürft ihr auch zwischen den beiden Hauptfiguren Darius und Sharline hin- und herwechseln. Allerdings überkreuzen sich deren Handlungen nicht und sie begegnen sich auch nicht - schade, mit der Idee des Figuren-Switchings hätte man leicht einige interessante Puzzles einbauen können. Außerdem nervt schon bald, dass nach jedem Tod eurer Spielfigur der letzte Spielstand erst langwierig geladen werden muß.
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Was sich in der Theorie mit dem komplexen Inventory nach interessanter Rollenspiel-Kost anhört, entpuppt sich in der Praxis allerdings als mühsames 08/15-Abenteuer. Denn bei 'Evergrace' hapert es beim Leveldesign und beim Gameplay ganz gewaltig. Im Gegensatz zu den meisten anderen Rollenspielen werdet ihr zu Beginn des Spiels mit den Eigenheiten der Menüs und Kampfsystems hier überhaupt nicht eingeführt. So muß der Spieler nicht nur selber alles mühsam herausfinden (die Anleitung hilft da auch nicht großartig weiter), sondern muß dazu den Weg und die nächste Aufgabe selbst suchen. Hilfreiche Hinweise, ungefährliche Gegner und Tutorials, die den Einstieg erleichtern, gibt es überhaupt nicht - purer Frust ist also nicht nur bei Genre-Neulingen angesagt.
Das Ganze wird durch die schon erwähnte träge Steuerung und die lahme Kameraperspektive nicht gerade besser. Schade, dass der Titel dann trotz komplexer und vielversprechender Hintergrundstory im eigentlichen Spielgeschehen nicht einmal spannende Handlungsstränge oder motivationsfördernde, umfangreiche Storywendungen bietet. Leider kann der originelle Ansatz mit der Analogfähigkeit der Actionbuttons - um so stärker ihr diese drückt, um so kräftiger schlägt euer Held zu - in der Hektik des Kampfgeschehens und in Verbindung mit der umständlichen Energieleiste ebenfalls nicht so recht überzeugen.
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Die Grafik des Spiels geht in Ordnung, kommt aber längst nicht an den eigentlich zu erwartenden PS2-Standard heran. Figuren, Gegner und Objekte sind sehr schlicht gestaltet und sparsam animiert, während die Umgebung zumindest hin und wieder mit hübschen Details wie Torbögen, Bäumen oder Springbrunnen positiv auffällt. Dafür müßt ihr langweilig texturierte Böden und Wände in Kauf nehmen und auch das berüchtigte Bildflimmern ist oftmals zu sehen. Immerhin wird das Auge vor häßlichen Clipping-Fehler verschont, Frameeinrüche sind selten und vereinzelte Effekte bei Zauberattacken wissen durchaus zu gefallen.
Nichts negatives gibt es hingegen beim Sound zu berichten. Vor allem die verschiedenen Musiken passen sehr schön zum mittelalterlichen Fantasy-Ambiente und zur jeweiligen Umgebung. Dazu kommt eine gute deutsche Synchronisation, was ja leider keine Selbstverständlichkeit ist. Die Soundeffekte klingen auch alle passend, dürften allerdings etwas zahlreicher sein.
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